Stromerzeugung Photovoltaik liegt im Trend

Düsseldorf · Bei stark steigenden Energiepreisen wollen viele gern ihren eigenen Strom erzeugen. Die Photovoltaik-Branche boomt. Was Verbraucher jetzt wissen müssen.

 Immer mehr Menschen wollen ihren Strom selbst erzeugen.

Immer mehr Menschen wollen ihren Strom selbst erzeugen.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Öl teurer, Gas teurer, Strom teurer – steigende Energiekosten werden für viele zu einer großen finanziellen Belastung. Da wollen manche gern eigenen Strom selbst erzeugen. Die Nachfrage nach Photovoltaikanlagen ist gestiegen. Das bestätigen der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) und die Verbraucherzentrale NRW. Der BSW verzeichnete laut eigenen Angaben 2021 ein Installations-Plus von rund 60 Prozent gegenüber 2020. Es wurden demnach rund 141.000 neue Heimspeicher in Deutschland installiert. Der geschätzte Bestand an Solarstromspeichern erhöhte sich damit auf mehr 400.000, wie es in einer Mitteilung heißt.

Gleichzeitig brauchen potenzielle Selbstversorger Geduld. Die Wartezeit auf eine Photovoltaikanlage liege zurzeit bei rund sechs Monaten, teilt Thomas Bertram, Energieberater der Verbraucherzentrale NRW, mit. Vorher lag sie im Schnitt bei drei bis vier Wochen. „Wir erwarten, dass sich der Nachfrage-Trend weiter verstärkt, und empfehlen Kundinnen und Kunden daher, sobald wie möglich mit der Anlagenplanung zu beginnen“, teilt der Energiekonzern Eon auf Anfrage mit. Immer mehr Kunden würden einen Beitrag zum Klimaschutz leisten wollen. Was Verbraucher beachten sollten.

Voraussetzungen Damit eine Photovoltaikanlage installiert werden kann, muss das Dach geeignet sein. „Es sollte die nächsten 20 Jahre ohne größere Reparaturen überstehen“, erklärt Energieberater Bertram. Es sollte höchstens 30 Jahre alt sein. Denn muss die Anlage abmontiert werden, kostet das Geld – und die Anlage ist weniger rentabel. Grundsätzlich gilt: Für jedes Dach gibt es die passende Konstruktion.

Die Orientierung zur Sonne spiele eine wichtige Rolle, sagt Bertram. Süddächer seien optimal für eine Photovoltaikanlage. Ist ein nach Norden ausgerichtetes Dach um mehr als 20 Grad geneigt, ist die Anlage nicht mehr wirtschaftlich. Dann werde zwar im Sommer viel Strom produziert, im Winter werfe der First aber seinen Schatten auf die Module, so Bertram. Wie viel Strom erzeugt wird, hängt also vom Sonnenstand ab. Geräte sollten immer dann genutzt werden, wenn die Sonne scheint. Ein Wechselrichter kann Steckdosen ansteuern, wenn die Stromproduktion hoch ist. Ähnlich einer Zeitschaltuhr – nur abhängig von der Menge an Sonnenenergie – steuert der Wechselrichter dann beispielsweise die Waschmaschine an. Sogenannte Batteriespeicher können den am Tag produzierten Strom für den Abend speichern. Dieser könne dann für Fernseher, Lampen und andere Geräte genutzt werden, erklärt Bertram. Ein Batteriespeicher lohne sich aber nur dann, wenn er auch regelmäßig gefüllt und geleert werde. Eine Speicherung im Sommer für den Winter ist nicht möglich. Ohne einen solchen Batteriespeicher werden etwa 30 Prozent des Anlagenertrags selbst genutzt, 70 Prozent ins Netz eingespeist. Mit einem Speicher erhöht sich die Eigennutzung auf etwa 60 Prozent. Der genaue Anteil ist abhängig von der Anlagengröße und vom Eigenbedarf.

Kosten Mit etwa 1600 bis 2100 Euro pro Kilowatt-Peak (kWp) müssen Verbraucher bei der Anschaffung rechnen. Das ist die Leistung, die ein Modul bei voller Sonneneinstrahlung erreichen kann. Ein Kilowatt-Peak entspricht 1000 Watt. Ein Rechenbeispiel: Ein Modul schafft eine Leistung von 300 bis 400 Watt, das heißt, es benötigt etwa drei Module für eine Leistung von 1000 Watt. Ein Modul misst 1,7 Quadratmeter. So müssten für ein Kilowatt-Peak fünf Quadratmeter Fläche eingeplant werden. „Aktuell wird mit mindestens fünf Kilowatt-Peak gebaut, sonst lohnt sich die Anschaffung nicht“, sagt Thomas Bertram. Bei fünf Kilowatt-Peak käme man somit auf Kosten von etwa 10.000 Euro. Laufende Kosten gebe es dafür aber kaum.

Förderung Für Solarstromanlagen erhält man pro Kilowattstunde eingespeister Solarenergie eine Einspeisevergütung im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Die Vergütung für Kleinanlagen bis zehn Kilowatt-Peak liegt aktuell bei gut sieben Cent je Kilowattstunde. „Der Selbstverbrauch lohnt sich aber mehr als das Einspeisen“, sagt Thomas Bertram. Denn der Preis für eingekauften Strom liegt höher als für eingespeisten. Zusätzlich würden Batteriespeicher beispielsweise in Düsseldorf von der Stadt mit 30 Prozent bezuschusst, so Bertram.

Versicherung Verbraucher sollten ihrer Wohnungsgebäudeversicherung melden, dass sie eine Photovoltaikanlage bauen. Auch in der Haftpflichtversicherung sollte die Anlage mitversichert sein.

Nach Angaben des Bundesverbandes Solarwirtschaft ist der überwiegende Teil deutscher Eigenheimdächer sowohl technisch geeignet als auch groß genug, um sowohl Solaranlagen zur Wärmeerzeugung (Solarthermie) als auch zur Stromerzeugung (Photovoltaik) zu tragen. Bereits mehr als 2,5 Millionen Haushalte würden in Deutschland Solarkollektoren als Effizienz-Booster zur Raum- und Wassererwärmung nutzen und rund zwei Millionen Haushalte zur Stromerzeugung. Wer sich beraten lassen möchte, kann sich beispielsweise an die Stadtwerke oder an die Verbraucherzentrale wenden.

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