Neue Umfrageergebnisse DGB: Angst vor Altersarmut hat Mittelschicht erreicht

Berlin · Die Debatte um Altersarmut zeigt Wirkung: Viele Arbeitnehmer in Deutschland sorgen sich um ihr Auskommen am Lebensabend. 38 Prozent der Beschäftigten gehen davon aus, dass sie im Ruhestand von ihrer gesetzlichen Rente allein nicht werden leben können.

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Foto: dpa, Klaus-Dietmar Gabbert

Das geht aus einer Erhebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) hervor. In der Gruppe der 25- bis 35-Jährigen erwartet sogar eine Mehrheit von 51 Prozent, dass die Rente nicht reichen wird. Unter den 36- bis 45-Jährigen ist es mit immerhin 44 Prozent nahezu jeder Zweite.

"Die Zahlen zeigen, dass die berechtigte Angst vor Altersarmut längst die Mittelschicht erreicht hat", sagte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach am Mittwoch in Berlin. "Die Tatsache, dass mehr als ein Drittel der Beschäftigten nicht auf eine ausreichende Rente vertraut, ist eine deutliche Aufforderung an die Bundesregierung, den Sturzflug der Renten aufzuhalten."

Durch die anstehende Senkung des Rentenbeitrags von 19,6 auf 18,9 Prozent sei absehbar, dass die Reserven der Rentenversicherung schon in wenigen Jahren "verpulvert" seien, was weitere Kürzungen der Rente zur Folge habe. Die Beitragssenkung trägt nach Ansicht Buntenbachs maßgeblich zum Vertrauensverlust bei. Sie bekräftigte ihren Appell, auf die Absenkung "am besten ganz zu verzichten oder sie zumindest so zu begrenzen, dass die Rücklagen nicht schmelzen wie Schnee in der Sonne".

Unter den Beschäftigten mit einem Monatseinkommen von brutto 1500 Euro geht mehr als die Hälfte (54 Prozent) davon aus, dass ihre Rente später zum Leben nicht reicht. Auch unter jenen, die mehr verdienen, sehen nicht wenige das ebenfalls so. In der Gruppe mit 2001 bis 3000 Euro Monatseinkommen beträgt dieser Anteil ein Drittel, in der Gruppe mit mehr als 3000 Euro ein Fünftel. Dass sie gut von ihrer Rente werden leben können, sehen nach eigener Einschätzung 17 Prozent, sehr gut jedoch nur 2 Prozent der Befragten.

Aus Sicht des rentenpolitischen Sprechers der Linksfraktion, Matthias W. Birkwald, geht es "nicht um diffuse Ängste, die Furcht der Menschen vor Armut im Alter ist sehr konkret und absolut begründet". Die Politik müsse diese Befürchtungen "ernst nehmen und darauf reagieren, indem sie das System der Altersvorsorge gründlich reformiert". Für IG-Metall-Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Urban belegen die Zahlen, dass ein weiteres Absenken des Rentenniveaus unverantwortlich ist. "Hier gibt es keine Luft nach unten, sondern nur Luft nach oben."

(dpa)
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