Geldanlage in Corona-Zeiten Wie man trotz steigender Inflation am besten sein Geld schützt

Düsseldorf · Die Preise steigen so stark wie seit zehn Jahren nicht, doch die Zinsen auf Sparbüchern liegen weiterhin praktisch bei Null. Welche Anlagealternativen sinnvoll sein können – und warum eine Zahlung an Kinder und Enkel eventuell die beste Option ist.

 In den letzten Jahren waren Investitionen an der Börse sehr profitabel (Symbolbild).

In den letzten Jahren waren Investitionen an der Börse sehr profitabel (Symbolbild).

Foto: dpa/Andreas Arnold

Die Inflationsrate in Deutschland liegt bei aktuell 2,5 Prozent, so hoch wie nie seit zehn Jahren. Das gab das Statistische Bundesamt kürzlich bekannt. Vorrangig die teurere Energie hatte die Verbraucher belastet – ein Trend, der angesichts drohender weiterer CO2-Abgaben und der steigenden Staatsschulden noch einige Jahre lang anhalten könnte. Im ganzen Jahr 2021 könnten die Preise um 2,6 Prozent steigen, prognostiziert das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Nächstes Jahr, so das DIW, wird die Inflation wohl bei rund zwei Prozent liegen. In den USA gehen die Preise dagegen schon um fünf Prozent im Jahresvergleich hoch, die anziehende Wirtschaft sorgt für steigende Nachfrage, während viele Materialien knapp sind.

Für Anleger sind die steigenden Preise auch ein Problem, weil sie für Sparbücher oder Festgeld praktisch keine Zinsen mehr bekommen. Umgerechnet auf zehn Jahre sinkt die Kaufkraft um mehr als 20 Prozent, falls der Trend anhält. Bei einer Teuerungsrate von zuletzt 2,5 Prozent in Deutschland (und 2,0 Prozent im Euroraum) verlieren die „Sichtguthaben“ der Bundesbürger innerhalb eines Jahres real gesehen mehr als 50 Milliarden Euro an Wert, rechnet die Kölner Fondsfirma Flossbach von Storch vor. Wir stellen die wichtigsten Schritte vor, um Geld auch zur Zeit der Nullzinsen anzulegen.

Sachwerte-Strategie Grundsätzlich raten Experten in Zeiten der Inflation zur Anlage in Sachwerte. Der Grund: Reale Vermögensanlagen behalten realen ihren Wert auch bei anziehenden Preisen, häufig nimmt ihr Wert sogar deutlich schneller als die Inflation zu, weil die steigende Nachfrage ihre Preise weiter hochdrückt.

Eine einfache Anlagemöglichkeit ist darum, etwas Gold zur Absicherung ins Portfolio zu legen. Nach Umfragen hat jeder vierte Erwachsene zumindest etwas von dem Edelmetall im Depot. Dabei ist das Edelmetall in den letzten fünf Jahren um schon fast 50 Prozent auf knapp 1740 US-Dollar pro Feinunze (31,1 Gramm) im Preis gestiegen, kein Wunder, dass es kürzlich sogar bergab ging. Bernhard Freytag, Niederlassungsleiter der Quirin Privatbank in Düsseldorf, rät zu einem vorsichtigen Investment: „Eine Goldanlage ist im Unterschied zu einem Aktieninvestment nicht produktiv und letztendlich Spekulation. Daher sollte Gold nur um die fünf Prozent in einem Portfolio ausmachen“

Aktien-ETFs Langfristig denkende Anleger kommen schwer an einer breit gestreuten Anlage in Aktien vorbei. Dabei eignen sich sogenannte Indexfonds (ETFs) in der Regel am besten, weil ihre Bearbeitungskosten mit meist deutlich unter einem Prozent deutlich niedriger liegen als bei traditionellen Fonds der Geldhäuser, bei denen allein der Ausgabeaufschlag häufig bei fünf Prozent liegt. Das Besondere an ETFs ist, dass sie die in bekannten Indizes wie dem Dax vertretenen Aktien ohne eigene Analysearbeit nachkaufen, was der Grund für die niedrigen Kosten ist.

Stiftung Warentest („Finanztest“) rät als Basisbaustein, ETFs bezogen auf den MSCI World zu kaufen, ein Index, in dem rund 1600 Aktien aus 23 Ländern vertreten sind. „Mit breit streuenden Weltaktien-ETFs liegen Anleger stets richtig“, schreibt „Finanztest“, aber Anleger müssen aufpassen: Der MSCI World ist in den vergangenen zehn Jahren um knapp 140 Prozent gestiegen, was trotz aktuell gut laufender Konjunktur auch Rückschläge denkbar macht. Ähnlich sieht es bei einem ETF-Investment in den deutschen Leitindex Dax aus. Er steht sehr nahe zum historischen Höchstkurs, könnte also leicht für einige Zeit wegrutschen. „Anleger müssen an der Börse einen langen Atem haben“, sagt Vermögensexperte Freytag. „Doch langfristig betrachtet, kennen die Märkte nur eine Richtung – nach oben. Die Rendite liegt bei etwa sieben Prozent pro Jahr.“

Wichtig sei dabei, nicht irgendwie zu investieren, sondern „breit gestreut und über möglichst kostengünstige Produkte wie ETFs“.

Rohstoff-ETCs Weil die Weltkonjunktur anzieht und weil die Preise steigen, können Indexfonds auf Rohstoffe wie insbesondere Gold eine Beimischung sein. Sie dürfen laut „Finanztest“ aber auf keinen Fall mehr als zehn Prozent des Vermögens ausmachen. Solche Fonds heißen dann ETC, weil es sich um Rohstoffe („Commodities“) handelt.

Schulden tilgen Trotz etwas höherer Inflation ist das Tilgen von Baukrediten für Inhaber von selbstgenutzten Immobilien in der Regel sinnvoll. „Wenn die Leute ihre Schulden herunterfahren, senkt dies die Zinslast automatisch. Im Prinzip erhalten die Menschen so auf ihre Tilgung eine Rendite in Höhe des vereinbarten Zinssatzes“, sagt Michael Voigtländer, Immobilien- und Finanzexperte beim Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Solche Sondertilgungen sind jedenfalls immer eine bessere Geldanlage als Geld zu Nullzins auf dem Sparbuch zu lassen. Er ergänzt allerdings auch: „Sofern wir wirklich eine anhaltende Inflation bekommen, steigen ja in der Regel fast automatisch die Hauspreise mit. Bei anziehenden Löhnen sinkt so die Bedeutung des Kredites.“

Immobilienkauf Selbstverständlich kann die kurzfristig gestiegene Inflation kein Grund sein, spontan eine Immobilie zu erwerben. Trotzdem zeigt eine aktuelle Studie des IW, dass Immobilienkäufer trotz massiv gestiegener Kaufpreise auf Dauer besser dastehen als Mieter, weil sie den Kauf mit noch immer extrem niedrigen Zinsen von rund einem Prozent finanzieren können, während Mieter eben von regelmäßig steigenden Mieten ausgehen müssen.

Dies bedeutet in der Rechnung des IW beispielsweise, dass Immobilienkäufer in Düsseldorf einen Kostenvorteil von mehr als 50 Prozent haben, wenn sie den Kauf einer Immobilie mit den Ausgaben für eine neu angemietete Mietwohnung vergleichen. Allerdings müssen Interessenten vorsichtig sein: Sofern die Immobilie vorzeitig verkauft wird, drohen Verluste wegen der hohen Erwerbsnebenkosten in Höhe von rund elf Prozent in NRW. Und sofern Bürger aktuell eine günstige Mietwohnung nutzen können, sieht die Rechnung sowieso ganz anders aus.

Bildung Wohl keine Investition bringt auf Dauer eine höhere Rendite, als eine gute Ausbildung. Wer dem Kind, Enkel oder einem Neffen oder einer Nichte also beispielsweise eine Sprachreise nach England oder Frankreich bezahlt oder ihm oder ihr ein Studiensemester im Ausland ermöglicht, legt sein Geld möglicherweise klüger an als so mancher Aktionär.

Dies hat auch die linke Politikerin Sahra Wagenknecht erkannt. In ihrem neuem Bestseller „Die Selbstgerechten. Mein Gegenprogramm für Gemeinsinn und Zusammenhalt“ stellt sie die nicht ganz falsche These auf, dass die aktuelle Bildungselite sich einen Vorsprung für ihren Nachwuchs auch erkämpft, indem sie sehr viel Geld für deren Reisen, für Sprachkurse oder für finanzielle Unterstützung bei prestigeträchtigen, aber unbezahlten Praktika ausgibt. Es ist natürlich sehr schwer zu beziffern, welche Bildungsausgabe genau welchen Vorteil bringt, aber eine Milchmädchenrechnung sei erlaubt: Wenn eine junge Anwältin 150 Euro mehr im Monat erhält, weil sie gut Englisch und Französisch kann, bringt dies bei 35 Berufsjahren 63.000 Euro.

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