Zum Jahresbeginn 2023 54 Krankenkassen erhöhen Beiträge
Berlin · Für die meisten Krankenversicherten wird es teurer: Die große Mehrheit der gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland hat zum Jahresbeginn die Beiträge erhöht. Von den 71 Kassen, die für alle gesetzlich Versicherten geöffnet sind, hätten 54 die Beiträge angehoben.
Das teilte die Stiftung Warentest mit. Die Erhöhungen lägen zwischen 0,06 und 0,70 Prozentpunkten. Der Spitzenverband der gesetzlichen Kassen (GKV) erwartet daher „insgesamt eine stabile Finanzsituation“ 2023. Aber „in den Jahren danach wird die Lage heikel“.
Laut Stiftung Warentest senkten nur zwei Krankenkassen ihre Beiträge, und zwar um 0,14 und 0,31 Prozentpunkte. 15 Kassen hielten die Beiträge stabil.

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Die Vorsitzende des GKV-Spitzenverbands, Doris Pfeiffer, betonte am Montag, mit einem Durchschnitt von plus 0,2 Prozentpunkten hätten es die Krankenkassen geschafft, praktisch rund ein Drittel unter dem vom Bundesgesundheitsministerium angekündigten Beitragsanstieg von 0,3 Prozentpunkten zu bleiben.
Der höchste Beitragssatz liegt aktuell laut Stiftung Warentest bei 16,59 Prozent, der günstigste bei 15,40 Prozent. Der von den Testern prognostizierte Beitragsdurchschnitt liegt 2023 bei 16,20 Prozent. Details zu der Untersuchung veröffentlichte die Stiftung im Internet unter www.test.de/krankenkassen.
Versicherten riet die Stiftung Warentest in diesem Jahr zu besonderer Aufmerksamkeit, denn anders als bisher sind die Kassen nicht mehr verpflichtet, die Erhöhung per Brief mitzuteilen: „Es bleibt nichts anderes übrig, als Webseite oder Mitgliederzeitschrift im Blick zu behalten, denn hier muss die Kasse spätestens vier Wochen vorher informieren“, sagte „Finanztest“-Redakteurin Alisa Kostenow.
Der Wechsel zu einer günstigeren Krankenkasse sei in der Regel einfach: Nach einem Antrag bei der neuen Kasse übernimmt diese die Kündigung bei der alten. Anschließend müsse nur noch der eigene Arbeitgeber informiert werden. Allerdings sollten Versicherte nicht nur auf den Beitragssatz achten, sondern auch auf das jeweilige Leistungsangebot.
Die GKV-Spitzenverbandsvorsitzende Pfeiffer forderte „spätestens im Laufe des Frühjahrs“ eine politische Entscheidung darüber, wie es mit der Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung weitergehen solle. Dieser Versicherung gehörten 73 Millionen Menschen an.
Der Verband schlug zur besseren Finanzausstattung drei Maßnahmen vor: Der Bund müsse die kompletten Krankenkassenkosten für die Bezieher von Bürgergeld übernehmen. Aktuell übernehme er nur einen Bruchteil. Pro Jahr fehlten so zehn Milliarden Euro, die derzeit aus den Portemonnaies der Beitragszahlenden finanziert werden müssten. Zweitens müsse der Bundeszuschuss für versicherungsfremde Leistungen, etwa rund um Schwangerschaft und Geburt, mit den steigenden Ausgaben mitwachsen. Drittens müsse die Mehrwertsteuer für Arzneimittel von 19 auf sieben Prozent gesenkt werden.