Weniger Unternehmen meldeten Insolvenz an Zahl der Privatinsolvenzen im ersten Halbjahr um 60 Prozent gestiegen

Neuss · Weniger Unternehmen haben im ersten Halbjahr Insolvenz angemeldet. Die Zahl der privaten Verfahren stieg jedoch um mehr als 60 Prozent, nicht zuletzt aufgrund einer rechtlichen Änderung.

 Das Wort „Privatinsolvenz“ steht auf einem Trennblatt, während davor ein Antrag zur Eröfnung eines Insolvenzverfahrens liegt.

Das Wort „Privatinsolvenz“ steht auf einem Trennblatt, während davor ein Antrag zur Eröfnung eines Insolvenzverfahrens liegt.

Foto: dpa/Alexander Heinl

Die Zahl der Insolvenzen ist im ersten Halbjahr 2021 erneut gesunken. Wie die Auskunftei Creditreform am Dienstag mitteilte, verzeichnete sie in diesem Zeitraum 8800 Unternehmensinsolvenzen – ein Rückgang um 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Demnach wirken die staatlichen Corona-Hilfen weiter nach. Die Aufhebung der Insolvenzantragspflicht, die bis Ende April galt, habe zudem die Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen beeinflusst.

Einen Ansturm gab es auf Verbraucherinsolvenzverfahren. Sie stiegen um 62,9 Prozent auf rund 46.000 Fälle. „Die Änderung des Verbraucherinsolvenzrechts zum Oktober 2020 hat mit der verkürzten Restschuldbefreiung deutliche Erleichterungen für überschuldete Privatpersonen gebracht“, erklärte Creditreform-Ökonom Patrik-Ludwig Hantzsch. Zusammen mit den sonstigen Insolvenzen wurden rund 65.700 Verfahren angemeldet. Einen höheren Wert gab es zuletzt vor sieben Jahren.

Rund 90.000 Beschäftigte waren von der Insolvenz des Arbeitgebers betroffen. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 125.000 Menschen. In den ersten Monaten des laufenden Jahres verzeichnete das Institut weniger Großinsolvenzen. Gleichzeitig sanken die Schäden für die Gläubiger dieser Unternehmen auf geschätzt zwölf Milliarden Euro. Im ersten Halbjahr 2020 lagen sie noch bei 15,6 Milliarden Euro.

Stattdessen gingen vorrangig Kleinstunternehmen in die Insolvenz. Mehr als die Hälfte aller Firmeninsolvenzen beliefen sich auf die Umsatzgrößenklasse bis maximal 250.000 Euro Jahresumsatz. Ebenfalls erhöht hat sich das Insolvenzaufkommen bei der Rechtsform der Unternehmergesellschaft (UG). Ihr Anteil betrug 10,8 Prozent. 38,6 Prozent der insolventen Unternehmen sind der Rechtsform der GmbH zuzurechnen.

Von den Insolvenzen stark betroffen waren der Handel und Dienstleistungen. Der Handel verzeichnete einen Insolvenzzuwachs von 3,8 Prozent, im Dienstleistungsgewerbe gab es 0,2 Prozent mehr Verfahren. Rückgänge gab es hingegen im verarbeitenden Gewerbe und im Bausektor.

Der Trend, dass junge Unternehmer stabiler durch die Krise kommen, setzte sich fort. Mehr als jedes zweite insolvente Unternehmen in Deutschland war älter als zehn Jahre. 2012 lag der Anteil der maximal vier Jahre alten Unternehmen an den Insolvenzen noch bei 34,3 Prozent. Grund für den Rückgang dürften rückläufige Gründungszahlen sein.

(c-st/AFP)
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