Regierungschef Papademos "Griechenland könnte drittes Rettungspaket benötigen"

Rom/Athen · Griechenlands Regierungschef Lukas Papademos hat die Möglichkeit eines dritten Rettungspakets für sein hoch verschuldetes Land ins Spiel gebracht. "Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass einige finanzielle Unterstützung notwendig sein wird, doch müssen wir uns anstrengen, ein solches Ergebnis zu vermeiden", sagte Papademos in einem Interview.

 Der griechische Regierungschef Lukas Papademos hat angedeutet, dass sein Land womöglich ein drittes Hilfspaket benötigen wird.

Der griechische Regierungschef Lukas Papademos hat angedeutet, dass sein Land womöglich ein drittes Hilfspaket benötigen wird.

Foto: dapd, YIORGOS KARAHALIS

Athen ist seit zwei Jahren auf Hilfe von außen angewiesen, weil es an den Finanzmärkten nur zu hohen Zinsen neue Kredite bekommt. Sein Land werde alles tun, um ein drittes Rettungspaket zu vermeiden, betonte der Ministerpräsident gegenüber der italienischen Tageszeitung "Il Sole 24 Ore".

Doch könne nicht ausgeschlossen werden, dass selbst bei Umsetzung aller vereinbarten Spar- und Reformmaßnahmen Griechenland weiterhin an den Finanzmärkten keine neuen Kredite aufnehmen könne.

Erst diesen Monat hatten die Länder der Eurozone einem zweiten Hilfspaket in Höhe von 130 Milliarden Euro zugestimmt, das bis 2015 ausgezahlt werden soll. Vor dem Parlament in Athen kündigte Papademos eine Kürzung der Staatsausgaben in den Jahren 2013 und 2014 um zwölf Milliarden Euro an. Es müsse alles getan werden, um "verschwenderische Ausgaben" zu reduzieren, sagte der Regierungschef.

Im Gegenzug für das erste Rettungspaket vom Mai 2010 in Höhe von 110 Milliarden Euro hat Athen bereits erheblich Kürzungen zugesagt. Die Regierung will das Haushaltsdefizit von 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Jahr 2009 bis 2014 auf drei Prozent reduzieren.

Papademos wandte sich in dem Interview am Freitag auch gegen Kritiker der Regierung. "Ich bin erstaunt, dass einige Kommentatoren und Analysten offenbar gewisse Fakten ignorieren, wenn sie die Situation in Griechenland bewerten", sagte Papademos. Anhaltende Skepsis an der Reformfähigkeit des Landes und die übertriebene Betonung der Risiken seien nicht hilfreich.

Die Fortschritte des Landes würden nicht ausreichend gewürdigt, kritisierte Papademos, gestand aber auch ein, dass nicht alle Reformen zu schnell wie erwünscht umgesetzt würden.

(AFP)
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