So legen die Bürger ihr Geld an Die Deutschen sind keine Renditejäger

Berlin · Wenn es ums Geld geht, gehen die Deutschen lieber auf Nummer sicher. In Zeiten anhaltend niedriger Zinsen aber lässt sich mit einer konservativen Strategie nur schwierig Geld scheffeln. Kommt jetzt langsam das Umdenken?

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Foto: dpa, Karl-Josef Hildenbrand

"Sparen ist ein Thema, aber das Niedrigzinsumfeld macht es verdammt schwer", räumt Sparkassenpräsident Georg Fahrenschon ein. Insgesamt ließen sich die Bundesbürger ihre Lust am Sparen zwar nicht nehmen und legten weiter mehr als neun Prozent des verfügbaren Einkommens zurück. Jeder Vierte aber spare überhaupt nicht mehr - weder fürs Alter, noch fürs Auto oder ein eigenes Haus.

Vielen mache Sorgen, dass bewährte Geldanlagen kaum noch etwas zum Aufbau des Vermögens beitragen, sagt Fahrenschon. Doch trotzdem lösen sich die Verbraucher nicht von Sparbuch, Festgeld und Co. Im Gegenteil: Nach Angaben der Bundesbank ist der Anteil der als sicher geltenden Anlagen seit der Krise sogar noch gestiegen. Die Experten führen das in ihrem aktuellen Monatsbericht auf eine "ausgeprägte Risikoaversion" zurück.

Echte Renditejäger sind die Deutschen eben nicht. Hohe Renditen sind ihnen zwar nicht egal, doch sie gehören nur für 27 Prozent zu den wichtigsten Faktoren beim Vermögensaufbau. Viel wichtiger sind Sicherheit und Flexibilität, zeigt die Sparkassen-Umfrage. Für viele muss angelegtes Geld auch spontan verfügbar sein. "Die privaten Haushalte gehen sehr abgeklärt mit den niedrigen Zinsen um", lobt Fahrenschon.

Vor allem die Mittelschicht - Leute mit einem monatlichen Haushaltseinkommen zwischen 1500 und 2500 Euro - setzt auf klassisches Sparen. Sie haben mehr Lebensversicherungen, mehr Sparbücher, weniger Aktien als der Durchschnitt. Anlageformen, die, wie der Sparkassenpräsident formuliert, "besonders unter dem Druck der niedrigen Zinsen stehen". Aktien dagegen rückten nur sehr langsam, "mit Augenmaß", in den Fokus. Das hält Fahrenschon für richtig: "Es gibt keine Flucht ins Wertpapier."

Ein wenig mutiger könnten die Deutschen aber schon sein, meint "Finanztest"-Chefredakteur Heinz Landwehr. Weltweit breitgestreute Aktien gehörten derzeit zu den besten Anlageformen. Wer neben seinem Festgeld rund 25 Prozent in Fonds anlege, gehe kein wesentlich größeres Risiko ein, könne aber wesentlich mehr Rendite erwarten. "Es kann sein, dass man mal ein oder zwei Jahre eine kleine Delle hat, aber über mehrere Jahre ist das eine relativ sichere Anlage."

Glaubt man dem Vermögensbarometer der Sparkassen, kommt das langsam auch bei den Verbrauchern an. Zwar halten sie Immobilien weiter unangefochten für das beste Mittel zum Vermögensaufbau. Zugleich aber verlieren Sparbücher, Bausparverträge, Lebensversicherungen und Festgeld an Bedeutung. Und Aktien holen auf. Inzwischen nennen 24 Prozent Fonds als gute Anlageform, im vergangenen Jahr waren es noch 17 Prozent.

Doch zwischen Aussage und Kaufentscheidung gibt es offenkundig einen Unterschied: Denn nach Angaben des Deutschen Aktieninstituts trennten sich im vergangenen Jahr rund 500 000 Menschen von Aktien oder Anteilen an Fonds. Und auch im ersten Halbjahr 2015 war die Tendenz negativ: Laut Bundesbank stießen die Verbraucher Aktien im Wert von 3,5 Milliarden Euro ab.

(dpa)
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