Spanische Staatsanleihen Renditen überschreiten Sieben-Prozent-Marke

Madrid · Spanien hat nicht von der besseren Stimmung nach dem Sieg der Neuen Demokratie bei der Parlamentswahl in Griechenland profitiert. Die Zinsen für spanische Anleihen mit zehnjähriger Laufzeit erreichten nach Angaben der Analysten von FactSet am Montag den Wert von 7,02 Prozent.

Warum Spanien unter den Rettungsschirm flüchtet
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Zinsen für zehnjährige Anleihen gelten als Indikator für die finanzielle Gesundheit eines Landes, die Sieben-Prozent-Marke gilt als kritischer Wert für die Papiere. Ab diesem Niveau hatten andere Krisenstaaten um Rettungspakete ansuchen müssen.

Nach kurzer Aufwertung sackte auch der spanische Aktienindex Ibex-35 eine Stunde nach Handelsbeginn am Montag um ein Prozent im Vergleich zum Wert bei Börsenschluss am Freitag ab.

Die Börsen in Asien und Europa haben auf den Sieg der pro-europäischen Konservativen in Griechenland am Montag kurzzeitig mit Erleichterung reagiert. Dann jedoch ließ ein neues Rekordhoch bei den Renditen spanischer Staatsanleihen die Gewinne wieder schmelzen.

Analysten bezweifeln, dass sich die Unsicherheit an den internationalen Finanzmärkten rasch legen wird - selbst wenn die Gefahr eines Euro-Austritts der Griechen mit unabsehbaren Folgen in den nächsten Tagen gebannt scheint. Als Belastungen gelten insbesondere die Finanzprobleme in Spanien und Italien.

Der deutsche Leitindex Dax legte am Vormittag anfänglich auf bis zu 6316 Punkte zu. Später reduzierte sich das Plus auf nur noch 0,44 Prozent auf 6257 Punkte. Der in den vergangenen Monaten bereits schwer gebeutelte Eurostoxx 50 mit den wichtigsten Unternehmen des Euroraums gab sogar um 0,34 Prozent auf 2174 Punkte nach. Deutlich aufwärts ging es für den Athener Börse mit einem Plus von 5 Prozent.
Zuvor hatten die Börsen in Asien überwiegend mit Kursgewinnen geschlossen, in Tokio stieg der Nikkei-Index um 1,77 Prozent auf 8721 Punkte.

Der Euro erreichte als Reaktion auf die Wahl in Griechenland am Morgen im asiatischen Handel zwar den höchsten Stand seit fast einem Monat, fiel danach aber wieder klar unter die Marke von 1,27 US-Dollar. Die Ölpreise legten zu.

Schwierige Koalitionsverhandlungen befürchtet

Trotz vieler Unsicherheiten bei der anstehenden Regierungsbildung in Athen und neuen Verhandlungen mit den internationalen Geldgebern über das Sparprogramm sei der wichtigste Schritt zunächst gemacht, sagte Händler Markus Huber von ETX Capital. "Kurzfristig ist ein Euro-Ausstieg Griechenlands weniger wahrscheinlich geworden", stimmte ein anderer Börsianer nach dem Wahlsieg der konservativen Nea Dimokratia zu. Die Devisenexperten der Commerzbank befürchten erneut schwierige Koalitionsverhandlungen und sahen auch im der Entwicklung beim Eurokurs eine eher "enttäuschende Marktreaktion".

Für den Fall eines klaren Wahlsiegs der radikalen Linken, die das Sparprogramm grundsätzlich ablehnen, hatten Ökonomen mit einer panikartigen Reaktion der Märkte gerechnet. Zu befürchten war, dass dann die Kreditgeber die Hilfen an Athen einstellen, das Land pleite geht und vermutlich auch aus dem Euro austritt. In diesem Szenario hätte auch die Europäischen Zentralbank (EZB) wohl gleich zum Wochenauftakt neue Gegenmaßnahmen wie eine Zinssenkung oder zusätzliche Liquidität geprüft, hieß es.

Als besonders gefährlich galt auch die Möglichkeit eines "Bankruns", bei dem die Griechen aus Angst vor der Wiedereinführung der Drachme ihre Sparkonten plündern und Bürger in anderen Krisenländern ebenfalls in Panik verfallen.

Auch Italien über 6 Prozent

Allerdings ist die anhaltende Sorge um Griechenland nicht die einzige an den Finanzmärkten: Am Vormittag zogen die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen Spaniens um rund 0,25 Prozentpunkte bis auf das Rekordniveau von 7,1 Prozent an. In Italien kletterten sie wieder über die Schwelle von 6 Prozent.

Ungeachtet der Entwicklungen in Athen blieben die strukturellen und konjunkturellen Probleme der übrigen Krisenländer bestehen, warnte daher Ralf Umlauf, Anleihe-Experte der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). "Eine schnelle Lösung der europäischen Probleme ist nicht in Sicht und der EU-Gipfel Ende Juni wird vermutlich noch nicht die Wende in dieser Krise mit sich bringen."

Entziehen die Märkte den beiden Schwergewichten der Eurozone ihr Vertrauen, wird es für die Regierungen immer schwieriger, neues Kapital zur Finanzierung der Staatshaushalte aufzunehmen. Die bisherigen Rettungsschirme gelten aber für umfangreiche Hilfen an diese Länder als zu klein. Spanien soll bereits bis zu 100 Milliarden Euro Kredite zur Stützung seiner Banken erhalten.

(APD)
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