Analyse Ein schwacher Euro hat auch seine guten Seiten

Düsseldorf · So niedrig wie zum Wochenauftakt war der Kurs des Euro seit neun Jahren nicht mehr. Die Gemeinschaftswährung fiel bis auf 1,1864 Dollar. Vor rund einem halben Jahr musste man für einen Euro noch knapp 1,40 Dollar zahlen. Was sind die Folgen?

Der Euro fällt im Vergleich zum Dollar weiter.

Der Euro fällt im Vergleich zum Dollar weiter.

Foto: dpa, ar jak

Bis zum späten Montagnachmittag erholte sich der Kurs zwar wieder bis auf 1,1920 Dollar. Aber von einem starken Euro kann derzeit nicht die Rede sein. Muss es auch nicht unbedingt - ein niedriger Euro-Kurs hat durchaus auch Vorteile.

Exporte Dies gilt beispielsweise für jene Unternehmen, die ihre Waren in Länder außerhalb der Euro-Zone exportieren. Für deren Kunden in anderen Währungsregionen wird der Einkauf nämlich billiger, und das steigert in der Regel den Absatz der Lieferanten aus dem Euro-Raum. Das ist der Grund dafür, dass beispielsweise die Aktienkurse der Autobauer, die unter anderem stark in Übersee aktiv sind, in Phasen der Euro-Schwäche Kursgewinne verzeichnen. Und für die Beschäftigung ist ein starker Export natürlich auch gut - an ihm hängt jeder fünfte Arbeitsplatz.

Importe Hier ist das Verhältnis umgekehrt. Nachteilig wirkt der schwache Euro-Kurs also beispielsweise bei Energie, Rohstoffen oder Vorprodukten, die Industrie-Unternehmen aus dem Nicht-Euro-Raum einfuhren. Die werden teurer, weil der Euro weniger Dollar wert ist. Über den schwachen Euro importieren wir uns wegen steigender Produktionskosten theoretisch steigende Preise. Dass wir das beispielsweise beim Rohöl nicht so sehr merken, liegt daran, dass der Preis in den Keller gerauscht ist. Aber ein starker Euro könnte das Benzin noch billiger machen.

Urlaub Wer gerade eine Reise zum Beispiel in die USA plant und dafür Euro in Dollar tauschen muss, hat derzeit schlechte Karten. Denn im Vergleich zu den Kursen vor sechs Monaten wird der Urlaub in den Vereinigten Staaten für Europäer aus dem gemeinsamen Währungsraum teurer. Der umgetauschte Dollar, für den man Mitte des vergangenen Jahres nur 71 Euro-Cent zahlen musste, kostet mitlerweile etwa 84 Cent. Das gleiche Phänomen gilt für Länder wie Mexiko, die karibischen Inseln oder bestimmte Ziele in Asien, die ihre Währung an den Kurs des amerikanischen Dollar gekoppelt haben.

Zinsen Wer sein Geld in Anlageprodukte steckt, tut dies vernünftigerweise nur dort, wo er entsprechende Rendite für sein Investment bekommt. Die Zinserhöhung, die die amerikanische Notenbank Fed für Mitte des Jahres angekündigt hat, könnte den Euro also noch mehr unter Druck bringen, weil steigende Zinsen im Euro-Land auf absehbare Zeit ein Fremdwort bleiben. Anleger verhalten sich dann nämlich ganz normal, wenn sie ihr Geld lieber in Dollar als in Euro anlegen. Die amerikanische Währung verspricht mehr Rendite, und zwar auf absehbare Zeit.

Aktien Dagegen könnten ausländische Investoren neues Interesse an europäischen Aktien bekommen, Für große institutionelle Investoren aus dem Dollar-Raum würde der Einstieg billiger. Könnte der schwache Euro eine Basis für steigende Kurse sein?

(RP)
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