"Werden alles tun, um Euro zu erhalten" EZB-Chef Draghi lässt die Börsen jubeln

London · Die Hoffnung auf ein stärkeres Engagement der EZB im Kampf gegen die Schuldenkrise hat den europäischen Aktienmärkten am Donnerstag einen Schub verliehen. Der Dax machte sein anfängliches Minus wett und stieg um 1,4 Prozent auf 6496 Zähler.

Das ist Mario Draghi
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Foto: dpa, bjw

Der EuroStoxx50 legte sogar um 2,6 Prozent auf 2214 Punkte zu. Die Börse in Mailand gewann vier Prozent, der Leitindex in Madrid stieg um 3,1 Prozent. Auch an der Wall Street standen die Zeichen auf Grün.

EZB-Präsident Mario Draghi sagte in London, dass die Europäische Zentralbank innerhalb ihres Mandats bereit sei, alles Erforderliche zu tun, um den Euro zu erhalten. "Und glauben Sie mir, das wird reichen", fügte er hinzu. Ein Frankfurter Händler sagte dazu: "Wenn die EZB sich hinstellt und sagt, sie ist bereit, alles zu tun, um den Euro zu verteidigen, beruhigt das die Anleger ungemein. Das heißt wohl, dass die EZB ein Maßnahmenpaket in der Hinterhand hat, um das Schlimmste abzuwenden. Denn alle Investoren hoffen vor allem auf eines: ein Ende der Unsicherheit."

Zudem brachte der französische Finanzminister Pierre Moscovici wieder die Option ins Spiel, dass der Euro-Rettungsschirm EFSF Staatsanleihen kaufen könnte. Diese Möglichkeit solle nicht ignoriert werden. Die Bundesregierung hat sich gegen diese Variante ausgesprochen.

Finanzwerte springen an

Vor allem Finanzwerte konnten nach den Aussagen von Draghi zulegen. Der europäische Bankenindex stieg um 2,9 Prozent, der Pendant der Euro-Zone sogar um 5,2 Prozent. Im Dax lagen die Anteilsscheine von Allianz mit einem Plus von 3,7 Prozent an der Spitze, gefolgt von der Deutschen Börse, Münchener Rück und Deutscher Bank mit Aufschlägen zwischen 3,3 und 2,9 Prozent.

Das Schlusslicht im Dax bildeten am Nachmittag die Aktien von MAN mit einem Abschlag von 5,3 Prozent. Der LKW-Bauer hatte am Vorabend einen Gewinneinbruch gemeldet und seine Ergebnisprognose für 2012 gekippt. "Es ist klar, dass derzeit ein Nachfrageproblem besteht. Aber der Gewinneinbruch in dem Ausmaß hat einige offenbar doch überrascht", sagte ein Händler.

MAN, VW und Siemens am Dax-Ende

Ein Minus von 1,9 Prozent verzeichneten die Aktien von Siemens. Konzern-Chef Peter Löscher hatte gesagt, angesichts des verschlechterten Umfelds sei es schwieriger geworden, die Prognose für das Geschäftsjahr zu erreichen. Auch der Chemiekonzern BASF äußerte sich skeptischer angesichts der Konjunkturaussichten. Allerdings bestätigte das Unternehmen seine Prognose. BASF-Aktien verbilligten sich zunächst um bis zu 1,7 Prozent, drehten dann aber mit 1,3 Prozent ins Plus.

Dass die Ansprüche der Anleger hoch sind, zeigten auch die Quartalszahlen von VW. Obwohl der Autokonzern den Gewinn im zweiten Quartal wie von Analysten erwartet gesteigert hatte, fielen die Aktien um 2,6 Prozent. Es fehle eine positive Überraschung, begründete Macquarie-Analyst Christian Breitsprecher die Kursverluste.

Im MDax verteuerten sich die Puma -Aktien mit 5,7 Prozent am deutlichsten. Nach den schwachen Geschäftszahlen im zweiten Quartal soll ein neues Modell helfen, die Struktur des fränkischen Konzerns zu vereinfachen, indem Verwaltungsaufgaben zentralisiert würden, teilte Puma mit. "Dies zusammen mit der Tatsache, dass es keine neuen negativen Überraschungen gab, dürfte der Aktie helfen", sagte ein Händler.
Auch die Papiere von Aixtron waren gefragt und legten im TecDax um 8,1 Prozent zu. Der Chipanlagenbauer sieht sich auf dem Weg der Besserung und rechnet für das zweite Halbjahr mit einem Gewinn.

(REU)
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