USA heizen Handelskrieg an Trumps Zollpläne lassen Börsen absacken

Washington · Der US-Präsident droht China mit neuen Zöllen, obwohl darunter auch die US-Verbraucher leiden. Investoren reagieren weltweit nervös auf die Eskalation. Im deutschen Maschinenbau brechen die Bestellungen ein.

 Entsetzen auch an der Börse in Peking.

Entsetzen auch an der Börse in Peking.

Foto: AFP/NICOLAS ASFOURI

Im Zollstreit mit China hat US-Präsident Donald Trump neues Öl ins Feuer gegossen und weltweit Konjunktursorgen geschürt. An den Börsen von Shanghai bis New York kamen Kurse ins Rutschen, nachdem Trump mit der Drohung neuer Zölle ein dickes Fragezeichen hinter eine gütliche Einigung in dem Konflikt der beiden Handelsmächte gesetzt hatte. Er bekräftigte seine harte Haltung am Montag. Die USA würden jährlich im Handel mit China 500 Milliarden Dollar verlieren. „Sorry, das werden wir nicht mehr tun“, twitterte er.

„Für die deutsche Wirtschaft ist das gar nicht gut“, sagte Eric Schweitzer, Chef des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), zu den neuen Spannungen zwischen Washington und Peking. China sei schließlich Deutschlands größter Handelspartner und die USA größter Exportmarkt deutscher Waren. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier setzt trotz der jüngsten Eskalation auf eine Einigung. „Wir hoffen alle miteinander, dass der Handelskonflikt zwischen den USA und China gelöst werden kann, weil er für niemanden in der Weltwirtschaft positive Folgen bereithält“, sagte der CDU-Politiker und warnte Trump: „Einseitige Maßnahmen wollen sehr überlegt sein.“

Obwohl bereits am Freitag US-Importzölle für bestimmte chinesische Produkte auf 25 Prozent erhöht werden sollen, will die Führung in Peking aber offenbar den Verhandlungsfaden nicht abreißen lassen. Laut Chinas Außenministerium liefen die Vorbereitungen für die USA-Reise einer Handels-Delegation dennoch weiter. Dabei blieb jedoch vorerst offen, ob auch Verhandlungsführer und Vize-Regierungschef Liu He teilnehmen wird. Trumps Verhalten irritiert mal wieder. Unlängst hatte sich Trumps Wirtschaftsberater Larry Kudlow noch „vorsichtig optimistisch“ gezeigt, dass die beiden größten Wirtschaftsmächte der Welt ihren Handelsstreit beilegen werden.

Die Wall Street eröffnete deutlich im Minus. In Europa sackten die Indizes Dax und EuroStoxx50 um je rund 1,7 Prozent ab. Auch Anleger in China ergriffen die Flucht. Weltweit hatten die Börsen in den vergangenen Wochen deutlich zugelegt, weil Anleger zuletzt auf ein Ende des Streits setzten.

Chinas Zentralbank legt nun im Kampf gegen die Konjunkturabkühlung nach. Ab Mitte Mai müssen kleine Banken weniger Geld bei ihr als Sicherheit hinterlegen. So sollen langfristige Mittel in Höhe von 37 Milliarden Euro freigesetzt werden. Ökonomen vermuten, dass die Notenbank dies bewusst jetzt bekanntgegeben hat. „Es war ein Schritt, um die Märkte zu beruhigen“, sagte Commerzbank-Analyst Zhou Hao.

Auch hierzulande lastet der Handelsstreit auf der Wirtschaft. Im deutschen Maschinenbau läuft es nicht mehr rund. Die Hersteller verbuchten im März den vierten Monat in Folge rückläufige Bestellungen. Insgesamt lag das Minus im März und ersten Quartal bei zehn Prozent, wie der Branchenverband VDMA mitteilte. „Die exportgetriebene deutsche Industrie kann sich nicht abkoppeln von der globalen Verunsicherung“, sagte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers.

Nach Ansicht des Präsidenten des Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Gabriel Felbermayr, könnten sich die USA mit zusätzlichen Zöllen ins eigene Fleisch schneiden: Während US-Produzenten tendenziell profitierten, würden die amerikanischen Verbraucher teils erheblich belastet. Bereits jetzt spüren viele US-Firmen die Folgen des Handelsstreits am eigenen Leib. So hat die Handelsbehörde Zollerleichterungen auf den in China hergestellten Autopiloten „Brain“ für das Model 3 des Elektroauto-Pioniers Tesla abgelehnt.

(rtr)
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