Beliebte Zahlungsart in Corona-Zeiten Kontaktlos zahlen kann teuer werden

Düsseldorf · In der Corona-Krise wird häufig empfohlen, die Girocard einzusetzen. Doch in vielen Fällen müssen Kunden von Sparkassen und Volksbanken dabei Gebühren zahlen – bis zu 70 Cent pro Vorgang, wie ein Finanzportal ermittelt hat.

Eine EC-Karte wird an ein Bezahlterminal eines Supermarkts gehalten (Archiv).

Eine EC-Karte wird an ein Bezahlterminal eines Supermarkts gehalten (Archiv).

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

In der Corona-Krise scheut mancher das Bargeld, weil er Angst hat, sich daran zu infizieren, und zahlt lieber mit der Plastikkarte. Das kann teuer werden, wie der Finanzdienstleister Biallo in einem Test bei mehr als 800 Sparkassen und Volksbanken herausgefunden hat. Etwa die Hälfte der Institute kassiert demnach für bargeldose/beleglose Zahlungen. Daran verdienen die Institute, anders als beim Bargeld. Und das häufig auch bei sogenannten Basiskonten für Verbraucher mit vergleichweise geringem Einkommen. Viele versteckten die Gebühren in ihren Entgeltinformationen, heißt es.

Ganz oben in der Biallo-Übersicht steht die Niederrheinische Sparkasse RheinLippe in Wesel, die 70 Cent pro bargeldloser Zahlung verlangt. Das trägt dem Institut den Vorwurf der Gebührenschneiderei ein. Doch dagegen wehrt sich der Vorstandsvorsitzende Friedrich-Wilhelm Häfemeier: „Die 70 Cent gelten bei uns ausschließlich für das Klassik-Konto. Beim Online-Konto ist alles mit drin, beim Klassik-Komfort-Konto auch. Beim Klassik-Konto bekommt der Kunde jeden Monat die Abrechnung und sieht, was er zahlen muss. Dieses Kontomodell ist nicht für häufige Onlinezahlungen gedacht, sonden wird von Kunden genutzt, die die Bankgeschäfte in der Filiale erledigen und mit Bargeld zahlen.“ Das kann ins Geld gehen. Wer zehn- bis fünfzehnmal pro Monat einkauft und jedes Mal mit Karte zahlt, den kostet das zwischen sieben und 10,50 Euro zusätzlich.

Die Sparkasse auf der rechten Rheinseite ist nur eine von vielen, die für bargeldose Zahlungen Gebühren verlangen. Dass die Institute die Krise für Gebührenaufschläge nutzen, bestreiten sie indes. „Ein Hinweis auf diese Zahlungsmöglichkeiten dient der Gesundheit unserer Kundinnen und Kunden und nicht der Erhöhung von Gebühreneinnahmen“, sagt ein Sprecher der Kreissparkasse Heinsberg, die für bargeldlose Zahlungen 45 Cent je Vorgang verlangt – aber nur bei einem von drei Kontomodellen und auch da erst ab einem Zahlbetrag von zehn Euro. Die Volksbank Rhein-Ruhr kassiert nach Angaben einer Sprecherin bei einem von drei Kontomodellen 50 Cent je bargeldloser Zahlung, verzichtet aber bei Basiskonten auf die Gebühr. Die Volksbank Kempen-Grefrath erhebt bei beleglosen Buchungen Gebühren von 50 Cent bei einem von drei Modellen, dem Klassik-Konto, und tut dies auch bei Basiskonten. Deren Anteil liege aber nur bei drei Prozent, erklärt das Unternehmen.

Dass es manche Basiskonten-Inhaber härter trifft, wenn ihre Kontogebühren jetzt steigen durch eine erhöhte Zahl von kostenpflichtigen Buchungsposten für bargeldloses Zahlen, stößt Verbraucherschützern trotzdem sauer auf. „Wer auf jeden Euro angewiesen ist, bei dem schlagen höhere Kontoentgelte relativ stärker ins Kontor als bei Normal- oder Gutverdienern“, sagt Stephanie Heise, Bereichsleiterin Verbraucherfinanzen bei der Verbraucherzentrale NRW.

Generell sei aber nichts daran auszusetzen, dass Banken und Sparkassen auch für bargeldloses Zahlen eine Gebühr verlangten, so Heise: „„Jeder Buchungsposten kostet Geld, das war früher bei den meisten Girokontomodellen üblich. Durch die Einführung von Pauschalmodellen ist das in Vergessenheit geraten. In der Niedrigzinsphase kommt es aber von Seiten der Banken wieder in Mode.“ Ihre Empfehlung: „Entweder doch mit Bargeld zahlen oder ein anderes Pauschalmodell bei seinem Kreditinstitut wählen. Oder zu einem günstigeren Anbieter wechseln.“

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