Anleihen-Programm der EZB Bankenverband warnt vor enormen Risiken

Passau · Wegen zu hoher Risiken kritisiert der Bankenverband das am Donnerstag angekündigte Programm der Europäischen Zentralbank (EZB). Diese will ab Montag Staatsanleihen aufkaufen, um das Risiko einer möglichen Deflation abzuwenden. "Die Risiken sind höher als der Nutzen", sagt Michael Kemmer, Geschäftsführer des Verbandes.

Was die EZB mit ihren Anleihe-Käufen erreichen will
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Foto: dpa, brx jhe lof

Michael Kemmer spricht sich deutlich gegen den Kauf staatlicher und privater Anleihen aus. Diese Maßnahme hatte die EZB am Donnerstag angekündigt. "Die Risiken sind weitaus höher als der Nutzen", sagte Kemmer der "Passauer Neuen Presse" vom Freitag. Das Niedrigzinsniveau halte weiter an, es bestehe deshalb die Gefahr von "Vermögenspreisblasen". Kemmer: "Wenn der Zins als Maßstab für das Risiko fehlt, ist die Gefahr groß, dass die Mittel ungeordnet in alle möglichen Investitionen fließen."

Zugleich werde das EZB-Programm den Krisenstaaten in der Eurozone kaum helfen, sagte Kemmer. "Die Unternehmen dort kommen nicht wegen fehlender Liquidität schwer an Kredite, sondern sie haben ein Bonitätsproblem", argumentierte er. Die fraglichen Länder müssten "wirtschaftliche Reformen in Angriff nehmen", die "aufgeblähten" Staatsapparate beschneiden und den Arbeitsmarkt reformieren. Wenn die Länder dann wettbewerbsfähiger würden, bekämen sie Wachstumsimpulse und die Unternehmen vor Ort würden wieder kreditwürdig.

Danièle Nouy – die strenge Oberaufseherin über Europas Banken
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Kemmer widersprach auch der Einschätzung der EZB, es könne eine Phase der Deflation drohen. Die zuletzt sehr geringe Teuerungsrate sei vor allem auf die niedrigen Energiepreise zurückzuführen, erklärte er.

Die EZB hatte am Donnerstag angekündigt, ab Montag Staatsanleihen im großen Stil aufzukaufen, um das Risiko einer Deflation abzuwenden. Insgesamt will die EZB 1,14 Billionen Euro in die Märkte pumpen. Das Verfahren wird Quantitative Lockerung (englisch: Quantitative Easing, QE) genannt. EZB-Präsident Mario Draghi betonte, die Zentralbank werde das Ankaufprogramm "wenn nötig" über September 2016 hinaus verlängern, bis sie eine "anhaltende Anpassung der Inflation" an die angestrebte Rate von knapp unter zwei Prozent beobachte. Im Februar waren die Verbraucherpreise in der Eurozone im Jahresvergleich um 0,3 Prozent zurückgegangen.

(AFP)
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