Commerzbank und Thomas Cook stürzen ab Euro-Krise belastet Dax

Frankfurt/Main · Das Gerangel um eine Lösung der Schuldenkrise in der Euro-Zone sowie schwache US-Konjunkturdaten haben am Dienstag die Anleger erneut von den Aktienmärkten ferngehalten. Der Dax fiel um 1,2 Prozent auf ein Sieben-Wochen-Tief von 5537 Punkten. Es war der siebte Handelstag in Folge mit einem Tagesverlust.

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Foto: AP

Auch der EuroStoxx verlor rund ein Prozent. Besonders unter Druck standen die Finanzwerte, allen voran die Aktien der Commerzbank, die aufgrund eines Reuters-Berichts über ein vermutlich größeres Kapitalloch als erwartet zeitweise um über 17 Prozent auf ein Rekordtief von 1,1160 Euro abstürzten.

Zu den Kursverlusten trug neben der andauernden Schuldenkrise in der Euro-Zone ein unerwartet schwaches Wachstum der US-Wirtschaft im dritten Quartal bei. Das Bruttoinlandsprodukt hatte von Juli bis Oktober nach einer zweiten Schätzung nur zwei Prozent zugelegt. In der ersten Schätzung war das US-Handelsministerium noch von einem annualisierten Plus von 2,5 Prozent ausgegangen. Schon am Vortag war die US-Schuldenkrise nach dem Scheitern der Verhandlungen von Demokraten und Republikaner über einen Defizitabbau wieder in den Vordergrund gerückt.

Zugleich blieb die Euro-Zone im Fokus: Die Ablehnung von Eurobonds durch die Bundesregierung wurde von einigen Anlegern als Verkaufsargument genutzt. "Einige hatten wohl gehofft, dass Kanzlerin Merkel allmählich ihre Meinung ändert", sagte ein Händler. Nachdem sich dies nicht bestätigt habe, sei der Dax wieder unter Druck gekommen. Die Kanzlerin hatte die Diskussion über gemeinsame Anleihen der Euro-Zone als "nicht sehr passend" zurückgewiesen.

Am Rentenmarkt setzte sich der Ausverkauf fort. Besonders unter Druck standen die zehnjährigen belgischen Anleihen , deren Renditen erstmals seit Sommer 2008 wieder über fünf Prozent stiegen. Die Anleger quittierten damit die desolate innenpolitische Lage des Landes, das seit den Wahlen vor 18 Monaten quasi ohne Regierung da steht.

Commerzbank bricht ein

Ganz oben auf den Verkaufszetteln standen die Commerzbank -Aktien, die mit 1,15 Euro und damit 15,1 Prozent im Minus schlossen. Dies war der stärkste Einbruch der Commerzbank-Titel seit März 2009, als im Rahmen der Bankenkrise die Finanzwerte insgesamt auf Talfahrt waren. Händler nannten Spekulationen auf eine bevorstehende Kapitalerhöhung als Grund für die Verkäufe. Reuters hatte unter Berufung auf Finanzkreise berichtet, das Geldhaus brauche deutlich mehr Kapital als bisher angenommen. Das Institut wolle den Bedarf bis Mitte 2012 über den Abbau von Risikopositionen (RWA) decken, hieß es in den Kreisen. Experten halten eine Kapitalerhöhung bei der Commerzbank angesichts des niedrigen Kursniveaus für wenig wahrscheinlich.

Im Sog der Commerzbank fielen die Titel der Deutschen Bank um 3,4 Prozent. Deutschlands größtes Kreditinstitut stellt seine Vermögensverwaltung auf den Prüfstand. Auch europaweit ging es mit den Finanzwerten wieder in den Keller: Der Stoxx-Banken-Index verlor 1,6 Prozent.

Thomas Cook im freien Fall

Im Dax setzten daneben die Infineon-Aktien ihre Talfahrt im Sog des vorige Woche gegebenen skeptischen Ausblicks fort und verloren fast vier Prozent.

Für Aufsehen sorgte zudem der Kurssturz von Thomas Cook an der Londoner Börse um 75 Prozent auf 10,9383 Pence. Der hoch verschuldete britisch-deutsche Reiseveranstalter hatte eingeräumt, nur einen Monat nach einer Gläubigervereinbarung wieder mit den Banken verhandeln zu müssen. Dies zog auch die Papiere der Konkurrenten TUI Travel und TUI um 9,2 beziehungsweise um 12,7 Prozent in den Keller. Dem Branchendruck konnten sich auch die Aktien der Lufthansa nicht entziehen: Sie verloren über 3,4 Prozent.

(REU)
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