Höhere Kosten durch Nichthandeln Klima- und Finanzexperten entwickeln Szenarien für grünes Wirtschaftssystem

Berlin · Der Kampf gegen den Klimawandel ist auch finanziell wichtig. Zu dem Ergebnis kommt das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Frühzeitiges Handeln sei daher wichtig.

 Klima- und Finanzexperten haben sich mit möglichen Szenarien für ein grünes Wirtschaftssystem beschäftigt.

Klima- und Finanzexperten haben sich mit möglichen Szenarien für ein grünes Wirtschaftssystem beschäftigt.

Foto: Santander Consumer Bank AG/Getty Images

Klimawissenschaftler und Finanzexperten haben sich zu einem Netzwerk für ein grünes Finanzsystem zusammengetan, um Szenarien für einen geordneten Übergang zu einer klimaverträglichen Wirtschaft zu entwickeln – und um die finanziellen Risiken bei einem Versagen beim Klimaschutz aufzuzeigen. Wie das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) am Montag mitteilte, zeigen die Resultate, dass „verzögertes Handeln oder Nichthandeln mittel- bis langfristig unweigerlich die Kosten in die Höhe treiben“ würde.

Dagegen könne „eine frühzeitige Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen sowohl das physische als auch das finanzielle Risiko minimieren“, hieß es weiter. Beteiligt waren demnach neben Klimawissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern auch mehr als 90 Zentralbanken sowie Vertreterinnen und Vertreter von Finanzaufsichten. „Die Analyse liefert sektorale und regionale Details, die Finanzinstitutionen helfen, ihre Investitionsstrategien anzupassen“, betonte das PIK.

„Wenn wir die Risiken von Morgen besser verstehen, können wir heute informiert handeln und so einen geordneten Übergang zu Netto-Null Emissionen unterstützen", erklärte demnach die Geschäftsführerin der Bank of England, Sarah Breeden. Um diesen Übergang wie vorgesehen bis Mitte des Jahrhunderts zu bewältigen, müssten laut PIK in den kommenden zehn Jahren die Investitionen in erneuerbare Energien verdoppelt bis vervierfacht werden.

„Dies bietet bemerkenswerte Investitionsmöglichkeiten. Im Gegenzug würden die Investitionen in fossile Energien deutlich zurückgehen“, hieß es dazu weiter. Erforderlich sei für diesen Umstieg ein CO2-Preis von 100 bis 200 US-Dollar bis zum Jahr 2030. Die Einnahmen aus dieser Bepreisung sollten dann „durch einen Mix aus staatlichen Investitionen, Schuldentilgung und Steuersenkungen in die Wirtschaft zurückfließen“.

„Sowohl beim Klimawandel als auch im Finanzsektor geht es um globale Risiken“, erklärte der PIK-Experte Elmar Kriegler. Die Verknüpfung von Szenarien der Klimaforschung mit der Expertise der Finanzinstitute sei nun „ein großer Schritt nach vorn, um die wirtschaftlichen Auswirkungen einer ambitionierten Klimapolitik – oder aber von deren Fehlen – zu verstehen“.

Kriegler koordiniert das akademische Konsortium, das die Szenarien zusammen mit dem „Network for Greening the Financial System“ entwickelt hat. Beteiligt sind unter anderem Hochschulen in den USA und der Schweiz sowie weitere internationale Forschungseinrichtungen. Zu den beteiligten Finanzinstitutionen gehören die Zentralbanken Großbritanniens, Frankreichs, Deutschlands, der EU, der USA, Japans, Chinas, Brasiliens, Indiens und Russlands sowie Beobachter wie der Internationale Währungsfonds und die Weltbank.

(c-st/AFP)
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