Finanzmärkte in Aufruhr Preis für Gold klettert auf höchsten Stand seit elf Monaten
London · So teuer war gelbe Metall schon lange nicht mehr: Der Goldpreis ist angesichts der anhaltenden Verunsicherung an den Finanzmärkten am Freitag auf den höchsten Stand seit April gestiegen. Am Nachmittag wurde eine Feinunze (rund 31,1 Gramm) an der Börse in London bei 1965 US-Dollar gehandelt.
Das sind rund 2,3 Prozent mehr als am Morgen. In der abgelaufenen Woche hat der Goldpreis damit um über 100 Dollar zugelegt. Auch in Euro gerechnet, legte der Preis deutlich zu. Zuletzt kostete die Unze 1842 Euro.
Die Verunsicherung an den Märkten bleibt nach den Finanzmarktturbulenzen der vergangenen Tage hoch. Gold als sicherer Hafen profitiert weiter davon. Die Krise der Regionalbanken dominiert das Geschehen. In einem „historischen Schritt“, wie ihn JPMorgan nennt, hatte die in Schieflage geratene First Republic Bank milliardenschwere Unterstützung von den größten amerikanischen Geldhäusern erhalten. Zu einer wirklichen Beruhigung führte dies jedoch nicht. Die Schweizer Großbank Credit Suisse geriet am Freitag trotz eines milliardenschweren Stützungspakets der Notenbank an der Börse erneut unter Druck.
„Die weitere Entwicklung hängt vor allem von den Erwartungen bezüglich der künftigen Politik der US-Notenbank ab“, kommentierte Barbara Lambrecht, Edelmetallexpertin bei der Commerzbank. Die US-Notenbank gibt ihre Entscheidung am Mittwoch bekannt. „Sollte sich die Lage am Markt bis dahin beruhigt haben und die Fed zugleich weiteren Handlungsbedarf bei der Bekämpfung der Inflation herausstellen, dürfte Gold einen Teil der jüngsten Gewinne wieder abgeben“, erwartet Lambrecht.
Krisensitzung bei der Credit Suisse
Bei der krisengeplagten Credit Suisse sind Insidern zufolge für das Wochenende außerordentliche Sitzungen verschiedener Teams angesetzt worden. Dazu zählten auch Teams des Finanzchefs Dixit Joshi, wie mit der Situation vertraute Personen am Freitag zur Nachrichtenagentur Reuters sagten. Dabei sollten Finanzdaten aufbereitet und Szenarien für die Zukunft der Schweizer Großbank erarbeitet werden, hieß es weiter. Credit Suisse lehnte eine Stellungnahme ab.
Die Bank kämpft seit Tagen mit einem Vertrauensschwund von Anlegern und Kunden. Auslöser waren ursprünglich zwar hausgemachte Probleme. Doch die Krise rund um die amerikanische Silicon Valley Bank befeuerte die Verunsicherung weiter. Am Mittwoch Abend stellten sich die Schweizerische Nationalbank und die Finanzmarktaufsicht Finma hinter die Credit Suisse. Wenige Stunden später begann das Institut einen Notfallkredit im Volumen von 50 Milliarden Franken anzuzapfen.
Doch die Reaktion der Anleger fiel verhalten aus, die Preise für Kreditausfallversicherungen bewegten sich auch danach in schwindelerregender Höhe. „Das Grundproblem der Credit Suisse bleibt das mangelnde Vertrauen der Kunden“, erklärte Analyst Daniel Bosshard von der Luzerner Kantonalbank. Entscheidend ist nun, wie sich die Kunden weiter verhalten. „Ob die Einleger ausreichend beruhigt sind, um die Abflüsse in den nächsten Tagen einzudämmen, ist unserer Ansicht nach eine Schlüsselfrage“, sagte Frédérique Carrier, Leiterin der Anlagestrategie bei RBC Wealth Management. Kommt es nicht bald zu einer Stabilisierung, halten Experten Staatshilfen, eine Aufspaltung oder eine Übernahme für mögliche nächste Schritte.