Honorar-Streit Praxis-Ärzte drohen mit Streiks

Berlin · Versicherte müssen sich auf Ärzteproteste und Praxisschließungen einstellen. Die niedergelassenen Mediziner und Krankenkassen kämpfen mit harten Bandagen ums Geld.

Das sind die bestbezahlten Jobs
Infos

Das sind die bestbezahlten Jobs

Infos
Foto: dpa-tmn, dpa-tmn

Im Streit um die Honorare soll voraussichtlich an diesem Donnerstag, spätestens aber am Montag, ein Schiedsspruch fallen. Doch ob der Spruch akzeptiert wird, ist fraglich. Die Ärzte sind nicht bereit, deutliche Abstriche zu machen.

"Die Stimmung in der Ärzteschaft ist hochexplosiv. Da gibt es mehr als Unmut, wenn die Vergütung sinkt", sagte der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Köhler. "Wir brauchen auf jeden Fall einen Inflationsausgleich für die Jahre 2008 bis 2012." Die Ärzte fordern ein Plus von elf Prozent, was einem Honorarvolumen von rund 3,5 Milliarden Euro entspricht. Die Krankenkassen verlangen hingegen, dass die Honorare der Praxis-Ärzte um rund acht Prozent sinken, was etwa 2,2 Milliarden Euro entspricht.

Als neutraler Schlichter soll der Gesundheitsökonom Jürgen Wasem einen Ausgleich zwischen Ärzteschaft und Kassen finden. Die Ärzte bereiten sich derzeit darauf vor, dass der Schiedsspruch bei einem Plus von zwei bis vier Prozent landen könnte. Eine solche Größenordnung wollten sie nicht akzeptieren, wie es von Insidern heißt.

Auch Kassen zeigen sich unerbittlich

Vor allem die Berufsverbände bereiten sich schon darauf vor, dass der Kampf um die Honorare auch noch mit Streiks und Praxisschließungen geführt wird. Der Virchow-Bund hat sich bereits als Koordinierungsstelle angeboten, um die "anstehenden Protestmaßnahmen und Praxisschließungen" zu koordinieren, wie es in einer Mitteilung heißt.

Auch die Ärzte in der Region Nordrhein, wo die Honorare ohnehin besonders niedrig sind, sitzen in den Startlöchern. "Wir befinden uns momentan nicht in konkreten Vorbereitungen auf einen Streik. Wir können uns aber Ergebnisse vorstellen, bei denen sich das sehr schnell ändert", sagte der Chef der KV-Nordrhein Peter Potthoff.

Am Samstag treffen sich Ärzte-Vertreter aus ganz Deutschland in Berlin, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Besonders verärgert sind die Mediziner, dass die Krankenkassen trotz aktueller Milliarden-Überschüsse die Honorare kürzen wollen. Das Angebot der Kassen sei schlicht eine "Unverschämtheit", heißt es vonseiten der Ärzte.

Doch auch die Kassen zeigen sich in der Auseinandersetzung unerbittlich: "Ich erwarte konstruktive Verhandlungen, die sich an den Realitäten orientieren. Die Beitragsgelder sind nicht dazu da, einfach alle Honorarwünsche der Ärzte zu finanzieren", sagte der Vize-Chef des GKV-Spitzenverbandes, Johann-Magnus von Stackelberg. Dass diverse Verbände der Ärzte-Lobby bereits mit Streik drohten, lasse befürchten, "dass es ihnen nicht um eine Verständigung am Verhandlungstisch geht, sondern um das einseitige Durchsetzen ihrer Honorarinteressen gegen die Beitragszahler."

(qua)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort