Nächste Milliardenstrafe? Madoff-Skandal holt US-Großbank JPMorgan Chase ein

New York · Bernard Madoff beging den größten Wall-Street-Betrug aller Zeiten und wurde zu 150 Jahren Haft verurteilt. Über die Konten von JPMorgan Chase liefen ein Großteil der Geschäfte. Laut US-Medien muss sich die Bank dafür nun verantworten.

 Der US-Großbank JPMorgan Chase steht die nächste Milliardenstrafe ins Haus.

Der US-Großbank JPMorgan Chase steht die nächste Milliardenstrafe ins Haus.

Foto: afp, STAN HONDA

Der US-Großbank JPMorgan Chase steht die nächste Milliardenstrafe ins Haus. Das Institut werde für seine Rolle im Skandal um die Betrügereien des Börsenmaklers Bernhard Madoff mit etwa 2 Milliarden Dollar (1,5 Mrd Euro) zur Kasse gebeten, berichteten das "Wall Street Journal" und die "New York Times" in ihren Montagausgaben. Noch in dieser Woche könne ein entsprechender Vergleich mit der New Yorker Staatsanwaltschaft und Aufsichtsbehörden verkündet werden, hieß es unter Berufung auf eingeweihte Personen. Die Beteiligten selbst äußerten sich nicht.

JPMorgan hatte zuletzt mit 13 Milliarden Dollar für fragwürdige Hypothekengeschäfte gebüßt. Bankchef Jamie Dimon hatte angedeutet, dass auch im Fall Madoff eine Einigung bevorstehe. JPMorgan Chase war die Hausbank von Madoffs Investmentfirma; über die Konten liefen ein Großteil der Geschäfte. Die Ermittler werfen dem Institut vor, bei dem Schneeballsystem weggeschaut und gegen Geldwäschegesetze verstoßen zu haben. Ein Gericht hatte Madoff im Juni 2009 zu 150 Jahren Haft verurteilt. Es war der größte Fall von Anlegerbetrug an der Wall Street.

Madoff hatte über Jahrzehnte vermeintliche Traumgewinne von Investoren mit dem frischen Geld neuer Anleger bezahlt. In der Spitze wiesen die Madoff-Konten auf dem Papier einen Wert von 60 Milliarden Dollar aus. Als der Schwindel mitten in der Finanzkrise aufflog, verloren viele Anleger ihre kompletten Ersparnisse. Allerdings hat der Treuhänder der Madoff-Opfer durch Klagen gegen Geschäftspartner einen guten Teil der Verluste wieder hereingeholt. Auch die JPMorgan-Milliarden soll in erster Linie den Opfern zugute kommen, wie die Zeitungen schrieben.

Dimon will laut "Wall Street Journal" bis zur Vorlage der 2013er-Bilanz am 14. Januar die Madoff-Sache vom Tisch haben. Der Vergleich wäre der vorerst letzte in einer Reihe von beigelegten Rechtsstreitigkeiten der größten US-Bank. Der Bankchef drückte bei den Aufräumarbeiten zuletzt aufs Tempo. Neben Hypotheken-Deals aus Zeiten der Finanzkrise musste JPMorgan auch für mangelnde interne Kontrollen bei einem Spekulationsdesaster der Londoner Filiale büßen. Insgesamt blätterte die Bank im vergangenen Jahr fast 20 Milliarden Dollar hin, um staatliche Ermittlungen abzuschließen.

Aber selbst diese immense Summe bringt die Bank nicht ins Wanken. Analysten schätzen, dass das Institut im vergangenen Jahr insgesamt noch annähernd 18 Milliarden Dollar verdient hat. Die JPMorgan-Aktie entwickelte sich 2013 besser als der US-Leitindex Dow Jones. In den vergangenen Tagen kletterte der Kurs auf den höchsten Stand seit dem Jahr 2000. Seit Ende 2012 stieg der Börsenwert um rund ein Drittel auf zuletzt rund 240 Milliarden Dollar. JPMorgan ist damit rund fünfmal so teuer wie die Deutsche Bank, die zurzeit ebenfalls versucht, die juristischen Folgen früherer Geschäfte aufzuarbeiten.

(dpa)
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