Börse Hoffnung auf Wechsel in Rom treibt Dax an

Frankfurt/M (RPO). Erleichterung über die Geschäftszahlen einiger europäischer Großkonzerne und die Hoffnung auf einen Regierungswechsel in Rom haben am Dienstag die Anleger an die europäischen Aktienmärkte gelockt. Der Dax kletterte bis zum frühen Nachmittag um mehr als zwei Prozent auf 6056 Punkte.

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Auch in Mailand stieg der Standardwerte-Index über zwei Prozent. Der EuroStoxx legte ebenso zwei Prozent zu. Die Märkte gingen davon aus, dass Italien ohne Silvio Berlusconi als Ministerpräsident besser regiert werde, sagte Aktienstratege Stan Shamu von IG Markets. Sollte in Rom alles beim Alten bleiben, könnte es mit den Aktienkursen schnell wieder bergab gehen, warnte ein Händler.

Für Dienstagnachmittag war eine Haushaltsabstimmung geplant, die als entscheidend für das weitere politische Schicksal Berlusconis gilt. Das wachsende Misstrauen in die Regierung Berlusconi ließ sich auch an den weiter steigenden Renditen der zehnjährigen italienischen Staatsanleihen ablesen, die mit 6,87 Prozent zeitweise ein 14-Jahres-Hoch erreichten. "Italien ist zu groß, um zu scheitern, aber auch zu groß, um gerettet zu werden", betonte Analyst Ong Yiling von Phillip Futures.

Dagegen ignorierten die Anleger die Athener Zitterpartie um eine neue Regierung. "Das hat der Markt im Moment ad acta gelegt, Rom ist wichtiger als Athen", urteilte ein Händler.

Unterstützung durch Unternehmensbilanzen

Unterstützung kam von einigen Unternehmensbilanzen. Die seien häufig besser als erwartet ausgefallen, vermerkte ein Börsianer. Allerdings seien die Erwartungen schon recht mager gewesen. Bei der relativ guten Aufnahme schwinge somit auch viel Erleichterung mit: So wies die französische Societe Generale wegen der Griechenland-Krise einen unerwartet hohen Gewinneinbruch aus. Dass die Aktien dennoch über acht Prozent zulegten, sei vor allem der Erleichterung geschuldet - und den 60-prozentigen Kursverlusten in den vergangenen sechs Monaten, erklärte ein Händler in Paris. "Wir hatten wirklich Schlimmes von SocGen erwartet", erklärte ein Fondmanager.

Bei der britischen Großbank Lloyds ließen sich Investoren von einem Quartalsverlust und der Streichung der mittelfristigen Ergebnisziele ebenfalls nicht von Käufen abhalten. Die Aktien stiegen um rund acht Prozent. Analysten waren auch hier froh, dass es bei den Ergebnissen keine bösen Überraschungen gegeben hatte.

Gut kam bei den Anleger der Telekom-Riese Vodafone mit der Anhebung der Prognose an: die Titel stiegen in London um gut drei Prozent. Positiv nahmen wurde in London auch der Quartalsbericht von Marks & Spencer gewürdigt, deren Aktien um bis zu 6,7 Prozent zulegten.

Die Titel der Münchener Rück notierten im Dax dagegen kaum verändert, nachdem der weltgrößte Rückversicherer mit seinem Ergebnis hinter den Markterwartungen geblieben war.

Gewinner im MDax

Die im MDax gelisteten Aktien des Immobilienfinanzierers Aareal sprangen dank eines überraschend starken Quartalsergebnisses um mehr als zehn Prozent in die Höhe. Hugo Boss konnte mit der Anhebung seiner mittelfristigen Geschäftsziele ebenfalls Aktionäre gewinnen - die Aktien stiegen um mehr als sechs Prozent.

Im TecDax erholten sich die Aktien des Mobilfunk-Dienstleisters Drillisch von ihrem Rekordkurssturz im Sog einer Anzeige der Deutschen Telekom nur mühsam: sie legten rund 20 Prozent zu. Am Vortag hatten sie zum Handelsschluss allerdings 40 Prozent an Wert eingebüßt.

Die Krise in der Solarindustrie brockte Roth & Rau einen millionenschweren Betriebsverlust ein. Die in keinem Index gelisteten Aktien brachen um mehr als 20 Prozent ein. Die Titel der Konzernmutter - die Schweizer Meyer Burger - büßten in Zürich über sechs Prozent ein.

In Paris brachen Lagardere um sieben Prozent ein, nachdem der Mischkonzern angesichts der sich verschärfenden Probleme in der Sportsparte sein Gewinnziel für das laufende Jahr gesenkt hatte.

(RTR/felt)
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