Ende von Maestro Was wird aus der Girocard?

Düsseldorf · Mastercard schafft die altbekannte Debitkarten-Funktion der Girocard ab. Sie sei für eine physische Welt geschaffen worden und nicht mehr zeitgemäß, so die Begründung. Das hat Folgen für viele Kunden deutscher Banken und Sparkassen. Wie es jetzt weitergeht.

 Ab Juli 2023 werden keine neuen Girocards mit Maestro-Funktion mehr ausgegeben.

Ab Juli 2023 werden keine neuen Girocards mit Maestro-Funktion mehr ausgegeben.

Foto: dpa/Fabian Sommer

Je öfter man seine Girocard nutzt, umso weniger achtet man vermutlich auf die Einzelbestandteile. Dass auf den allermeisten dieser Karten zwei überlappende Punkte in Rot und Blau sind, nehmen die meisten wohl nicht mehr wahr. Dabei sind die wichtig, beispielsweise dafür, dass man beim Shoppen im Urlaub mit der Karte zahlen und sich in den Ferien jenseits der deutschen Grenze auch mit Bargeld versorgen kann.

Das Ganze heißt Maestro oder V-Pay, je nachdem, ob es von Mastercard oder Visa kommt. Ein internationales Zahlungsnetzwerk, das den Kunden deutscher Banken und Sparkassen ermöglicht, ihre Girocard auch im Ausland einzusetzen. Das V-Pay-System von Visa ist mit dem von Mastercard vergleichbar, und eines der beiden ist auf den meisten der rund 100 Millionen Exemplare in Deutschland zu finden.

Diese Geschichte gibt es auch zum Hören - exklusiv für Sie. Abonnieren Sie jetzt unsere RP Audio-Artikel in Ihrer Podcast-App!

Doch Maestro hat bald ausgedient. Genauer gesagt: in rund 20 Monaten. Dann schafft Mastercard den Dienst ab. Darüber hat zuerst der Newsletter Finanz-Szene.de berichtet. Mastercard hat das bestätigt. Das Maestro-Aus bedeutet nach aktuellem Stand: Banken und Sparkassen dürfen ab 1. Juli 2023 keine Maestro-Karten mehr ausgeben. Karten bleiben zwar bis zu ihrem Ablaufdatum gültig (maximal bis 2027). Aber wenn die Institute dann eine neue Karte an die Kundinnen und Kunden schicken, wäre diese ohne eine Nachfolgeregelung nicht mehr im Ausland nutzbar. Und für E-Commerce-Geschäfte taugt die reine Girocard auch nicht.

Also müssten Europas Geldhäuser sich mit Mastercard und Co. einigen, deren Debitkarte an ihre Kunden zu geben oder ein eigenes System entwickeln. Die Sparkassen haben darauf hingewiesen, „dass mit der Kombination der Debitzahlverfahren Girocard sowie Debit Mastercard (DMC) eine neue Generation der Sparkassen-Card geschaffen worden ist“. Diese stehe den Sparkassen als mögliches Nachfolgeprodukt zur Verfügung.

Aber eigentlich soll die European Payments Initiative (EPI) als Europas Lösung für den elektronischen Zahlungsverkehr die Abhängigkeit von den großen US-Anbietern beenden. In der EPI haben sich Zahlungsdienstleister und Banken aus mehreren europäischen Ländern zusammengeschlossen, um ein einheitliches europäisches Zahlungsverfahren zu etablieren. Aus Deutschland gehörten 2020 die Deutsche Bank, die Commerzbank, die DZ-Bank und die Sparkassen zu den 16 Gründungsmitgliedern, dazu kamen Institute aus Spanien, Frankreich, den Niederlanden, Belgien, Italien, Polen und Finnland sowie weitere Zahlungsabwickler aus Frankreich und Dänemark. Mittlerweile sind es rund 30 Partner, aber am Start ist das Projekt noch nicht. Eine Entscheidung soll noch in diesem Jahr fallen.

Seinen Maestro-Ausstieg hat Mastercard so begründet: „Nachdem sie ursprünglich für eine physische Welt geschaffen wurden, können Maestro-Karten nicht durchgängig für Zahlungen im Onlinehandel genutzt werden, unter anderem weil die Nummernkonvention der Maestro-Karten (bis zu 19 Ziffern) nicht mit den üblicherweise genutzten E-Commerce-Portalen kompatibel ist.“ Allerdings ist die Zahl der im Umlauf befindlichen Maestro-Karten in den vergangenen fünf Jahren auch um fast 40 Prozent gesunken, nach Einschätzung des Online-Dienstes Heise auch ein Grund für den Rückzug des US-Konzerns. Den erwägt angeblich auch Visa.

Obwohl das System von Mastercard kommt, das als Kreditkarten-Anbieter bekannt ist, hat Maestro keine Kreditfunktion. Es ist ein Debitkartensystem, bei dem die gezahlten Summen direkt von dem verbundenen Konto abgebucht werden, genauso wie bei Kartenzahlungen im Inland. Im Gegensatz dazu streckt die Bank Kunden bei einer Kreditkarte das Geld quasi vor, gibt also einen Kredit und bucht beispielsweise erst am Monatsende alle Zahlungen gesammelt ab.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort