Bundesbank stellt Finanzstabilitätsbericht vor Risiken für deutsche Finanzbranche steigen

Frankfurt/Main · Die Risiken für deutsche Banken und Versicherer haben 2011 deutlich zugenommen. Vor allem die sich ausweitende Schuldenkrise und ein damit einhergehender Vertrauensverlust im europäischen Bankensystem belastete die Institute, urteilt die Bundesbank in ihrem am Donnerstag in Frankfurt am Main veröffentlichten Stabilitätsbericht 2011.

Die Angst vor länder- und branchenübergreifenden Ansteckungseffekten setze das gesamte europäische Finanzsystem unter "erhöhten Druck”, heißt es in dem Bericht.
Zwar sei das deutschen Bankensystem in den vergangenen beiden Jahren widerstandsfähiger geworden, das dürfe aber nicht darüber hinwegtäuschen, "dass sich die Perspektiven eingetrübt haben”, warnte Bundebank-Vizepräsidentin Sabine Lautenschläger. Vor allem die Lasten aus der Staatsschuldenkrise belasteten die Institute. Beispielsweise dürften laut dem Bericht zusätzliche Abschreibungen auf griechische Staatsanleihen notwendig werden.

Forderungen gegenüber Griechenland: 28 Milliarden

Die Forderungen deutscher Banken gegenüber Griechenland beliefen sich dem Bericht zufolge zu Ende Juni dieses Jahres auf knapp 28 Milliarden Euro. Versicherer seien mit nur zwei Milliarden Euro in Griechenland engagiert gewesen. Die unmittelbar aus den griechischen Papieren entstehenden Belastungen für die Banken seien "insgesamt beherrschbar”, erklärte Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret. Gleiches gelt für die Forderungen gegenüber den Krisenländern Portugal und Irland.

Deutlich größer fallen dem Bericht zufolge aber die Verbindlichkeiten von Schuldnern aus Italien und Spanien aus. Das Engagement deutscher Banken in Italien belaufe sich auf insgesamt 96 Milliarden Euro. Die Forderungen der deutschen Institute in Spanien umfassten 70 Milliarden Euro. Die deutschen Versicherer seien in beiden Ländern mit insgesamt knapp 15 Milliarden Euro engagiert. "Der weitere Verlauf der europäischen Schuldenkrise wird bestimmen, inwieweit sich neue Herausforderungen für die Bankbilanzen ergeben”, heißt es in dem Bericht.

Den Euro-Raum forderte die Bundesbank dazu auf, die Ursachen der Krise anzugehen und in den Mitgliedstaaten für eine solide Finanzpolitik zu sorgen. Darauf sollten "längerfristig eine engere Überwachung, stärkere Institutionen im Euro-Raum sowie eine ausgebaute Wirtschaftsunion hinwirken”, fordern die Notenbanker. Mit finanziellen Hilfen könne sich die internationale Gemeinschaft hingegen nur Zeit kaufen, "aber sie können solche Korrekturen nicht ersetzen”, heißt es in dem Bericht. Auch für das Bankensystem fordert die Bundesbank umfassendere Regeln, vor allem für den Umgang mit systemrelevanten Instituten.

(AFP)
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