Letzter Reaktor abgeschaltet Japan erstmals seit 42 Jahren ohne Atomkraft

Tokio · Erstmals seit mehr als 40 Jahren ist Japan ohne Atomkraft. Tausende Menschen feierten am Samstag in Tokio die Abschaltung des letzten aktiven Atomreaktors des Landes. Rund ein Jahr nach der Katastrophe von Fukushima zogen sie durch einen Park im Zentrum der Hauptstadt und schwenkten Transparente mit der Aufschrift "Nein zur Atomkraft".

"Heute ist ein historischer Tag", sagte Masashi Ishikawa in einer Rede vor den etwa 5.500 Demonstranten in einem Park in Tokio. "Es gibt so viele Atomkraftwerke, aber nicht ein einziges wird heute in Betrieb sein, und das geschieht dank unserer Bemühungen." Der letzte noch aktive Reaktor im Atomkraftwerk Tomari auf der Insel Hokkaido wurde am Abend für eine planmäßige Wartung vom Netz genommen.

Regierung will an Atomkraft festhalten

Seit der Atom- und Tsunamikatastrophe vom 11. März vergangenen Jahres wurde kein zu Wartungszwecken abgeschalteter Reaktor wieder hochgefahren. Die Regierung hat jedoch angekündigt, sie wolle die Reaktoren wieder ans Netz bringen, um Stromausfälle zu vermeiden. Allerdings müssen die Reaktoren nun neue Tests bestehen und benötigen die Zustimmung der örtlichen Bevölkerung.

Die Aktivisten erklärten, sie seien nicht besorgt wegen einer möglichen Stromknappheit. Es sei passend, dass der letzte von insgesamt 50 Reaktoren ausgerechnet am jährlichen Kindertag vom Netz genommen werde, schließlich gehe es ihnen um den Schutz der Kinder vor der Strahlung. Die Demonstranten hielten karpfenförmige Banner in die Höhe, die traditionell am Kindertag gezeigt werden. Sie sind inzwischen aber auch zu einem Symbol der Anti-Atomkraft-Bewegung geworden.

"Lasst uns eine Erde hinterlassen, auf der unsere Kinder und Enkelkinder unbesorgt spielen können", forderten die Demonstranten.
Wie sich nun zeige, brauche das Land die Atomkraft nicht. Vor den Naturkatastrophen bezog Japan ein Drittel seiner Elektrizität aus Atomkraft.

(dapd)
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