Sorge um Griechenland Euro-Kurs sinkt auf 22-Monatstief

Frankfurt/Main · Die Sorge um die Zukunft des Euro ist zurück an den Börsen. Aktienkurse fallen weltweit, der Euro-Kurs sinkt auf ein 22-Monatstief. Zweifel an der Krisenstrategie Europas drücken die Stimmung. Anleger greifen noch stärker nach deutschen Staatspapieren.

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Die Erholung an den Börsen währte nur kurz. Der Streit zwischen Paris und Berlin um Wege aus der Schuldenkrise und Sorgen um Griechenlands Verbleib in der Eurozone schickten die Kurse weltweit auf Talfahrt. Der Dax schloss am Mittwoch mit einem dicken Minus von 2,33 Prozent bei 6285,75 Punkten. Auch an den Aktienmärkten in London, Paris und New York ging es abwärts. Der Euro fiel deutlich unter 1,26 Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit Juli 2010.

Wie nervös die Anleger derzeit sind, zeigt Händlern zufolge die Schwäche des Euro und die starke Nachfrage nach deutschen Staatspapieren. Auf der Suche nach sicheren Anlagen flüchteten die Anleger einmal mehr in deutsche Staatsanleihen. Deutschland nahm erstmals für zwei Jahre neue Schulden in Milliardenhöhe auf, ohne dafür Zinsen zahlen zu müssen. Bei einer Versteigerung von Bundesschatzanweisungen mit Fälligkeit 2014 erhielten die Anleger einen Zinskupon von null Prozent. Sie bekommen damit vom Bund keinen einzigen Euro an Zinsen überwiesen, trotzdem war die Nachfrage hoch.

Deutschland gilt als einer der letzten verlässlichen Kreditnehmer im Währungsraum. Euro-Krisenländer wie Spanien und Italien müssen über alle Laufzeiten hinweg viel höhere Zinsen bieten, um frisches Kapital anzulocken.

Enttäuscht reagierten die Anleger darauf, dass beim EU-Gipfel in Brüssel keine konkreten Entscheidungen speziell zu Griechenland anstanden. Nur solche echten Fortschritte aber könnten dem Markt Erleichterung bringen, sagte Aktienhändlerin Dafni Serdari vom Brokerhaus Intertrader. Zuvor hatte der ehemalige griechische Ministerpräsident Lucas Papademos den Austritt Griechenlands Händlern zufolge als reales Risiko bezeichnet. Die Regierung in Athen dementierte allerdings Medienberichte, die Euro-Länder bereiteten sich auf einen Austritt Griechenlands aus dem Währungsraum vor.

Händler befürchteten, dass die beiden Euro-Schwergewichte Deutschland und Frankreich auf dem EU-Gipfel beim Krisenmanagement nicht auf einen Nenner kommen. Der neue französische Präsident Francois Hollande hat mit seiner Forderung nach Eurobonds bereits eine Abfuhr aus Berlin kassiert. Weitere Baustellen, wie eine einheitliche Einlagensicherung zur Vermeidung eines Sturms auf Banken in den Krisenländern, der Dauerkonflikt um die Balance zwischen Wachstum und Sparen, oder auch die Suche nach einem Nachfolger von Eurogruppenchef Jean-Claude Juncker, dürften ebenfalls offen bleiben.

Die Europäische Zentralbank (EZB) wappnet sich nach einem Pressebericht bereits gegen eine mögliche Eskalation der Lage in Griechenland. Nach Informationen der Wochenzeitung "Die Zeit" hat die Notenbank einen Krisenstab unter Vorsitz des deutschen Direktoriumsmitglieds Jörg Asmussen eingerichtet, der sich mit dem Thema Hellas beschäftigt. Zuletzt hatte Asmussen aber klargestellt, dass die EZB weiter nach "Plan A" arbeite, nach dem die Griechen in der Euro-Zone bleiben.

Die Deutsche Bundesbank bezeichnete die aktuelle Entwicklung in Griechenland in ihrem Monatsbericht als "in hohem Maße besorgniserregend". Vor den Neuwahlen in Hellas sieht die Notenbank die Gefahr, dass die im Gegenzug zu umfangreichen Hilfsprogrammen vereinbarten Reform- und Konsolidierungsmaßnahmen nicht umgesetzt werden könnten.

(dpa)
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