Anteil Erneuerbarer Energien gewachsen Deutschland exportiert mehr Strom als jemals zuvor

Berlin · Deutschland hat in den ersten drei Quartalen 2012 so viel Strom an seine Nachbarländer geliefert wie nie zuvor. Das geht aus vorläufigen Zahlen des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hervor.

Diese Arten der Stromerzeugung gibt es
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Von Januar bis August flossen demnach per saldo 12,38 Terrawattstunden Elektrizität über die Grenzen. Im Vorjahr hatte Deutschland im Sommer anders als jetzt sogar Strom importiert. Die Zahlen beziehen sich laut Verband auf physikalische Stromflüsse zwischen einzelnen Ländern. Sie belegten daher keine konkreten Handelsbeziehungen, hieß es.

Fachleute machen laut "Manager Magazin Online" den rasanten Ausbau erneuerbarer Energien für die Entwicklung verantwortlich. Große Mengen von Wind- und Solarstrom dämpften den Preis. "Die gesunkenen Preise führen dazu, dass mehr Strom aus Deutschland in die Nachbarstaaten exportiert wird", wird Analyst Brian Potskowski vom Brancheninformationsdienst Bloomberg New Energy Finance zitiert. In den Niederlanden führen Versorger ihre Gaskraftwerke sogar herunter, weil Importstrom aus Deutschland billiger sei.

Bahn bestellt Ökostrom

Die Deutsche Bahn als größter Stromverbraucher der Republik verwendet von 2015 an deutlich mehr Energie aus Wasserkraft. Mit dem Eon-Konzern wurde dazu ein langfristiger Liefervertrag über 600 Gigawattstunden jährlich geschlossen, teilte die Bahn am Freitag in Berlin mit. Das sind etwa fünf Prozent des Bahnstromverbrauchs im Inland. Der Ökostrom-Anteil werde damit von knapp 22 Prozent auf mehr als 26 Prozent steigen. Bis 2020 sollen es 35 Prozent sein, 2050 will die Bahn ihren Bedarf nur noch aus erneuerbaren Energien decken.

"Wir gehen davon aus, dass die 35 Prozent aus dem bestehenden Angebot zu erreichen sind", sagte Bahn-Technikvorstand Volker Kefer. Danach werde es schwieriger, weil das Angebot an stabilem Strom aus Wasserkraft endlich sei. Die Erzeugung von Wind- und Solarstrom weise Schwankungen auf, die in Zukunft nur mit großen Energiespeichern ausgeglichen werden könnten. Ziel des Unternehmens sei es, die hohe Versorgungssicherheit zu erhalten, die bislang bei über 99,9 Prozent liege.

Die Bahn verbraucht für die Fahrten ihrer Personen- und Güterzüge in Deutschland pro Jahr etwa so viel Strom wie die gesamte Stadt Berlin. Eon werde den Ökostrom ab 2015 aus seinen Wasserkraftwerken an Main, Donau, Lech, Isar, Inn und am Edersee liefern, berichtete Kefer. Der Vertrag habe bei einer Laufzeit von sechs Jahren ein Volumen von 250 Millionen Euro, könne aber um sieben Jahre bis 2028 verlängert werden.

Im vergangenen Jahr wurden 31,8 Prozent des Bahnstroms aus Steinkohle erzeugt, 13,4 Prozent aus Braunkohle, 22,3 Prozent aus Kernenergie, 9,0 Prozent aus Erdgas, 21,8 Prozent aus erneuerbaren Energien und 1,7 Prozent aus sonstigen Quellen.

(dpa)