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Auswirkung der EZB-Entscheidung Banken kündigen Ende der Negativzinsen an – Guthaben kosten kein Geld mehr

Düsseldorf · Die Europäische Zentralbank erhöht den Leitzins überraschend stark auf 0,5 Prozent. Das ist nicht nur eine technische Entscheidung. Für Sparer hat das handfeste Auswirkungen.

 Das Logo der Sparkasse an einem Gebäude (Archiv).

Das Logo der Sparkasse an einem Gebäude (Archiv).

Foto: dpa

Die Reaktionen waren eindeutig: „Die Europäische Zentralbank setzt ein klares und überfälliges Zeichen“, erklärte Helmut Schleweis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes. Von einer „klaren Botschaft“ sprach Christian Ossig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands deutscher Banken (BdB). Kein Wunder – für die Banken und Sparkassen ist die Leitzinserhöhung ein Grund zum Aufatmen, auch weil die Währungshüter den Zins gleich um einen halben Prozentpunkt anheben und damit die Erwartungen mancher Marktbeobachter übertroffen haben.

Das wird nicht der letzte Zinsschritt sein: „Bei den anstehenden Sitzungen des EZB-Rats wird eine weitere Normalisierung der Zinssätze angebracht sein“, hat EZB-Präsidentin Christine Lagarde in der Pressekonferenz im Anschluss an die Ratssitzung am Donnerstag in Frankfurt gesagt. Das, was bisher passiert ist, reicht in den Augen der Commerzbank-Volkswirte jedenfalls nicht aus: Es sei gut, dass sich die Zentralbank zu einem „großen Zinsschritt von 50 Basispunkten durchgerungen“ habe. Aber die EZB nähere sich „viel zu langsam einem mit Blick auf die hohe Inflation angemessenen Zinsniveau“.

Umgekehrt gibt es für die Geldhäuser nun keinen Grund mehr, Verwahrentgelte zu verlangen für Guthaben auf Giro- und Tages- oder Festgeldkonten. Denn sie müssen sie selbst auch nicht mehr für ihre Einlagen bei der Zentralbank zahlen. „Gemäß den Anpassungsklauseln in den Verwahrentgelt-Vereinbarungen entfallen die Verwahrentgelte automatisch für unsere Kunden, sobald die Zinserhöhungen zum 27. Juli in Kraft treten“, erklärte ein Sprecher der Stadtsparkasse Düsseldorf auf Anfrage. „Nach der heutigen Zinsentscheidung der EZB entfallen bei Deutscher Bank und Postbank im Laufe des Monats August im Privatkundengeschäft die Verwahrentgelte“, sagte ein Deutsche-Bank-Sprecher unserer Redaktion.

Die größte deutsche Direktbank ING teilte am Donnerstag mit, sie werde das Verwahrentgelt zum 1. August abschaffen. Die Bank hatte bereits Anfang Juli den Freibetrag pro Kunde auf 500.000 Euro verzehnfacht, wodurch viele Kunden aus den Negativzinsen herausgefallen waren. Der Vorstand der Sparkasse Krefeld erklärte, er habe entschieden, „die Hereinnahme von Vereinbarungen zum Verwahrentgelt auszusetzen“. Im Hinblick auf bestehende Vereinbarungen werde die Sparkasse „unter Berücksichtigung der Entwicklung der kurzfristigen Zinsen einen möglichen Anpassungsbedarf prüfen“, hieß es in einer Mitteilung des Instituts.

Wenn der Leitzins in den kommenden Monaten weiter steigen sollte, gibt es womöglich sogar auf breiter Front für Anleger wieder Habenzinsen, die derzeit bei vielen Instituten noch ein Fremdwort sind. Sparern hilft das angesichts der immensen Teuerung, die vielen Menschen das Leben schwer macht, noch nicht besonders. Aber es lindert die Inflationsschmerzen.

Die hohe Preissteigerungsrate ist letztlich der Grund, warum die EZB so stark an der Zinsschraube dreht. Damit gleichzeitig die Krisenländer Südeuropas wie Italien und Griechenland keine aus EZB-Sicht schwer lösbaren Probleme bei der Refinanzierung bekommen, haben die Notenbanker ein neues Programm angekündigt, das sogenannte Transmission Protection Instrument (TPI). Es soll sicherstellen, dass Zinserhöhungen einzelne Staaten nicht über Gebühr belasten. Die EZB behält sich darin vor, zusätzliche Anleihen – wie etwa italienische Staatsanleihen – zu kaufen, wenn die Differenz zwischen den Renditen beispielsweise zu deutschen Staatsanleihen sehr groß würde. Das würde es für Italien, Griechenland und Co. noch schwieriger machen, ihre Schulden zu bezahlen. Die EZB setzt sich damit allerdings erneut dem Vorwurf aus, Staatsfinanzierung zu betreiben. Auf keinen Fall dürfe sie sich dem Verdacht aussetzen, Staaten neue Schuldenaufnahmen zu erleichtern, warnte Sparkassen-Präsident Schleweis: „Das würde das Vertrauen in die politische Unabhängigkeit der EZB untergraben.“

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