"Wirtschaftlicher Schock" Europäische Wirtschaft bricht laut EU-Prognose um 7,7 Prozent ein

Brüssel · Die EU-Kommission erwartet wegen der Corona-Pandemie eine Rezession von "historischem Ausmaß“. Deutschland werde es dabei allerdings weniger hart treffen als etwa Frankreich und Italien.

 Paolo Gentiloni, Wirtschaftskommissar der EU, spricht bei einer Pressekonferenz über die Wirtschaftsentwicklung in Europa.

Paolo Gentiloni, Wirtschaftskommissar der EU, spricht bei einer Pressekonferenz über die Wirtschaftsentwicklung in Europa.

Foto: dpa/Francisco Seco

Die EU-Kommission rechnet wegen der Corona-Krise in diesem Jahr mit einem beispiellosen Einbruch der Wirtschaft im Euro-Raum von 7,7 Prozent. Im nächsten Jahr dürfte es dann wieder um 6,3 Prozent bergauf gehen, wie die Brüsseler Behörde am Mittwoch zu ihrer Frühjahrsprognose mitteilte. "Alle EU-Länder sind betroffen, und es wird erwartet, dass alle Länder in diesem Jahr eine Rezession erleben werden", sagte EU-Vize-Kommissionspräsident Valdis Dombrovskis. Derzeit könnte man das Ausmaß des Abschwungs durch die Folgen des Coronavirus aber nur vorläufig abschätzen.

"Europa erlebt einen wirtschaftlichen Schock, der seit der Großen Depression ohne Beispiel ist", betonte Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni. Die Tiefe der Rezession, aber auch die Erholung dürften ungleich ausfallen. Dies hänge ab vom Tempo der Lockerungen der Kontaktsperren, von der Bedeutung von Dienstleistungen wie Tourismus in jedem Land und von der Finanzkraft der Staaten. "Eine solche Divergenz stellt eine Bedrohung für den Binnenmarkt und die Euro-Zone dar - dennoch kann sie durch entschlossenes, gemeinsames europäisches Handeln abgemildert werden."

Für Deutschland erwartet die Kommission einen Absturz des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 6,5 Prozent in diesem Jahr und eine Erholung von 5,9 Prozent für 2021. In Frankreich dürfte es demnach zunächst um 8,2 Prozent nach unten gehen und dann um 7,4 Prozent wieder nach oben. Die Brüsseler Behörde sagt Italien, das besonders stark von der Pandemie betroffen ist, sogar ein Konjunkturloch von 9,5 Prozent voraus. Im nächsten Jahr werde es dann 6,5 Prozent Wachstum geben. Auch in Spanien sind die Aussichten mit einem Minus von 9,4 Prozent in diesem Jahr düster, bevor das BIP 2021 wieder um sieben Prozent zulegen dürfte.

Im gesamten Euro-Raum wird der Prognose zufolge die Arbeitslosigkeit spürbar zulegen - auf 9,6 Prozent im Jahresschnitt 2020, nach 7,5 Prozent 2019. Im nächsten Jahr dürfte die Quote dann wieder auf 8,6 Prozent fallen. Die Inflationsrate werde 2020 auf 0,2 Prozent einbrechen und im nächsten Jahr im Schnitt bei 1,1 Prozent liegen. Aber auch dies wäre weiter unter der Marke von knapp zwei Prozent, die die Euroäische Zentralbank (EZB) als ideal für die Konjunktur ansieht. (Reporter: Klaus Lauer; redigiert von Reinhard Becker. - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter den Telefonnummern 069-7565 1236 oder 030-2888 5168)

(kron/rtr)
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