Bundeskartellamt prüft Sparkassen Geldautomatengebühr zu hoch?

Düsseldorf · Das Bundeskartellamt prüft derzeit bei mehr als 500 Genossenschaftsbanken und Sparkassen die Gebühren, die sie Fremdkunden beim Geldabheben berechnen. Schon jetzt ist klar, dass diese deutlich über denen von Großbanken liegen. Daran üben auch Verbraucherschützer Kritik.

Wo das Geldabheben kostenlos ist
Infos

Wo das Geldabheben kostenlos ist

Infos
Foto: AP

Das Bundeskartellamt hat offenbar weiterhin Anlass zur Kritik an den Gebühren, die viele regionale Banken Fremdkunden am Geldautomaten berechnen. Vor fast genau einem Jahr hatten sich die Banken in Deutschland nach langem Streit freiwillig dazu verpflichtet, die Automaten-Gebühren auszuweisen, die sie Kunden anderer Banken beim Geldabheben berechnen. Das Ziel hieß Transparenz. Gleichzeitig senkten manche Institute die Entgelte, die sie nun den Kunden direkt berechnen.

Jetzt prüft das Bundeskartellamt den Status quo anhand einer Befragung von mehr als 500 Banken aus dem Sparkassen- und Genossenschaftssektor zu deren Gebührenmodell. Und nach Angaben eines Sprechers steht bereits fest, "dass die Gebührenhöhe bei der Mehrzahl der untersuchten Regionalinstitute deutlich über denen der bundesweit tätigen Kreditinstitute liegt."

Bis zu fünf Euro pro Transaktion

Tatsächlich verlangen mittlerweile nahezu alle Genossenschaftsbanken und Sparkassen von Fremdkunden zwischen 3,50 und fünf Euro pro Transaktion. Das ergab eine Umfrage unserer Redaktion bei zufällig ausgewählten Regionalinstituten im Verbreitungsgebiet. Das weckt bei den Wettbewerbshütern offenbar den Verdacht, die Gebühren seien überhöht. Bundesweit tätige Großbanken wie die Deutsche Bank, Commerzbank und die Postbank berechnen lediglich 1,95 Euro.

Begründet wird die höhere Gebühr von den Genossenschaftsbanken stets mit dem größeren Automatennetz und den dadurch höheren Betriebskosten. Die Volksbank Emmerich-Rees beispielsweise verlangt pro Transaktion fünf Euro von Fremdkunden und sieht darin keinen Anlass zur Kritik. Vorstandsmitglied Holger Zitter: "Wir haben unsere Selbstkosten zwar nicht ermittelt. Aber ich gehe davon aus, dass wir mit der Gebühr Geld verdienen. Das ist aus meiner Sicht gerecht, weil wir auch in ländlichen Regionen Automaten unterhalten, wo Privatbanken ihre Automaten bereits abgebaut haben."

Der Unterschied in der Höhe der Gebühren zwischen Genossenschafts- und Privatbanken besteht bereits seit der Einführung der Regelung im Januar 2011. Jetzt steht beim Bundeskartellamt die Auswertung der Befragung kurz vor dem Abschluss. Bereits in der kommenden Woche wollen sich die Wettbewerbshüter voraussichtlich zum weiteren Fortgang äußern. Man sehe die Entwicklung kritisch und könne nicht wirklich damit zufrieden sein, hieß es aus Amtskreisen.

Bedenken von Verbraucherschützern

Hintergrund: Hält ein regionales Bankinstitut, etwa eine Sparkasse, Raiffeisen- oder Volksbank, einen beherrschenden Marktanteil von mehr als einem Drittel in seiner Region, unterliegt es der Missbrauchskontrolle der Kartellwächter. Verlangt das Geldinstitut eine hohe Gebühr von Fremdkunden und unterhält vielleicht in einem größeren Umkreis den einzigen Geldautomaten — so dass Fremdkunden nicht ausweichen können — besteht eine Monopolgefahr.

Das ist auch aus Sicht von Vebraucherschützern bedenklich. Prägnantes Beispiel: Die Raiffeisenbank Grevenbroich verlangt in der Stadt eine Gebühr von 3,95 Euro, an einem ländlichen Standort wie Jackerath liegt sie dann einen Euro höher.

"Noch heute hören wir von Bankkunden, dass die Gebühren an Automaten nicht ausgewiesen werden. Es halten sich also nicht alle Häuser an die Regelung", kritisiert Finanzexpertin Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale NRW. Sie fordert für Fremdkunden eine Gebühr von deutlich unter drei Euro. Auch das Verbraucherschutzministerium in Berlin sieht noch "Spielräume nach unten".

(RP/chk/das)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort