Kurze Erleichterung über Griechenland Dax legt nur moderat zu

Frankfurt/Main · Es hätte schlimmer kommen können - diese Einschätzung nach der Wahl in Griechenland hat am Montag die Börsen im Plus starten lassen. Doch dann zeigte sich schnell, dass Athen längst nur ein Mosaiksteinchen in der viel größeren Eurokrise ist.

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Foto: AP

Die Börsen in Asien und Europa haben auf den Sieg der pro-europäischen Konservativen in Griechenland am Montag kurzzeitig mit Erleichterung reagiert. Dann jedoch ließ ein neues Rekordhoch bei den Renditen spanischer Staatsanleihen die Gewinne sofort wieder schmelzen. Analysten bezweifeln, dass sich die Unsicherheit an den internationalen Finanzmärkten rasch legen wird - selbst wenn die Gefahr eines Euro-Austritts der Griechen mit unabsehbaren Folgen in den nächsten Tagen gebannt scheint. Als Belastungen gelten insbesondere die Finanzprobleme in Spanien und Italien.

Der deutsche Leitindex Dax legte am Vormittag anfänglich noch um 1,39 Prozent zu, rutschte zwischenzeitlich aber sogar knapp in die Verlustzone und ging bei 6248,20 Punkten mit einem moderaten Plus von 0,30 Prozent aus dem Handel. Der in den vergangenen Monaten bereits schwer gebeutelte Eurostoxx 50 mit den wichtigsten Unternehmen des Euroraums schloss sogar 1,17 Prozent tiefer bei 2155,64 Punkten.
In Paris ging es ebenfalls nach unten, während die Londoner Börse ein moderates Plus schaffte. Der New Yorker Leitindex Dow Jones Industrial notierte zum europäischen Handelsschluss knapp im Minus.

Deutlich aufwärts ging es zwischenzeitlich für die Athener Börse mit einem Plus von mehr als 6 Prozent. Später schmolzen aber auch hier die Gewinne wieder zusammen. Zuvor hatten die Börsen in Asien überwiegend mit Kursgewinnen geschlossen, in Tokio stieg der Nikkei-Index um 1,77 Prozent auf 8721 Punkte.

Eine schnelle Lösung ist nicht in Sicht

Der Euro erreichte als Reaktion auf die Wahl in Griechenland am Morgen im asiatischen Handel zwar den höchsten Stand seit fast einem Monat, fiel danach aber bis auf knapp 1,26 Euro zurück.

Der Markt gebe mit Blick auf die Griechenland-Wahl ein ähnliches Bild ab wie in der vergangenen Woche, nachdem die Ankündigung eines Milliardenkredits für den spanischen Bankensektor ebenfalls schnell verpufft war, sagte Händler Markus Huber von ETX Capital. "Sobald eine Sache abgehakt wird, schwenkt der Fokus sofort auf die nächsten Probleme." Dabei dürften auch in Athen noch schwierige Wochen bevorstehen. Die Devisenexperten der Commerzbank befürchten erneut schwierige Koalitionsverhandlungen und sahen auch in der Entwicklung beim Eurokurs eine eher "enttäuschende Marktreaktion".

Für den Fall eines klaren Wahlsiegs der radikalen Linken, die das Sparprogramm grundsätzlich ablehnen, hatten Ökonomen mit einer panikartigen Reaktion der Märkte gerechnet. Zu befürchten war, dass dann die Kreditgeber die Hilfen an Athen einstellen, das Land pleite geht und vermutlich auch aus dem Euro austritt. In diesem Szenario hätte auch die Europäischen Zentralbank (EZB) wohl gleich zum Wochenauftakt neue Gegenmaßnahmen wie eine Zinssenkung oder zusätzliche Liquidität geprüft, hieß es.

Als besonders gefährlich galt auch die Möglichkeit eines "Bankruns", bei dem die Griechen aus Angst vor der Wiedereinführung der Drachme ihre Sparkonten plündern und Bürger in anderen Krisenländern ebenfalls in Panik verfallen.

Allerdings ist die anhaltende Sorge um Griechenlands nicht die einzige an den Finanzmärkten: Am Vormittag zogen die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen Spaniens um rund 0,25 Prozentpunkte bis auf das Rekordniveau von 7,1 Prozent an und hielten sich anschließend dort. In Italien kletterten sie wieder über die Schwelle von 6 Prozent.

Ungeachtet der Entwicklungen in Athen blieben die strukturellen und konjunkturellen Probleme der übrigen Krisenländer bestehen, warnte daher Ralf Umlauf, Anleihe-Experte der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). "Eine schnelle Lösung der europäischen Probleme ist nicht in Sicht und der EU-Gipfel Ende Juni wird vermutlich noch nicht die Wende in dieser Krise mit sich bringen."

Entziehen die Märkte den beiden Schwergewichten der Eurozone ihr Vertrauen, wird es für die Regierungen immer schwieriger, neues Kapital zur Finanzierung der Staatshaushalte aufzunehmen. Die bisherigen Rettungsschirme gelten aber für umfangreiche Hilfen an diese Länder als zu klein. Spanien soll bereits bis zu 100 Milliarden Euro Kredite zur Stützung seiner Banken erhalten.

(dpa)
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