Türkei-Krise und US-Sanktionen Politisch angespannte Weltlage drückt Dax

Frankfurt/Main · Die Türkei-Krise und andere internationale Konflikte haben den deutschen Aktienmarkt am Freitag mit voller Wucht erfasst. Dax, MDax und TecDax sanken deutlich.

Der Dax fiel zeitweise um 2,25 Prozent und erreichte bei 12.390 Punkten den tiefsten Stand seit fünf Wochen. Am Ende verlor er noch 1,99 Prozent auf 12.424,35 Punkte. Im Wochenverlauf drückte ihn dies mit etwa 1,5 Prozent ins Minus.

Börsianer machten erneut auf die internationalen Handelskonflikte aufmerksam. Vor allem trübte der rasante Verfall der türkischen Lira die Stimmung. „Die Angst vor einer Zahlungsbilanzkrise greift um sich“, sagte Claudia Windt von der Helaba.

Für den MDax der mittelgroßen deutschen Unternehmen ging es am Freitag um 1,16 Prozent auf 26 671,70 Punkte nach unten. Der Technologiewerte-Index TecDax sank um 0,84 Prozent auf 2923,12 Punkte.

Die politischen Krisenherde weltweit dürften Anleger auch in der neuen Börsenwoche beschäftigen: „Für den Dax könnten unangenehme Wochen bevorstehen. Investoren sollten sich darauf einstellen, dass das perfekte Umfeld für Aktien langsam zu Ende geht“, sagte Daniel Saurenz von Feingold Research. Damit bezog er sich auf die schwelenden Konflikte, die sich neben China, dem Iran und den Brexit-Verhandlungen neuerdings vor allem um die Türkei drehen. Er hält es für möglich, dass „die Aktienampel weltweit bald von grün auf gelb umspringt“.

Auch Investmentanalyst Frank Klumpp von der LBBW zufolge dürfte ein „erneutes Aufbäumen“ in der kommenden Handelswoche schwierig werden. Demnach sind die vor allem in den USA sehr gut ausgefallenen Unternehmensberichte bereits in den Aktienpreisen berücksichtigt, während von politischer Seite Gegenwind drohe. Vor allem die heftige Abwertung der türkischen Lira hinterlässt an den Finanzmärkten ihre Spuren. Die Währung erreichte zuletzt Rekordtiefs zum Euro und zum US-Dollar.

„Die rasante Abwertung der Lira lässt eine Zahlungsbilanzkrise immer wahrscheinlicher werden“, sagt Klumpp. „Präsident Erdogan scheint hier kein beherzter Krisenmanager zu sein.“ Die Märkte und insbesondere Bankenaktien in Spanien und Frankreich hatten sich davon am Freitag anstecken lassen. „Böse Erinnerungen an die Verwerfungen um Griechenland werden wach“, warnt Saurenz.

Auch im Rest Europas wirkten sich die internationalen Krisen auf die Finanzwelt aus: Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor 1,94 Prozent auf 3426,28 Punkte. Die Länderindizes in Frankreich und Großbritannien konnten sich dem Druck nicht entziehen, wenngleich die Verluste vor allem beim Londoner FTSE 100 deutlich kleiner ausfielen. In New York stand der Dow Jones Industrial zum Handelsschluss in Europa mit etwa 0,7 Prozent im Minus.

Einem Medienbericht zufolge sorgt sich inzwischen auch die Europäische Zentralbank (EZB) um Bankhäuser mit starkem Engagement in der Türkei. Vor allem Großbanken wie die spanische BBVA, die französische BNP Paribas und die italienische Unicredit stünden deshalb unterer besonderer Beobachtung, berichtete die „Financial Times“ unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.

Der europäische Bankensektor gab als einer der schwächsten Branchenindizes in Europa um runde zwei Prozent nach. Auch wenn deutsche Kreditinstitute laut Marktexperten offenbar weniger stark in der Türkei engagiert sind als andere europäische Häuser, verloren die Aktien der Deutschen Bank und der Commerzbank 3,50 beziehungsweise 4,06 Prozent.

(mba/dpa)
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