Bankenkrise in Spanien Staatsanwalt ermittelt gegen Zentralbank

Madrid · Nun wird die Luft für das spanische Bankensystem noch dünner: Die spanische Staatsanwaltschaft leitet im Zusammenhang mit der Bankenkrise Ermittlungen bei der Madrider Zentralbank ein.

Warum Spanien unter den Rettungsschirm flüchtet
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Es solle herausgefunden werden, ob es bei der Bankenaufsicht Unregelmäßigkeiten und Gesetzesverstöße gegeben habe, sagte Generalstaatsanwalt Eduardo Torres-Dulce am Mittwoch in Toledo. Die Staatsanwaltschaft werde von der Zentralbank Informationen zu Vorwürfen anfordern, wonach es bei der Überwachung der Geldhäuser erhebliche Versäumnisse gegeben haben soll.

"Wenn die Staatsanwaltschaft feststellt, dass es zu Gesetzesverstößen gekommen ist, wird sie entsprechend handeln", sagte der Generalstaatsanwalt am Rande einer Konferenz. Er reagierte damit auf einen Bericht der Zeitung "El País", wonach die Vereinigung spanischer Bankinspekteure in einem vertraulichen Papier heftige Kritik am Verhalten der Zentralbank geübt haben soll.

Hat die Zentralbank "weggeschaut"?

Die Inspekteure hielten der Aufsichtsbehörde vor, sich zu sehr auf die Großbanken konzentriert und die mittelgroßen Geldhäuser sowie die Sparkassen vernachlässigt zu haben. Außerdem habe bei der Zentralbank der Trend geherrscht, bei Fehlentwicklungen wegzuschauen, betonte die Vereinigung in ihrem Papier, das "El País" zugespielt wurde. "Im Kampf gegen die Bankenkrise reagierte die Zentralbank zu lax auf Verstöße von Geldinstituten, auch wenn diese als schwerwiegend eingestuft worden waren", zitierte die Zeitung die Inspekteure.

Die Zentralbank wies die Vorwürfe zurück und bedauerte die Veröffentlichung des Papiers. Sie sei immer darum bemüht gewesen, bei der Bankenaufsicht die strengsten Maßstäbe anzulegen, betonte die Banco de España in einem Kommuniqué. Sie kündigte zugleich an, die Kontrolle der Banken künftig drastisch zu verschärfen.

Alle relevanten Geldhäuser sollten künftig einer ständigen Überwachung unterliegen. Inspekteure der Zentralbank sollten die Bilanzen der Banken regelmäßig "vor Ort" überprüfen und zweimal im Jahr Bericht erstatten.

In Spanien waren nach dem Ende des Baubooms zahlreiche Banken und Sparkassen an den Rand des Zusammenbruchs geraten. Die Geldhäuser hatten während des Booms großzügig Immobilienkredite vergeben, die nach dem Platzen der Blase nicht zurückgezahlt werden können. Dies zwang die spanische Regierung dazu, bei der Europäischen Union Milliarden-Hilfen für die Sanierung maroder Banken zu beantragen.

(dpa/felt)
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