Preisverfall bei Edelmetall Fällt der Goldpreis bis auf 1000 Dollar?

Düsseldorf · Allein in diesem Jahr ist der Wert des Edelmetalls um 20 Prozent gesunken. Analysten sagen einen weiteren Preisverfall voraus. Derzeit profitiert der Kurs noch von den Unsicherheiten um die Geldpolitik der US-Notenbank.

Immer wenn die Weltwirtschaft in Unruhe ist, wenn die Menschen Angst haben vor hoher Inflation und wenn die Sorge wieder neu aufflammt, dass die Politik die Staatsschuldenkrise nicht in den Griff bekommt — dann schlägt die große Stunde des Goldes. Das Edelmetall gilt in solchen Zeiten stets als sicherer Hafen für jene, die bei alternativen Investments zu sehr von Verlustängsten beherrscht werden. Unter solchen Vorzeichen hat der Goldkurs vor zwei Jahren schon mal bei knapp 1900 Dollar je Feinunze (31 Gramm) gelegen. Aber die Zeiten scheinen vorerst vorbei zu sein. Zuletzt lag der Preis "nur" noch bei 1324 Dollar. Und die Analysten der US-Großbank Goldman Sachs haben schon eine düstere Prognose aufgestellt: Bis Ende 2014 werde der Preis auf etwa 1050 Dollar sinken.

Ende des Goldrausches. Allein seit Jahresbeginn ist der Preis um etwa 20 Prozent gefallen. Wer vor drei Jahren Gold kaufte, hat damit unter dem Strich nichts verdient. Es droht eines der schlechtesten Jahre der vergangenen Jahrzehnte. Goldman Sachs jedenfalls bleibt ungeachtet aller zwischenzeitlichen Kursanstiege skeptisch. Die amerikanische Bank begründet ihre Voraussage vor allem damit, dass bei der US-amerikanischen Notenbank Fed das Ende der lockeren Geldpolitik bevorstehe. Die Fed kauft derzeit monatlich Anleihen im Umfang von 85 Milliarden Dollar (das entspricht mehr als 60 Milliarden Euro), um die US-Wirtschaft zu stützen. Das kann ein Ende haben, wenn das amerikanische Wirtschaftswachstum deutlich anzieht und die Arbeitslosigkeit in den Vereinigten Staaten auf 6,5 (derzeit 7,3) Prozent sinkt. Dann könnte die Geldschwemme enden, die Inflationsgefahr würde deutlich sinken, der Goldpreis in der Folge vermutlich auch.

Ohnehin ist das Metall längst nicht mehr der sichere Hafen, als der es oft bezeichnet wird. "Bei den Edelmetallen hatte sich über lange Jahre eine Blase aufgebaut, aus der 2013 die Luft entwichen ist", sagte jüngst Ulrich Wernitz, Chef-Investor der Berlin & Co. AG, der Zeitung "Die Welt".

Andere Fachleute urteilen ähnlich: "Gold hat viel Spekulatives", sagt Holger Sandte, Chefvolkswirt beim schwedischen Finanzkonzern Nordea, "da spielen eben Inflationssorgen mit, und da wird mitunter auch Weltuntergangsstimmung gepredigt. Wir werden in den nächsten Jahren keine überbordende Inflation erleben, und deshalb wird der Preis für Gold wohl weiter fallen." Was an Liquidität entstehe, weil die Notenbanken große Mengen Geld in den Markt pumpten, gehe vielfach in andere Anlagen wie Aktien oder andere Wertpapiere.

Andere glauben, dass der Goldpreis nach zwölf Jahren mit nahezu dauerhaften Kursanstiegen einfach eine Verschnaufpause braucht. Sie raten zu Indexfonds, die mit echtem Geld hinterlegt sind, und zu physischen Gold-Anlagen. also keinen Termingeschäften, sondern beispielsweise Barren und Münzen. Generell ist Gold als Geldanlage nach Einschätzung von Analysten als Depotbeimischung immer geeignet, falls sich andere Märkte schlecht entwickeln. Experten empfehlen aber in der Regel, nicht mehr als 20 Prozent des Gesamtinvestments in Gold anzulegen.

Goldhändler Markus Weller, der in Düsseldorf zwei Filialen hat, widerspricht der vielfach schlechten Prognose: "Ich denke, dass der Goldpreis kurzfristig sinken wird, allerdings nicht unter 30 Euro pro Gramm. Danach wird er aber auch wieder steigen." 30 Euro pro Gramm entspricht etwa 930 Euro pro Feinunze, also deutlich mehr als 1000 Dollar.

Sorgen macht sich Weller derzeit nicht, im Gegenteil: "Wenn der Goldpreis hoch ist, konsumieren die Privatleute weniger Gold- und mehr Modeschmuck. Sinkt der Preis aber, steigert das den Konsum — die Leute können sich wieder mehr leisten." Über die Kalkulation der Preise für diejenigen, die ihren Goldschmuck bei Weller in Zahlung geben möchten, verrät der Inhaber nur so viel: "Wir zahlen den aktuellen Goldpreis minus Transportkosten, Scheidekosten und unserer Gewinnmarge. Daraus ergibt sich der Preis."

Fred Hollweg, Geschäftsführer beim Juwelier Arthur Reicher in Düsseldorf, schätzt, dass sich der Goldpreis, nachdem er bereits "relativ stark gefallen" ist, auf diesem Niveau einpendeln wird. Mit einem regelrechten Preissturz rechnet auch er aktuell nicht. Wer bei Reichert Goldschmuck oder ähnliches verkaufen möchte, der bekommt je nach Menge den aktuellen Goldpreis abzüglich fünf bis zehn Prozent, sagt Hollweg. Wer Gold verkaufen will, sollte also am besten mehrere Angebote vergleichen.

(RP)
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