EFSF gibt neue Anleihen aus Euro fällt auf 15-Monats-Tief

Brüssel · Erneute Sorgen um die europäischen Banken haben am Donnerstag den Eurokurs auf den tiefsten Wert seit 15 Monaten gedrückt. Die Gemeinschaftswährung fiel unter die Marke von 1,28 Dollar und erreichte den tiefsten Stand seit September 2010.

Zehn Jahre Euro - Erinnerungen an den Start der Einheitswährung
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Als Referenzkurs stellte die Europäische Zentralbank (EZB) 1,2832 Dollar fest, gut einen US-Cent weniger als am Vortag. Unterdessen platzierte Frankreich erfolgreich Staatsanleihen für 7,96 Milliarden Euro, musste aber etwas höhere Zinsen als im Dezember bieten.

Für den Wertverlust des Euro machten Devisenhändler neue Sorgen um den europäischen Bankensektor verantwortlich. Die italienische Bank Unicredit hatte am Dienstag bei einer geplanten Erhöhung ihres Kapitals um 7,5 Milliarden Euro Erwerbern neuer Aktien einen Kursabschlag von mehr als 40 Prozent einräumen müssen.

Die Kapitalerhöhung der Unicredit mit massivem Abschlag sei richtungsweisend für die gesamte Bankenbranche, da auch noch andere europäische Kreditinstitute zusätzliches Kapital aufnehmen müssten, hieß es. Die europäische Bankenaufsicht hatte den Geldinstituten im Dezember eine Kapitallücke von 114,7 Milliarden Euro attestiert.

Die Einlagen der Banken bei der Europäischen Zentralbank (EZB), die als Indikator des gegenseitigen Misstrauens der Geldinstitute angesehen werden, sanken allerdings wieder etwas. Nach EZB-Angaben waren von Mittwoch auf Donnerstag 443,701 Milliarden Euro als eintägige Einlagen mit 0,25 Prozent Verzinsung bei der Zentralbank hinterlegt. Einen Tag zuvor hatten die Kreditinstitute bei der EZB noch den Rekordbetrag von 453,181 Milliarden "geparkt".

Weniger Interesse an französischen Anleihen

Frankreich musste bei der Platzierung seiner Staatsanleihen für zehnjährige Schuldverschreibungen diesmal 3,29 Prozent Zinsen bieten. Im Dezember waren es noch 3,18 Prozent für Anleihen dieser Laufzeit. Die platzierten französischen Bonds laufen überwiegend zehn Jahre. Vom Gesamtvolumen des Anleihepakets von 7,96 Milliarden Euro entfielen 4,02 Milliarden auf die zehnjährigen Papiere.

Die Nachfrage nach dem französischen Anleihen übertraf erneut das Angebot. Sie fiel aber weit geringer aus als bei der Auktion im Dezember. Wegen der Sorge, die europäische Finanzkrise könnte sich auf wichtige Länder wie Frankreich ausweiten, beobachteten Investoren die Anleihe-Auktion genau.

Auch der Euro-Rettungsschirm EFSF gab neue Anleihen im Wert von drei Milliarden Euro aus. Mit den Einnahmen will der Fonds Portugal und Irland finanziell unter die Arme greifen, wie der EFSF in Luxemburg mitteilte. Die Ausgabe der Drei-Jahres-Anleihen mit einer Rendite von knapp 1,8 Prozent wurde von der Deutschen Bank, Credit Suisse, Société Générale und der Deutschen Finanzagentur unterstützt.

EU will Griechenland im März wieder Geld überweisen

Die EU-Kommission ist zuversichtlich, dass Griechenland im März die nächste Kredittranche internationaler Geldgeber von fünf Milliarden Euro aus dem bisherigen Hilfsprogramm erhält. Eine Verzögerung sei aber nicht ausgeschlossen, falls die Sparvorgaben von der Regierung nicht eingehalten werden, sagte ein Sprecher der EU-Behörde am Donnerstag in Brüssel. "Wir werden sehr hart bei der Umsetzung sein."

Experten von Kommission, Europäischer Zentralbank und des Internationalen Währungsfonds werden von Mitte Januar an in Athen die Bücher prüfen. Schon im zurückliegenden Jahr war die Auszahlung von Hilfsmilliarden an Athen von den Gebern zwischenzeitlich gestoppt worden, um Druck auf die Regierung auszuüben.

Nach dem Zeitplan für 2012 sei dann für den Juni eine weitere Kreditauszahlung von 10 Milliarden Euro aus dem alten Hilfsprogramm an Athen von 110 Milliarden Euro geplant, so der Sprecher. Falls Griechenland ein - bereits grundsätzliches beschlossenes - neues Hilfsprogramm von 100 Milliarden Euro der internationalen Geldgeber erhält, dürften sich jedoch neue Beträge ergeben, denn der alte soll in dem neuen Plan aufgehen.

(apd/dpa)
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