Ansturm auf Edelmetall-Händler Deutschland im Goldrausch

Düsseldorf · Gold fasziniert die Menschen bereits seit Urzeiten. Durch die Finanzkrise besinnen sich vor allem deutsche Anleger auf das Edelmetall zurück. Hierzulande werden die Barren knapp, der Goldpreis verharrt auf einem hohen Niveau. Experten warnen vor dem neuen Goldrausch.

Gold als Geldanlage - sicher oder sinnlos?
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Foto: ddp

Gold gilt in Krisenzeiten als sicherer Hafen für Anleger. Das denken sich derzeit wohl auch viele Deutsche. "Wir werden totgeschlagen mit Aufträgen", sagte Gunter Siegel vom Goldhändler Westgold. Die Anfragen kämen von Privatpersonen und von Banken. Eine Angestellte des führenden Edelmetallhändlers Pro Aurum sagte, es würden keine Bestellungen mehr angenommen. Ihr Haus sei bereits "lahmgelegt" durch die vielen Anrufer, die Lager weitgehend leer. Die anderen Unternehmen der Branche verzeichnen ebenfalls einen kaum zu bewältigenden Ansturm.

Jochen Hitzfeld von der Hypovereinsbank sagte, es gebe bereits Wartelisten. "Das Angebot an bestimmten Produkten wie Barren zu 100, 250 und 500 Gramm ist vergriffen." Nur eine leichte Steigerung machte dagegen die Commerzbank aus. Nach Angaben eines Sprechers gibt es "in solchen turbulenten Marktphasen" immer mehr Anfragen. "Aber es verläuft in geregelten Bahnen." Die Postbank bestätigte eine "vermehrte Nachfrage".

Am Mittwoch stieg der Preis für eine Feinunze (31,1 Gramm) über 900 Dollar, am Donnerstag gab das Niveau leicht nach. Die erstmals im März überschrittene Rekordmarke von 1000 Dollar ist damit zwar noch fern. Wegen des inzwischen stärkeren Dollars ist Gold in der Eurozone allerdings inzwischen wieder etwa so teuer wie damals.

Experte: Nicht alles, was glänzt, ist Gold

Bankkonten und Sparbücher abzuräumen, um stattdessen in Gold zu investieren, ist für den normalen Sparer nicht sinnvoll. "Die Sicherheit, die man sich davon erhofft, bekommt man nicht", warnt Roland Aulitzky von der in Berlin erscheinenden Zeitschrift "Finanztest". Geld in solche Anlagen umzuschichten, sei angesichts großer Finanzkrisen ein "archaischer Impuls". Doch Gold bringe weder Zinsen noch sei die Wertentwicklung absehbar.

"Niemand kann heute sagen, wo der Goldpreis in zwei Jahren liegen wird", so Aulitzky. Schließlich sei Gold immer auch ein Spielball für Spekulanten. Daher sei das Edelmetall nur bei vergleichsweise großen Vermögen eine Anlagemöglichkeit - wobei auch hier Gold nicht mehr als zehn Prozent der gesamten Anlage ausmachen sollte. Bei einem kleinen Vermögen empfiehlt der Experte, auf festverzinsliche Geldanlagen zu setzen. "Da weiß man, wie viele Zinsen man bekommt."

Allerdings sei es auch für normale Sparer in Ordnung, einen kleinen Teil des Gelds vom Konto zu holen und in Gold zu investieren. Aulitzky rät in solchen Fällen aber zu Münzen und nicht zu Barren. Denn bei Letzteren sind zumindest bei kleinen Mengen die Kosten für den Kauf meist sehr hoch: Bis zu zehn Prozent kommen zum Goldpreis hinzu. Bei Münzen müsse mit vier bis fünf Prozent gerechnet werden.

Verbraucher sollten aber auch ganz praktische Aspekte nicht aus den Augen verlieren: "Wenn ich Gold kaufe, muss ich es ja auch irgendwo sicher verwahren", sagt Aulitzky. Da das in der Wohnung nur selten möglich sei, verursache Gold entweder schlaflose Nächte oder aber laufende Kosten für ein Bankschließfach.

Goldspenden versiegen

Der Zahnarzt Ulrich Riekeberg aus Moers bekommt den Hype um das Metall der Metalle auf andere Weise zu spüren. Seit Jahren bittet er Implantologie-Patienten, ihm das Zahngold alter Brücken und Prothesen für wohltätige Zwecke zu überlassen. 2007 kamen mehrere tausend Euro für die Moerser Bibliothek und ein Waisenhaus-Projekt zusammen. In diesem Jahr werden die Spenden geringer ausfallen. Riekeberg: "Erst die Rekordpreise für Gold im Frühjahr, jetzt die Krise — da überlegt sich mancher Patient, ob er das alte Zahngold nicht doch lieber zum An- und Verkauf trägt."

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