10,1 Prozent im Durchschnitt SPD will Gesetz gegen hohe Dispo-Zinsen

Berlin · Die deutschen Verbraucher zahlen rund zehn Prozent Zinsen bei überzogenem Konto. Das ist europaweit fast Höchstsatz. Die SPD fordert eine gesetzliche Regelung. Die Union prüft Maßnahmen.

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Foto: ddp

Für die Überziehung ihres Girokontos müssen die deutschen Verbraucher tief in die Tasche greifen. Der durchschnittliche Zinssatz liegt aktuell bei 10,1 Prozent, während sich die Banken selbst Geld zu einem Zinssatz von etwa einem Prozent leihen können. Einzelne Banken verlangen sogar 13 oder 14 Prozent Zinsen für einen Dispositonskredit ("Dispo"). Vor allem bei Sparkassen und Raiffeisen-Banken ist es teuer, ins Minus zu rutschen.

"Dispo-Zinsen und Überziehungs-Zinsen stehen nach wie vor in keinem Verhältnis zu den Marktzinsen, zu denen Banken Geld erhalten", sagte der Chef des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen, Gerd Billen, unserer Redaktion. Deutschlands oberster Verbraucherschützer forderte, der Gesetzgeber müsse den Zinsen "einen Deckel verpassen, bevor sie weiter beziehungsweise wieder steigen". Billen betonte, politischer Handlungsdruck bestehe auch deshalb, weil die Verbraucher "so gut wie keinen Marktdruck zum Dispo-Zins aufbauen können".

SPD fordert gesetzliche Begrenzung

Auch die Politik ist alarmiert. Der stellvertretende SPD-Fraktionschef Ulrich Kelber forderte eine gesetzliche Begrenzung der Dispo-Zinsen. "Die aktuellen Refinanzierungskosten für Banken erlauben keinen Dispo-Zins im zweistelligen Bereich", sagte Kelber unserer Redaktion.

"Alle Appelle an die Banken haben nicht gefruchtet, deshalb brauchen wir eine gesetzliche Regelung, die die maximale Spreizung zwischen Refinanzierungskosten der Banken und Zinssatz für den Dispo-Kredit vorschreibt", betonte der SPD-Politiker. Kelber forderte, dass der Überziehungs-Zins nicht mehr als sieben oder acht Prozentpunkte über dem Euribor liegen sollte — also jenem Zinssatz, zu dem sich Banken untereinander Geld leihen. Nach dieser Vorgabe läge der Dispo-Zinssatz aktuell auf jeden Fall unter zehn Prozent.

Banken wollen selbst entscheiden

Auch Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) erwägt Maßnahmen gegen die hohen Dispo-Zinsen. Sie lässt gerade eine Studie erarbeiten, die Bankenpraxis und Verbraucherverhalten im Umgang mit dem Dispo-Kredit untersucht. Erst wenn die Ergebnisse der Studie feststehen, werde die Ministerin Vorschläge vorlegen, sagte ein Sprecher. Innerhalb der Unionsfraktion gibt es bereits Erwägungen, gesetzlich gegen die hohen Kosten für die Kontoüberziehung vorzugehen.

Der Bankenverband verwies darauf, dass es eine "geschäftspolitische Entscheidung" der Banken sei, wie hoch der Zinssatz für Dispo-Kredite liegt. Eine Sprecherin verwies darauf, dass die hohe Flexibilität bei der Zinsfestsetzung eine große Rolle spiele. Die Banken müssten das Geld für die Dispo-Kredite vorhalten, auch wenn die Kunden diesen nicht in Anspruch nähmen.

(RP/rm)
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