Neue Versicherungs-Policen Fragen und Antworten zu den Unisex-Tarifen
Düsseldorf · Ab dem 21. Dezember gelten für Männer und Frauen dieselben Versicherungstarife. Bei manchen Policen – etwa bei Risiko-Lebensversicherungen für Frauen – werden sich dadurch die Preise drastisch ändern. Zügige Vertragsabschlüsse können sich lohnen, bestehende Policen bleiben unberührt.
Massenweise landen derzeit Werbeschreiben von Versicherungsagenturen in den Briefkästen. Hintergrund: Für alle Versicherungsverträge, die nach dem 21. Dezember abgeschlossen werden, gelten dann Unisex-Tarife – Männer und Frauen müssen also dieselben Beiträge zahlen. Manche Policen werden dadurch für Männer teurer, andere für Frauen. Hier die Antworten auf die wichtigsten Fragen zur Umstellung:
Warum kommen die Unisex-Tarife?
Der Europäische Gerichtshof hat im März 2011 entschieden, dass unterschiedliche Versicherungstarife für Männer und Frauen gegen das Diskriminierungsverbot verstoßen. Bisher hatten die Anbieter von Policen die Risiken je nach Geschlecht kalkuliert und ihre Preise daran angepasst. Sie kritisierten den Zwang zu Unisex-Tarifen auch massiv.
Für welche Versicherungen gilt die Umstellung auf Unisex-Tarife?
Zumeist sind Personenabsicherungen betroffen. Vor allem für Lebens- und Unfallversicherungen, für Berufsunfähigkeitspolicen sowie private Kranken- und Rentenversicherungen wird es neue Tarife geben. Die einzige Sachversicherung, bei der auf Unisex-Tarife umgestellt wird, ist die Kfz-Versicherung. Welche Versicherungen werden für Frauen teurer, welche für Männer?
Frauen werden nach Angaben des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) mit höheren Prämien für Auto- und Lebensversicherungen rechnen müssen, weil sie künftig die höheren Risiken der Männer mittragen werden. Anders herum ist es bei Renten-, Berufsunfähigkeits- und privaten Krankenversicherungen. Die werden für Frauen günstiger und für Männer teurer.
Ändern sich die Tarife für bestehende Versicherungsverträge?
Nein. Unisex-Tarife gelten nur für Verträge, die nach dem 21. Dezember dieses Jahres geschlossen werden. Wer aber danach eine bestehende Police ändern möchte, sollte darauf achten, dass dann nicht ungewollt Unisex-Tarife zur Anwendung kommen.
Können bestehende Policen in einen günstigeren Unisex-Tarif umgewandelt werden?
Das ist abhängig von den einzelnen Versicherungsunternehmen. Auskunft darüber kann nur der Versicherer geben.
Lohnt sich jetzt der schnelle Einstieg in einen herkömmlichen Tarif?
Das kommt auf die Versicherungsart und das Geschlecht an. Expertin Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale NRW empfiehlt Frauen, die den Abschluss einer privaten Kranken-, Pflege-, Renten- oder Berufsunfähigkeitsversicherung planen, nach dem 21. Dezember zu handeln. Der Neuvertrag einer Autoversicherung könne sich für junge Fahrerinnen vor dem Stichtag lohnen. Männern empfiehlt die Verbraucherschützerin, mit dem Abschluss einer Lebensversicherung bis Ende Dezember zu warten. Der Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung sei für Männer aber tendenziell vor dem Stichtag sinnvoll.
Wo bekomme ich eine entsprechende Beratung?
Die Verbraucherzentralen bieten Beratungen durch unabhängige Versicherungsexperten an. Mehr Infos unter .
Kann ich auch noch nach dem 21. Dezember einen alten Tarif abschließen?
Bei der privaten Krankenversicherung gibt es ein Wechselrecht. Bei anderen Versicherungsarten ist das vom Unternehmen abhängig.
Gibt es Versicherungsarten, bei denen sich nichts ändert?
Die betriebliche Altersvorsorge wird zunächst von den Unisex-Tarifen unberührt bleiben. Auch bei der Riester-Rente ändert sich nichts – dort gelten die Unisex-Tarife bereits seit 2006.
Warum werden Versicherungen voraussichtlich insgesamt teurer?
Der Versicherer-Verband GDV argumentiert, dass Risikopuffer eingebaut werden müssten. Das jeweils weniger risikogefährdete Geschlecht müsse nun das andere subventionieren. "Beitragsnachlass auf der einen und Beitragsanhebung auf der anderen Seite werden im Ergebnis aus Kundensicht ungünstiger werden", sagt Hasso Suliak vom GDV.
