Nach S&P-Rundumschlag Spanien besteht erste Nagelprobe

Madrid/Frankfurt · Vertrauensfrage bestanden: Trotz der Bonitäts-Herabstufung durch die Ratingagentur Standard & Poors (S&P) hat Spanien problemlos Geld bei Investoren aufgenommen. Eine Auktion von Anleihen spülte am Donnerstag 6,6 Milliarden Euro in die Staatskasse, wie aus offiziellen Angaben des spanischen Schatzamts hervorgeht. Damit wurde das Ziel von 4,5 Milliarden Euro deutlich übertroffen.

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Zudem gingen die Refinanzierungskosten erheblich zurück: Bei den richtungsweisenden Zehnjahrespapieren sanken die Zinsen gegenüber der letzten vergleichbaren Auktion im November von 6,97 auf 5,40 Prozent.
Die Nachfrage ließ ebenfalls nicht zu wünschen übrig. Die angebotenen Titel waren 2,01-fach bis 3,24-fach überzeichnet.

Die Ratingagentur S&P hatte die Kreditwürdigkeit Spaniens am vergangenen Freitag um zwei Noten auf "A" heruntergestuft. Die viertgrößte Euro-Volkswirtschaft ist vor dem Hintergrund der europäischen Schuldenkrise wegen ihres angeschlagenen Bankensektors und einer Immobilienblase in Schieflage geraten.

S&P verteidigt Herabstufungen

Nach der Herabstufung der Kreditwürdigkeit mehrerer Euro-Staaten hat der neue S&P-Präsident, Doug Peterson, den Kurs seines Unternehmens verteidigt. Die Ende Juni eingeführten schärferen Regeln zur Bewertung der Kreditwürdigkeit von Staaten seien "die Basis unserer Analyse", sagte Peterson am Mittwoch der Onlineausgabe der Wirtschaftszeitung "Wall Street Journal". Fünf Wochen nach der Reform hatte das US-Unternehmen den USA die Bestnote bei der Kreditwürdigkeit entzogen. Vergangene Woche folgten Frankreich und Österreich.

Das für die Bewertung der Kreditwürdigkeit der Staaten zuständige Team sei ein "Team von hohem Niveau", sagte Peterson der Zeitung in seinem ersten Interview seit der Übernahme der Führung von S&P am 12. September. Die Agentur hatte vergangene Woche mit der Herabstufung von insgesamt neun Euro-Staaten scharfe Kritik aus Europa auf sich gezogen.

S&P wird ebenso wie seinen Konkurrenten Fitch und Moodys vorgeworfen, bei der Bewertung der EU-Staaten deren Bemühungen zur Haushaltskonsolidierung nicht ausreichend zu berücksichtigen. Der Zeitpunkt der Herabstufung kurz vor wichtigen EU-Treffen setzte sie zudem der Kritik aus, die Schuldenkrise zu verschärfen und die Probleme erst zu verursachen, vor denen sie warnt. Eine schlechtere Einstufung bei der Kreditwürdigkeit durch Ratingagenturen bedeutet in der Regel, dass Staaten an den Finanzmärkten höhere Zinsen für die Aufnahme von Krediten zahlen müssen.

(dpa/apd)
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