Bankenkongress Trichet signalisiert Zinserhöhung

Frankfurt/Main (rpo). EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hat das bislang deutlichste Signal für eine bevorstehende Erhöhung der Leitzinsen im Euroraum gegeben. Eine mögliche Zinserhöhung könnte die schwächelnde deutsche Konjunktur jedoch abwürgen.

"Der Rat ist bereit, eine Entscheidung zur Änderung der Zinsen zu treffen und die derzeitigen Interventionsraten moderat anzuheben", sagte er am Freitag nach Angaben der Europäische Zentralbank (EZB) auf einem Bankenkongress in Frankfurt am Main. Die nächste Zinssitzung des EZB-Rates ist für den 1. Dezember vorgesehen. Dann könnte eine Leitzinserhöhung offiziell beschlossen und verkündet werden.

"Nach zweieinhalb Jahren, in denen die Zinsen auf einem historisch außergewöhnlich niedrigen Niveau gehalten wurden, ist der Rat bereit, eine Entscheidung zu treffen", erklärte Europas oberster Währungshüter. Bereits in den vergangenen Wochen hatten sich die Hinweise auf eine bevorstehende Zinserhöhung verdichtet. Trichet hatte zuletzt offiziell immer betont, die Zentralbank sei bereit, jederzeit die Zinsen zu erhöhen, falls dies notwendig sein sollte.

Die Andeutung am Freitag kam für die Märkte dennoch überraschend, da sie nicht im Rahmen der regulären Ratssitzungen erfolgte. Die Devisenmärkte reagierten mit einem leichten Anstieg der Gemeinschaftswährung gegenüber dem Dollar.

Der EZB-Rat hat die Zinsen im Euroraum seit Juni 2003 nicht mehr verändert. In den letzten Monaten war die Inflation im gemeinsamen Währungsraum wegen der Explosion der Ölpreise aber deutlich gestiegen. So lag die Preissteigerungsrate im Euro-Raum im Oktober bei 2,5 Prozent und im September sogar bei 2,6 Prozent und damit deutlich über der Marke von zwei Prozent, die die EZB als Preisstabilität definiert.

Die US-Notenbank hatte zuletzt Anfang November die Leitzinsen ein weiteres Mal um 0,25 Prozentpunkte auf jetzt 4,0 Prozent angehoben. Das ist der höchste Stand seit mehr als vier Jahren. Die Notenbank deutete an, dass angesichts des deutlichen Wirtschaftswachstums weitere Zinsanhebungen möglich seien, um Inflationsgefahren vorzubeugen.

(ap)
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