Herbert Grönemeyer „Millionäre könnten mit Sonderzahlungen Kultur helfen“

Berlin · Während die Regierung die Einnahmeausfälle der Kultur- und Veranstaltungsbranche mit einem „fiktiven Unternehmerlohn“ ausgleichen will, hat Herbert Grönemeyer zur Stützung der coronabedingt darbenden Kulturszene mehr Einsatz von Wohlhabenden gefordert.

Musiker Herbert Grönemeyer (Archivbild).

Musiker Herbert Grönemeyer (Archivbild).

Foto: dpa/Oliver Berg

In der „Zeit“ sprach sich der 64-Jährige Musiker für eine „Kultur der gemeinsamen Verantwortung und des Mitgefühls“ aus. „Wäre die Zeit nicht günstig für eine Solidaritätssonderzahlung der Vermögendsten“, fragte Grönemeyer.

Sie könnten mit Sonderzahlungen die Not im Kreativbereich lindern: „Wenn sich die Wohlhabendsten bereit erklären würden zu einer zweimaligen Sonderzahlung von zum Beispiel 50.000 bis 150.000 Euro, jeweils in diesem wie auch im nächsten Jahr, stünden ad hoc circa 200 Milliarden Euro pro Jahr zur Verfügung, um Existenzen zu sichern, Pleiten aufzufangen und Ängste zu mildern“, sagte Grönemeyer. Er bezog sich dabei auf „circa 1,8 Millionen Millionäre“, die es in Deutschland gebe.

Eine Gesellschaft sei wie eine Familie. Es sei an der Zeit, dass die reichsten Familienmitglieder den Ärmeren helfen. „Nicht nur die Regierung, auch eine Gesellschaft, eine Familie muss sich bewegen und handeln und tun, was sie kann.“

Derweil gibt es neue Pläne zu diesem Thema aus Berlin. Um die Einnahmeausfälle der Kultur- und Veranstaltungsbranche auszugleichen, sollen die Betroffenen während des Teil-Lockdowns im November vom Staat einen „fiktiven Unternehmerlohn“ erhalten. Regierungssprecher Steffen Seibert kündigte am Mittwoch in Berlin an, Kulturunternehmen bekämen im November 75 Prozent ihres Umsatzes als direkte Hilfe. Solo-Selbstständige könnten dabei wahlweise den Umsatz des Novembers 2019 oder ihren monatlichen Durchschnittsverdienst des Vorjahres zugrunde legen. Es entspreche der Lebensrealität vieler Kreativer und Kulturschaffender, dass es „auch mal einen Monat geben kann, in dem es keinen Umsatz gab“.

Seibert betonte, staatliche Hilfen gebe es auch für jene, die indirekt von den coronabedingten Schließungen betroffen sind. Anspruchsberechtigt seien alle Unternehmen, die regelmäßig 80 Prozent ihrer Umsätze mit den jetzt geschlossenen Einrichtungen erzielen. Das sei für die Kultur sehr wichtig, weil eine Vielzahl an Gewerken hinter der Bühne - ohne dass der Zuschauer es sehe - erbracht werde.

(felt/dpa)
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