DGB-Studie zu Hartz-IV-Risiko Duisburg und Berlin haben die meisten armen Jugendlichen

Berlin · Berlin und Duisburg schlecht, München und Dresden gut: Der Anteil junger Hartz-IV-Empfänger ist in Deutschland höchst unterschiedlich verteilt. Der Abbau der Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen scheint daran kaum etwas zu ändern - das Armutsrisiko wird offenbar vererbt.

Vorurteile über Hartz-IV-Empfänger
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Foto: dpa, Hendrik Schmidt

Der Anteil junger Menschen an den Hartz-IV-Empfängern ist in Berlin am höchsten und in München am niedrigsten. Das ergab eine am Donnerstag bekannt gewordene Analyse des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) von 14 Städteregionen. Demnach bezogen in Berlin mit 19,2 Prozent fast ein Fünftel der 15- bis 24-Jährigen Hartz IV, in München waren es nur 5,1 Prozent. Hohe Hartz-IV-Quoten in dieser Altersgruppe gab es auch in Duisburg mit 17,4 Prozent sowie Dortmund mit 15,7 und Bremen mit 14,7 Prozent.

Relativ gut sah es demnach außer in München auch in Dresden mit einer Hilfequote von 9,6 Prozent sowie in Aachen mit 10,0 und Nürnberg mit 10,2 Prozent aus. Bundesweit waren Mitte des Jahres 8,8 Prozent aller 15- bis 24-Jährigen auf Hartz IV angewiesen. Die Hilfebedürftigkeit lag damit um 0,5 Prozentpunkte höher als für alle Menschen im erwerbsfähigen Alter. Ein relativ großer Anteil dieser hilfebedürftigen jungen Menschen lebt laut DGB eher in großstädtischen Regionen.

Dreimal öfter arme Schüler an Hauptschulen

"Die Erfolge beim Abbau der Jugendarbeitslosigkeit haben bisher nichts daran ändern können, dass Jugendliche ein überdurchschnittliches Verarmungsrisiko haben", heißt es in der Studie, die der Nachrichtenagentur AFP vorlag. Im September 2012 lebten demnach 534.000 junge Menschen zwischen 15 und 24 Jahren von Hartz IV, allerdings war weniger als die Hälfte von ihnen arbeitslos. "Das Verarmungsrisiko dieser Jugendlichen ist hier offensichtlich längst nicht immer Ausdruck nur eigener beruflicher Integrationsprobleme, sondern relativ oft auf das Fehlen Existenz sichernder Arbeitsplätze der Eltern zurückzuführen", heißt es in der Studie.

Bei Kindern unter 15 Jahren lag die Hilfequote im Juli 2012 bundesweit sogar bei 15,3 Prozent. Armut gehe einher mit schlechten Bildungschancen, so die Analyse. An Hauptschulen gebe es dreimal öfter arme Schüler. "Eltern armer Kinder entscheiden sich häufiger gegen weiterführende Schulen, weil ihre Kinder früher Geld verdienen sollen", so die DGB-Analyse. Relativ geringe berufliche Perspektiven förderten wiederum Resignation und Mutlosigkeit. "Es verwundert nicht, wenn jugendliche Hartz-IV-Empfänger die Schule ohne Schulabschluss verlassen."

(AFP)
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