Die gute Seite der Finanzkrise? Preise: Entspannung, aber keine Entwarnung

Düsseldorf (RPO). Die Finanzkrise sorgt weiterhin für Unruhe in der Wirtschaft. Vielleicht haben die Turbulenzen aber auch eine gute Seite: Die in den letzten Monaten stark gestiegenen Preise für Kraftstoffe und bestimmte Lebensmittel könnten sich etwas entspannen, womit die Verbraucher entlastet würden.

Was Inflation konkret bedeutet
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Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Die konzertierte Leitzinssenkung der großen Notenbanken vom Mittwoch sollte eigentlich aufhorchen lassen. Normalerweise bedeutet ein solcher Schritt die Gefahr eines weiteren Preisschubs. Schließlich kommt mehr Geld in den Umlauf, dass beispielsweise für den Konsum ausgegeben werden kann. Eine höhere Nachfrage bedeutet meistens auch höhere Preise.

Aber in diesen Tagen ist manches anders: Noch vor drei Monaten hatte die Europäische Zentralbank die Zinsen erhöht, um der um sich greifenden Geldentwertung Einhalt zu gebieten. Damals gab es folgendes Dilemma: Zinsen rauf und damit Inflation eindämmen, aber die Wirtschaft hemmen - oder umgekehrt?

Nun sind die Zinsen gesenkt worden. Einen Preisdruck nach oben erwartet Dr. Torsten Schmidt vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaft in Essen deswegen nicht. "Dieser Schritt war primär für die Banken", sagte der Experte im Gespräch mit unserer Redaktion. Diese können sich jetzt zu günstigeren Konditionen Geld leihen.

Entspannung in Sicht?

Vor dem Hintergrund der anhaltenden Finanzkrise könnten sich die Preise sogar entspannen. Allem voran steht der Ölpreis, wo Schmidt einen Rückgang erwartet. "Zumindest ein guter Teil des Anstiegs (der letzten Monate; Anm. d. R.) stand mit dem weltwirtschaftlichen Aufschwung in Zusammenhang", erklärte er. Wenn sich nun das Wirtschaftswachstum und damit die Nachfrage abschwäche, sei auch mit einem Preisrückgang zu rechnen.

Kraftstoffe und Strom sorgten in der letzten Zeit immer wieder für Meldungen, die Angst machten und den Verbraucher verunsicherten. Ihre teils deftigen Preisanstiege waren im vergangenen Jahr für einen Großteil der Inflationsrate von 3,1 Prozent (im September) verantwortlich. Ohne diese Faktoren wäre ein Wert unterhalb der von der EZB angepeilten Höchstgrenze von 2,0 Prozent erreicht worden, teilte das Statistische Bundesamt im September mit.

Jetzt scheint Entspannung in Sicht: Die Preise für Rohöl haben in den letzten Wochen bereits deutlich nachgegeben, sind aber noch sehr schwankungsanfällig. Das Allzeithoch von 147,27 US-Dollar je Barrel (159 Liter) ist eine weite Ferne gerückt. Manche Experten rechnen sogar mit einem Preis von 50 Dollar, andere halten 70 Dollar für einen angemessenen Wert. Aber: Auf die Bezin-, Diesel- oder Heizölpreise für die Endverbraucher hat sich diese Entwicklung jedenfalls noch nicht voll durchgeschlagen.

Der zweite Kostentreiber der letzten Monate waren Nahrungsmittel. Molkereiprodukte, Obst, Getreideerzeugnisse und Brot trieben den Bürgern beim Einkaufen Schweißperlen auf die Stirn. Hier wird die Preisentwicklung eher durch spezielle Ereignisse wie beispielsweise gelungene Ernten oder auf der anderen Seite Dürren beeinflusst. Gleichzeitig steigt die Nachfrage mit der wachsenden Weltbevölkerung oder auch der Verwendung von Mais zur Ethanolproduktion. Eine spürbare Entlastung sieht Schmidt hier nicht kommen: "Das ursprüngliche Preisniveau wird aufgrund der höheren Nachfrage wohl nicht mehr erreicht werden".

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