Neun Gewinntage in Folge an der Börse Dax setzt Rekordjagd fort

Frankfurt/Main · Der Dax hat am Freitag den neunten Tag in Serie im Plus geschlossen und seine Rekordfahrt in gedrosseltem Tempo fortgesetzt. Nach überraschend starken US-Konjunkturdaten stieg der deutsche Leitindex am Nachmittag kurz bei 8408,62 Punkten auf den höchsten Stand seiner Geschichte.

Die Spitzenverdiener der Dax-Vorstände 2012
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Mit einem Aufschlag von 0,34 Prozent auf 8398 Punkten ging er schließlich aus dem Handel. Auf Wochensicht gewann der Dax 1,44 Prozent, seit seinem kräftigen Höhenflug ab Mitte April sogar 12,6 Prozent. Der MDax ging am Freitag mit plus 0,14 Prozent bei 14.070Punkten aus dem Tag. Der TecDax verlor 0,30 Prozent auf 967,46 Punkte.

In den USA hatte sich die Stimmung der Verbraucher im Mai stark aufgehellt. Das von der Universität Michigan erhobene Stimmungsbarometer war auf den höchsten Stand seit Juli 2007 geklettert und überraschte den Markt positiv. Zudem war der Sammelindex der wirtschaftlichen Frühindikatoren im April deutlich stärker als erwartet gestiegen. Zusätzlich habe der Automobilsektor, gestützt auf europäische Absatzzahlen, den Dax angetrieben, ergänzte Analyst Daniel Saurenz von Feingold Research.

Die rasante Talfahrt auf Europas Automärkten fand vorerst ein Ende. Im April waren zum ersten Mal seit 19 Monaten wieder mehr Pkw neu zugelassen worden als ein Jahr zuvor. Gleichzeitig gab ein positiver Kommentar der Credit Suisse zum Sektor Auftrieb. Die BMW-Papiere legten um 0,74 Prozent zu, die von Daimler und Volkswagen sogar um jeweils rund dreieinhalb Prozent.

Lanxess an der Dax-Spitze

Die Dax-Spitze eroberten die Lanxess-Aktien mit plus 6,64 Prozent. Die Reifennachfrage habe sich im April erholt, sagte ein Analyst mit Blick auf Daten des Reifenherstellers Michelin. Lanxess ist der weltweit größte Hersteller von synthetisch hergestelltem Kautschuk als Reifen-Rohstoff.

Die Anteilsscheine von Beiersdorf und Henkel gaben um jeweils mehr als 1,4 Prozent nach. Die Analysten der US-Investmentbank Goldman Sachs schrieben, dass der Bewertungsaufschlag der europäischen Konsumgüterbranche mittlerweile zu hoch sei.

Im MDax weiteten die Südzucker-Aktien ihre Vortagesverluste auf dem letzten Indexplatz um knapp sechs Prozent aus. Nachdem sie am Donnerstag mit einem Abschlag von fast sieben Prozent unter den Aussagen des Managements für das operative Ergebnis des laufenden Geschäftsjahres gelitten hatten, folgten am Freitag negative Analystenkommentare.

Der EuroStoxx 50 stieg mit plus 0,40 Prozent auf 2817,99 Punkten auf den höchsten Stand seit Juni 2011. Auch die Börsen in Paris und London legten zu. In den USA ging der Höhenflug weiter. Die Indizes präsentierten sich nach den starken Konjunkturdaten zum europäischen Handelsschluss freundlich.

Am deutschen Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere von 1,12 Prozent am Vortag auf 1,06 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,31 Prozent auf 135,25 Punkte. Der Bund Future rückte um 0,12 Prozent auf 145,37 Punkte vor. Der Kurs des Euro sank bis zum Abend auf 1,2809 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,2869 (Donnerstag: 1,2890) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,7771 (0,7758)
Euro.

Luft könnte dünner werden

Der seit vier Wochen ungebrochen starke Aufwärtstrend im Dax könnte in der neuen Woche an Dynamik verlieren oder gar einen Dämpfer erhalten. Nach Rekordflügen der weltweit bekanntesten Indizes Dow Jones Industrial und S&P 500 sowie zuletzt auch des deutschen Leitindex, der seit Mitte April um rund 1000 Punkte zugelegt hat, glauben zunehmend mehr Experten, dass das kurzfristige Kurspotenzial weitgehend ausgeschöpft ist. Impulse durch Unternehmensnachrichten werden zudem wieder seltener, da die Berichtssaison beendet ist.

Für die kommende Zeit warnt etwa Investmentanalyst Thomas Hollenbach von der Landesbank Baden-Württemberg: "Die Aktienmärkte werden anfälliger. Eine baldige Atempause bei der Dax-Rekordjagd wäre keine Überraschung." Und laut Daniel Saurenz von Feingold Research steigt mit jedem Punkt im Dax zunehmend die Gefahr deutlicher Gewinnmitnahmen: "Dann machen Kurse Nachrichten und nicht umgekehrt."

Daher dürften die in der neuen Woche anstehenden Konjunkturdaten in den Fokus rücken, denn sie müssen nun laut Analyst Markus Reinwand von der Landesbank Hessen-Thüringen die von der Börse antizipierte, spürbare Wirtschaftserholung bestätigen. "Gegenwärtig nehmen Aktien offensichtlich bereits eine sichtbare Erholung der Weltwirtschaft im zweiten Halbjahr vorweg", schreibt er. Ein Blick auf die Frühindikatoren sei daher dringend geboten. Sollten sie enttäuschen, drohe eine "ausgeprägte Korrektur" an den Börsen, ist der Experte überzeugt. Hohe Aufmerksamkeit dürfte daher den Einkaufsmanagerindizes für Deutschland und die Eurozone am Donnerstag zuteil werden sowie dem wichtigsten deutschen Konjunkturbarometer, dem Ifo-Geschäftsklima-Index, am Freitag.

Da bislang allerdings lediglich die Politik des lockeren Geldes samt niedriger Zinsen die Börsen von Rekord zu Rekord gejagt hat, bleibt auch die Geldexpansion in den USA zentrales Thema. Bereits mehrfach schon gab es Forderungen einzelner Fed-Mitglieder in Richtung einer Tempoverringerung bei den Anleihekäufen durch die US-Notenbank.

Vor dem Hintergrund der soliden US-Konjunktur im ersten Quartal, der Lohnsteuererhöhungen zu Jahresanfang und inzwischen wirksamer automatischer Ausgabenkürzungen, dürfte daher am kommenden Mittwoch das Protokoll der letzten Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) starke Beachtung finden.

Hauptversammlungen und Dividendenausschüttungen werden in der neuen Woche vor allem unternehmensseitig das Bild bestimmen. Unter den Dax-Konzernen laden die Deutsche Bank und das Chemieunternehmen Lanxess ihre Aktionäre ein und schütten anschließend ihre Dividenden aus.

(dpa/felt)
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