Silber auf Sechsjahreshoch Gold springt auf höchsten Stand seit 2011

London · Gold und Silber werden in der Corona-Krise unter Anlegern immer beliebter. Die Preise der Edelmetalle legen stark zu. Am Dienstag kletterte der Preis für eine Feinunze Silber erstmals seit mehreren Jahren über die runde Marke von 20 US-Dollar.

Goldbarren (100 Gramm) liegen auf einem Tisch (Symbolbild).

Goldbarren (100 Gramm) liegen auf einem Tisch (Symbolbild).

Foto: dpa/Armin Weigel

In der Spitze wurden 21,19 Dollar für 31,1 Gramm, das Gewicht einer Feinunze, erreicht. Das ist der höchste Stand seit Mitte 2014.

Auch der „große Bruder“ von Silber legt in der Anlegergunst beständig zu: Der Goldpreis stieg mit rund 1841 Dollar auf einen neuen Höchststand seit dem Jahr 2011. Damals hatte Gold sein Rekordhoch bei gut 1921 Dollar erreicht. Während Gold seinem Rekordstand immer näher kommt, liegt Silber noch weit entfernt von seinem Rekord bei knapp 50 Dollar. Er wurde ebenfalls im Jahr 2011 erreicht.

Gold und Silber profitieren schon seit einiger Zeit von mehreren Faktoren. Ein wesentlicher Grund ist die große Ungewissheit über den Fortgang der Corona-Krise. Zwar gab es zuletzt einige Hinweise auf eine Erholung der globalen Konjunktur nach dem weltweiten Corona-Absturz. Allerdings herrscht die Furcht vor einer zweiten Infektionswelle in großen Ländern vor. Gold und Silber gelten als sichere Anlagehäfen, die in unsicheren Zeiten als wertstabile Anlage geschätzt werden.

Besonders begehrt unter Anlegern sind derzeit Indexfonds, die die Wertsteigerung der Edelmetalle abbilden (ETF), wie es in einem Kommentar der Rohstoffexperten von der Commerzbank heißt. Hinzu kommen spekulativ orientierte Finanzanleger. Sie dürften auf den fahrenden Zug aufgesprungen sein, sagte Commerzbank-Experte Daniel Briesemann. Der Preisanstieg von Silber sei dadurch wohl verstärkt worden.

Hinzu kommt die Sorge, dass sich die aktuell sehr niedrige Inflation beschleunigen könnte. Hierzu trägt in erster Linie die stark steigende Staatsverschuldung in vielen Ländern und die extrem lockere Geldpolitik vieler Zentralbanken bei. Beides sind Folgereaktionen auf die Corona-Pandemie. „Die Märkte werden also mit Liquidität geschwemmt, was mittelfristig für einen Anstieg der Inflation sorgen könnte“, kommentierte Alexander Zumpfe vom Edelmetallhändler Heraeus. Gold und Silber fungieren traditionell als Inflationsschutz.

Bei Silber kommt ein weiterer Faktor hinzu: Das „Gold des kleinen Mannes“, wie Silber wegen seines geringeren Preises oft bezeichnet wird, ist auch Industriemetall. Es wird in der Produktion zahlreicher Güter eingesetzt. Daher ist es gut möglich, dass Silber zuletzt von der sich abzeichnenden konjunkturellen Erholung profitiert hat. Experten nennen jedoch auch befürchtete Angebotsengpässe als Grund, weil sich zahlreiche Silberminen in Südamerika befinden. Die Region ist besonders stark von der Corona-Krise betroffen.

(felt/dpa)
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