Steuern-Sparen Bund führt voraussichtlich 600-Euro-Pauschale für Homeoffice-Nutzung ein

Düsseldorf/Berlin · Die NRW-Konzerne Eon, RWE, Vodafone oder Telekom und Post haben hunderttausende Menschen ins Homeoffice geschickt. Nun sollen diese pro Jahr 600 Euro Steuervorteil erhalten. Der DGB in NRW und der Bund der Steuerzahler finden das Konzept richtig. Die Gewerkschaft fordert außerdem, dass Beschäftigte im Heimbüro nicht rund um die Uhr Mails beantworten müssen.

 Das von Olaf Scholz (SPD)  geführte Bundesfinanzministerium will die Kosten des neuen Vorteils begrenzen.

Das von Olaf Scholz (SPD) geführte Bundesfinanzministerium will die Kosten des neuen Vorteils begrenzen.

Foto: dpa/Michael Kappeler

Die Große Koalition hat sich darauf verständigt, dass die vielen Millionen Arbeitnehmer, die dieses Jahr ins Homeoffice gehen mussten, dafür eine Kostenpauschale von der Steuer absetzen dürfen.  Die Homeoffice-Pauschale soll fünf Euro am Tag betragen, maximal 600 Euro im Jahr.  Darauf einigten sich die Finanzpolitiker der Bundesregierung vorläufig.

Profiteure der Regelung sind vor allem jene Arbeitnehmer, die zwar zu Hause arbeiten mussten, aber kein vollwertiges, eigenständiges Arbeitszimmer haben, für das bis zu 1250 Euro im Jahr abgesetzt werden darf. Der Bund der Steuerzahler (BdSt) begrüßt den Vorschlag: „Arbeitnehmer, die zu Hause arbeiten und deshalb auf private Ressourcen zurückgreifen, müssen dafür einen steuerlichen Ausgleich erhalten“, sagte BdSt-Präsident Reiner Holznagel.  Seine Organisation habe schon früh für eine Pauschale von 100 Euro im Monat geworben. Nun handele es sich um einen „guten Ansatz.“

Auch Anja Weber, Vorsitzende des DGB in NRW, freut sich über den Steuervorteil für Menschen im Homeoffice. „Es ist richtig, dass die große Koalition jetzt den Vorschlag der Gewerkschaften aufgreift, die zu entlasten, die mobil von zu Hause aus arbeiten“, sagt sie unserer Redaktion.

Die Homeoffice-Pauschale soll wohl wie die jetzige Kilometerpauschale oder Ausgaben für Büromaterial nur dann die Steuern senken, wenn die 1000 Euro an jährlichem Freibetrag für Werbungskosten überschritten werden. Würde die Homeoffice-Pauschale zusätzlich zum  Freibetrag gewährt, wäre dies eine „einseitige Begünstigung“, so das Bundesfinanzministerium.

Die Pauschale wird auf 600 Euro im Jahr begrenzt, um die Kosten unter der Grenze von rund einer Milliarde Euro zu halten. Denkbar ist, dass die Pauschale doch nicht mit der Werbungskostenpauschale verrechnet wird. Dann würde sie niedriger sein, aber mehr Menschen würden profitieren.

So wie bei anderen Werbungskosten bringt die Homeoffice-Pauschale Gutverdienern den höchsten Vorteil: Wer als Single 60.000 Euro im Jahr verdient, kommt inklusive Kirchensteuer und Soli auf eine Steuerbelastung von knapp 50 Prozent. Er oder sie erhält also die Hälfte der Werbungskosten wieder von der Steuer zurück.  Familien mit Kindern und weniger Einkommen kommen oft nur auf eine viel niedrigere Grenzsteuerbelastung.  Sie zahlen weniger Steuern. Aber: Sie sparen auch weniger Steuern.

Es ist zu vermuten, dass die Politik die neue Regelung auch einführt, um zu starken Steuerbetrug durch Missbrauch der Entfernungspauschale zu vermeiden. „Ohne die Pauschale wurde befürchtet, dass viele Arbeitnehmer bei der Steuererklärung mehr Fahrten zur Firma angeben als sie hatten“, sagt ein Kenner der Thematik, „jetzt werden viele eventuell auf solche Tricks verzichten.“

Für Fahrten zur Arbeit können pro Kilometer und Tag 30 Cent Entfernungspauschale abgesetzt werden. Bei 17 Kilometern Fahrtstrecke wären dies mit 5,10 Euro am Tag mehr als die Homeoffice-Pauschale, bei 40 Kilometern sind es 12 Euro am Tag. Die Finanzbehörden haben angekündigt, zu überprüfen, wie häufig Mitarbeiter im Homeoffice oder in der Firma waren.

Nur ein Steuervorteil für das Homeoffice sei zu wenig, meint Anja Weber vom DGB. Sie meint, die Politik müsse die Beschäftigten auch vor zu hohen Anforderungen schützen: „Wichtig ist, den Arbeitsschutz im Homeoffice zu regeln und auch die Arbeitgeber in der Pflicht zu nehmen. Das betrifft die angemessene Ausstattung im Homeoffice und vor allem den Schutz vor Entgrenzung der Arbeitszeit.“

Sie meint damit unter anderem, dass Mitarbeiter nicht rund um die Uhr Mails beantworten müssen.

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