Wegen schlechter Zahlungsmoral Merck droht Portugal mit Investitionsstopp

Darmstadt · Der Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck will die schlechte Zahlungsmoral der staatlichen Krankenhäuser in Portugal nicht länger hinnehmen.

Diese Regierungen zerbrachen an der Euro-Krise
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Das Dax-Unternehmen hat der Regierung in Lissabon gedroht, künftige Forschungsprojekte in zweistelliger Millionen-Euro-Höhe abzuziehen, wenn sich die Krankenhäuser nicht an Abmachungen zur Schuldentilgung halten, bestätigte ein Sprecher der Merck KGaA am Montag in Darmstadt einen Bericht der "Financial Times Deutschland". Wie hoch die ausstehenden Forderungen sind, wollte der Sprecher nicht sagen.

"Unsere Investition in Forschung ist langfristig angelegt", sagte der Geschäftsführer von Merck in Portugal, Fritz Sacher, dem Blatt: "Gegenseitiges Vertrauen ist eine wichtige Grundlage dafür. Doch die fehlende Zahlungsmoral des portugiesischen Staates untergräbt dieses Vertrauen."

Nach Angaben der "FTD" schulden allein die staatlichen Krankenhäuser in Portugal der Pharmaindustrie insgesamt mehr als 1,5 Milliarden Euro. Im Durchschnitt müssten die Unternehmen knapp 550 Tage warten, bevor ihre Rechnungen bezahlt werden.

Wegen der fehlenden Zahlungsmoral in den hoch verschuldeten Staaten - neben Portugal auch Spanien, Italien und Griechenland - hätten Konzerne wie Roche bereits den kreditfinanzierten Medikamentenverkauf eingestellt, schreibt das Blatt.

Auch Merck klagt über Zahlungsprobleme in Spanien oder Italien. Im Krisenland Griechenland musste das Unternehmen bereits eine teure Erfahrung machen: zwischen 2007 und 2009 summierten sich offene Rechnungen über bis zu 60 Millionen Euro. 2010 wurde die Schuld mit griechischen Staatsanleihen beglichen. Nach dem Schuldenschnitt im März seien die Papiere heute nur noch 9 Millionen Euro wert.

(dpa)
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