In Inflationszeiten gilt das Edelmetall als sichere Währung Experten: Goldpreis steigt auf 1500 Dollar

FRANKFURT · Der Kurs des Edelmetalls hat sein Tal hinter sich. Auch mit Blick auf steigende Inflationsraten und unsichere Wirtschaftsaussichten sind die Prognosen für den weiteren Kursverlauf günstig.

Goldpreis 2019 - Experten vermuten Anstieg auf 1500 Dollar
Foto: dpa/Armin Weigel

Es ist ein besonderes Metall, und deshalb genießt es auch seit antiker Zeit eine besondere Stellung: Gold. Inzwischen zahlen wir zwar längst nicht mehr damit, unsere Münzen enthalten gar kein Edelmetall mehr. Seit dem 16. August 1938 ist Gold auch nicht mehr gesetzliches Zahlungsmittel. Aber als Wertaufbewahrung schätzen es die Menschen weltweit bis heute.

Im vergangenen Jahr ging es mit dem Goldpreis lange abwärts – bis auf 1174,16 Dollar je Feinunze Mitte August. Doch der Trend hat sich gedreht: Seit Anfang Oktober steigt der Preis wieder, inzwischen steht er bei mehr als 1300 Dollar. Die Gründe dafür sind vielfältig. Die veränderte Haltung der amerikanischen Notenbank Fed ist einer davon. Es sei klar, dass die Zinsen nicht weiter steigen würden, heißt es. Doch die Inflation dürfte trotzdem anziehen, und so sind die Zeiten für Gold günstig. „Steigt der Kurzfristzins, ist es ökonomisch attraktiv, zinstragende Schuldpapiere und Bankeinlagen zu halten anstelle von Gold“, erklärt Thorsten Polleit, Ökonom beim Goldhandelshaus Degussa, den grundsätzlichen Zusammenhang. Aber das galt in den vergangenen Jahren nicht immer: Seit Herbst 2017 stiegen die Zinsen in den USA zwar, aber die Goldnachfrage durch Indexfonds, auch ETF genannt, hat trotzdem angezogen. Es gebe noch weitere Nachfragefaktoren, meint Polleit: „Dazu gehört vor allem auch der Wunsch der Anleger, sich gegen das Inflations- und Zahlungsausfallrisiko abzusichern.“ Denn die Zentralbanken können die Kaufkraft des Goldes nicht herabsetzen, so wie etwa bei Dollar oder Euro.

Der wesentliche Grund für den steigenden Goldpreis dürften die Turbulenzen an den Aktienmärkten sein, vermutet Eugen Weinberg, Rohstoffexperte der Commerzbank. „Trotz der zwischenzeitlichen Erholung traut man dieser Entwicklung noch nicht so recht“, meint er. Da mögen verschiedene Krisen eine Rolle spielen, Handelskonflikte oder der anstehende Brexit etwa, die die Aktienmärkte immer wieder verunsichern.

In den vergangenen Jahren waren Aktien eine gute Anlagealternative. „Nun aber steigen auch die Gewinne der Aktiengesellschaften in den USA nicht mehr“, sagt Martin Siegel, Edelmetallexperte und Geschäftsführer des Investmenthauses Stabilitas. Auch die Anleihe- und Immobilienmärkte böten keine interessante Alternative: „Deshalb wird Gold wieder interessant.“ Dazu die steigende Inflation, ein Trend, der im laufenden Jahr anhalten werde. Konsequenz: Der Commerzbank-Rohstoffexperte Eugen Weinberg rechnet mit einem Preisanstieg auf 1400 Dollar je Feinunze. Martin Siegel von Stabilitas ist sogar noch optimistischer: 1500 Dollar seien drin, meint er, der Aufwärtstrend dürfte sich bald selbst tragen und verstärken.

Wer deshalb als Privatanleger darüber nachdenkt, in Gold zu investieren, sollte aber nicht nur auf das Edelmetall setzen. Es ist empfehlenswert, ein Depot breit über mehrere Vermögensanlagen und –gattungen zu streuen. Privatanleger sollten nicht mehr als zehn Prozent ihres Vermögens in Gold anlegen, rät Sara Zinnecker vom Verbraucherschutzportal Finanztip. Auf lange Sicht schwanke Gold im Wert stärker und bringe weniger Rendite als eine breit gestreute Anlage in Aktien: „Es eignet sich allenfalls, um ein aktienbasiertes Portfolio etwas weniger anfällig für Schwankungen zu machen“, sagt sie.

Kaufen sollte man Gold am besten physisch, also als Münzen oder Goldbarren. Der Preis richtet sich nach deren Gewicht. Bei Barren wird es meist in Gramm angegeben, es reicht von einem Gramm bis hin zu etwa 12,5 Kilogramm. Münzen erhält man mit einem Gewicht zwischen einer Unze (31,1 Gramm) und einer Zehntel Unze. Da sollte man ein nicht zu kleines Gewicht wählen, denn ansonsten ist die Marge für den Händler anteilig zu groß. Denn der will ja auch an den Transaktionen verdienen.

Gold beim Edelmetallhändler kann man zwar bar bezahlen und somit anonym bleiben – aber nur in begrenztem Ausmaß. Denn die jüngste Geldwäscherichtlinie der Bundesregierung schreibt vor, dass man bei einem Kaufpreis von 10.000 Euro an den Ausweis vorlegen muss. Geldanlageexpertin Zinnecker empfiehlt daher, Gold eher online zu kaufen, die Preise kann man auf Vergleichsportalen ermitteln (siehe unten).

Die Preisunterschiede zwischen gleich schweren Münzen und Barren sind relativ gering, meist sind Barren aufgrund der weniger aufwändigen Herstellung etwas günstiger. „Achten Sie bei Goldbarren darauf, dass sie eine Reinheit von mindestens 999,9 Tausendstel aufweisen und von der Londoner Rohstoffbörse LBMA zertifiziert sind. Ansonsten kann es sein, dass Sie beim Verkauf der Barren mit leichten Abzügen rechnen müssen“, rät Zinnecker. Münzen zu kaufen ist für Kleinanleger die empfehlenswertere Variante, weil man dann auch einzelne Münzen verkaufen kann und nicht gleich den ganzen Goldbarren. Wichtig auch: Für die Münzen sollte es einen großen Zweitmarkt geben, damit man sie schnell und einfach weiterverkaufen kann. Da eignen sich solche am besten, die in unlimitierter Auflage hergestellt werden, denn so gibt es auch keine versteckten Preisaufschläge. Krügerrand, Maple Leaf und American Eagle (siehe Bilder links unten) sind da die bekanntesten.

An die Aufbewahrung sollte man auch denken, denn sicher sind sie nur im Banksafe oder im heimischen Tresor aufgehoben. Wer aber nicht physisch in Gold investieren will, kann dies auch über sogenannte ETCs, „Exchange Traded Commodities“ tun. Das sind Schuldverschreibungen, die den Wert einer bestimmten Menge Gold verbriefen und bei denen der Käufer einen Anspruch auf die Lieferung der entsprechenden Menge physischen Goldes hat. Ein Beispiel dafür ist Xetra Gold, das von einer Tochtergesellschaft der Deutschen Börse emittiert wird. Steuern werden übrigens beim Verkauf nicht fällig, wenn man physisches Gold mindestens ein Jahr lang behält oder die ETCs einen Lieferanspruch von Gold vorsehen.

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