Euro-Krise Märkte spekulieren auf Athen-Pleite

Frankfurt/M. (RP). Trotz des Rettungsschirms, den die Euro-Länder für strauchelnde Partner aufgespannt haben, wächst an den Finanzmärkten wieder die Angst vor einer Pleite des griechischen Staates. Die Versicherung gegen einen Zahlungsausfall von griechischen Anleihen war gestern so teuer wie nie zuvor.

Drastische Sparmaßnahmen: Rosskur für Griechenland
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Foto: AFP

Um Kredite über zehn Millionen Euro zu versichern, müssen Anleger nun 958.000 Euro pro Jahr als Versicherungsprämie zahlen. So hoch hatten die Kosten für griechische Kreditausfall-Versicherungen nicht einmal auf dem Höhepunkt der Krise im April gelegen.

Zugleich stiegen die Risikoprämien, die der griechische Staat den Käufern seiner Anleihe zahlen muss. Athen muss für seine Anleihen acht Prozentpunkte mehr an Zinsen bieten als Deutschland. Grund ist der steigenden Verkaufsdruck bei griechischen Papieren. Denn viele Fonds müssen griechische Anleihen zum Monatsende abstoßen, nachdem die Rating-Agentur Moody's sie mit der Note "Ramschpapier" versehen hat.

Die Rückkehr der Pleite-Angst belastet auch den Euro. Die Gemeinschaftswährung fiel gestern zeitweise auf 1,22 Dollar. Die deutschen Börsen rutschten ins Minus. Der Dax schloss mit einem Verlust von 1,4 Prozent bei 6115 Punkten. Hier wirkte sich auch die jüngste Einschätzung der US-Notenbank aus, wonach sich die US-Konjunktur nur langsam erholen werde.

Der Chef der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet, betonte: "Der Euro ist eine vertrauenswürdige Währung." Sie habe in den vergangenen elf Jahren für Preisstabilität gesorgt. "Eine Währung, die Preisstabilität wahrt, ist ein großer Gewinn", sagte Trichet. Zugleich verteidigte er die Sparpläne von europäischen Staaten. Alles, was helfe, das Vertrauen in die Staatsfinanzen zu stärken, sei gut für Wachstum und Jobs.

Um eine Wiederholung von Finanzkrisen zu verhindern, hat die Bundesregierung eine Expertengruppe unter Leitung von Otmar Issing eingesetzt. Die fordert nun eine höhere Bankenabgabe, als sie die Regierung bisher mit 1,2 Milliarden Euro pro Jahr plant. Nur wenn die Abgabe hoch genug sei, könne Einfluss auf die Entscheidungen der Bankenmanager genommen werden, heißt es in einer Studie der Berater. Die Abgabe müsse rasch einen Topf von 120 Milliarden Euro füllen.

(RP)
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