Charttechnik und US-Jobdaten belasten Dax erneut auf Talfahrt

Frankfurt · Der Dax hat am Freitag kräftig nachgegeben. Nicht nur der insgesamt enttäuschende US-Arbeitsmarktbericht für März belastete die Stimmung, sondern auch charttechnische Faktoren. Nach zwei Handelstagen mit Verlusten weitete der deutsche Leitindex sein Minus um weitere 2,03 Prozent auf 7658 Punkte aus.

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Foto: dpa, Fredrik Von Erichsen

In der verkürzten Woche nach Ostern verlor er damit 1,75 Prozent. Der MDax büßte 2,16 Prozent auf 12.922 Punkte ein. Der TecDax sank um 2,09 Prozent auf 903,49 Punkte. Auslöser der ersten kräftigen Verluste vor den US-Daten war laut Händlern, dass der Dax unter sein jüngstes Zwischentief um die 7750 Punkte gefallen war.

Da half es auch nicht, dass sich das Verarbeitende Gewerbe in Deutschland im Februar stärker als erwartet vom schwachen Jahresauftakt erholte. "Es belastet aber auch der Konfrontationskurs von Nordkorea und dass die Wirtschaft in den USA nicht mehr so läuft", sagte Portfoliomanager Ludwig Donnert von Tao Capital. So war im März in den USA die Beschäftigungszahl deutlich weniger als erwartet gestiegen und die Stundenlöhne hatten stagniert.

Lufthansa stürzt ab

Am Dax-Ende rutschten die Lufthansa-Papiere wegen der Furcht vor einer neuen Vogelgrippe-Welle in China um 5,23 Prozent ab. Ein Börsianer verwies darauf, dass der Umsatz der Lufthansa in China mit rund 15 bis 18 Prozent besonders groß sei. Insgesamt zeigte sich der gesamte europäische Reise- und Freizeitsektor wegen des Ausbruchs einer neuen Form der Vogelgrippe am schwächsten im Stoxx Europe 600 und büßte 3,47 Prozent ein. Im SDax brachen Air Berlin um knapp acht Prozent ein und im MDax verloren die Titel von Europas größtem Reisekonzern Tui 4,53 Prozent.

Nach einer positiven Studie konnten die Papiere der Munich Re lange Zeit dem negativen Sog des Gesamtmarktes trotzen, am Handelsende verbuchten auch sie ein Minus von 0,20 Prozent. Die britische Investmentbank HSBC geht davon aus, dass der Rückversicherer in den kommenden drei Jahren einschließlich der Dividendenzahlungen insgesamt zehn Milliarden Euro an die Aktionäre ausschütten wird. Die Anteilsscheine der Allianz, die zeitweise im Schlepptau um etwas mehr als ein Prozent zugelegt hatten, büßten bis Handelsschluss 1,36 Prozent ein.

Der EuroStoxx 50 schloss mit einem Minus von 1,38 Prozent bei 2585,28 Punkten. Die nationalen Indizes in Paris und London gaben jeweils etwa anderthalb Prozent nach. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial notierte zum europäischen Handelsende 0,80 Prozent im Minus.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere von 1,06 Prozent am Vortag auf 1,03 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,02 Prozent auf 135,71 Punkte. Der Bund Future stieg um 0,21 Prozent auf 146,36 Punkte. Der Kurs des Euro stieg und notierte zuletzt bei 1,3028 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Mittag auf 1,2944 (Donnerstag: 1,2818) Dollar festgesetzt.

Dax könnte nächste Woche wieder mit Schwung starten

Trotz seines kleinen Durchhängers könnte der Deutsche Aktienindex Dax in der neuen Handelswoche mit neuem Schwung ein Rekordhoch anpeilen. Der Auftakt in die Berichtssaison dürfte dem Index den Weg bereiten, schätzen Experten. Selbst das Säbelrasseln in Nordkorea und die weiterhin ungelösten Probleme in Europa dürften dem Anstieg zunächst nicht im Wege stehen. "Nach unserer Einschätzung kann der Dax kurzfristig ein All-Zeit-Hoch erreichen. Zu viele Investoren wollen es sehen", so Postbank-Experte Heinz-Gerd Sonnenschein.

Im Anschluss sei dann mit einer "moderaten Kurskorrektur" zu rechnen, die den Dax bis in den Bereich von 7500 Punkten zurückführen könne, so Sonnenschein weiter. "Zu viele Firmen dürften für das erste Quartal 2013 nicht das an Zahlen liefern, was die Anleger sehen möchten." Deutlicher wird die Korrektur seiner Ansicht nach aber nicht ausfallen. In der abgelaufenen Woche verlor der Dax 1,75 Prozent auf 7658 Punkte.

Im Sommerhalbjahr dürfte sich die konjunkturelle Erholung dann deutlich etablieren; von vielen Unternehmen würden gute Zahlen und optimistische Ausblicke erwartet. "Dann sollten sich die Kurse wieder erholen und der Dax im späteren Jahresverlauf wieder über die 8000-Punkte-Marke klettern. Auf Jahressicht erwarten wir ihn im Bereich von 8500 Zählern", so Sonnenschein.

Unmittelbar stehen in Europa zwei Fragen im Mittelpunkt des Investoreninteresses: Die Regierungsbildung in Italien und mögliche Gefahren für eine wirtschaftliche Erholung im zweiten Halbjahr. Zudem blicken die Märkte gebannt nach Korea.

Auf Unternehmensseite rückt die anlaufende Quartalsberichtssaison in den USA und nachfolgend hierzulande in den Blick. Der Aluminiumriese Alcoa eröffnet mit seiner Bilanzvorlage am Montag traditionell die Berichtssaison, diesseits des Atlantiks öffnen die Dax-Unternehmen erst einen Woche später ihre Bücher. Highlights hierzulande: Die reguläre Hauptversammlung von Daimler in Berlin und die außerordentliche Hauptversammlung der Deutschen Bank, bei der die Anteilseigner die noch angefochtenen Beschlüsse vom Mai 2012 bestätigen sollen.

(dpa/felt)
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