Index fällt kurzzeitig unter 5000 Punkte Dax auf Berg- und Talfahrt

Frankfurt (RPO). Rezessionsängste und die Furcht vor einer Eskalation der Euro-Schuldenkrise haben die Börsen weltweit am Freitag auf eine Achterbahnfahrt geschickt. Nach einem freundlichen Start stürzte der Dax um bis zu 3,7 Prozent auf 4973 Zähler ab, beendete den Handel jedoch mit einem Plus von 0,6 Prozent bei 5196 Punkten, nachdem die US-Börsen ins Plus gedreht hatten.

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Foto: AP

Die Aktienindizes anderer großer Börsen wie London, Mailand und Madrid vollzogen ähnlich heftige Kursbewegungen. "Das zeigt, wie hypernervös die Märkte derzeit sind," sagte ein Händler. Ein Ende der Zitterbörse ist nicht in Sicht. "Solange keine Entscheidungen getroffen werden, die wirklich bei der Lösung aller Probleme helfen können, wird die Sau durchs Dorf getrieben", erklärte ein anderer Börsianer.

Nach oben ging es am Nachmittag vor allem mit Eröffnung der Wall Street. In einem sehr volatilen Handel arbeiteten sich die wichtigsten Indizes hier ins Plus vor, nachdem Händlern zufolge Gerüchte die Runde machten, die Zentralbanken planten eine konzertierte Aktion zur Eindämmung der europäischen Schuldenkrise. Der Dow-Jones-Index notierte zeitweise 0,5 Prozent fester, der Nasdaq-Composite stieg sogar um 1,3 Prozent.

Deutsche Bank fürchtet höhere Abschreibungen

Neue Unruhe hatte am Mittag unter anderem eine Prognose der Deutschen Bank in den Markt gebracht: Group-Controllerin Charlotte Jones sagte der Nachrichtenagentur Reuters, der Finanzbranche drohten höhere Abschreibungen auf griechische Staatsanleihen. Die Deutsche Bank kalkuliere mit einer Abschreibungsquote von 25 Prozent oder mehr statt der ausgehandelten 21 Prozent. "Banken, Abschreibungen, Griechenland - diese Worte sind derzeit jederzeit dafür geeignet, die Kurse nach unten zu schicken", sagte ein Börsianer.

Enttäuscht reagierten Investoren auch auf die Aussagen vom Treffen der führenden Industrie- und Schwellenländer (G20), obwohl diese den Banken Unterstützung in der Schuldenkrise zusicherten. "Bleibt abzuwarten, wie die Pläne genau aussehen werden und ob sie ausreichen, das verlorene Vertrauen wirklich wieder herzustellen", schrieben die Experten der Metzler Bank in einem Kommentar. Für Analyst Andrew Lim von der Bank Espirito Santo waren die Aussagen der G20 nicht mehr als die "üblichen Platitüden". "Sie haben nicht das notwendige politische Kapital, das Notwendige zu tun, nämlich die südeuropäischen Staaten zu retten und alle Banken zu rekapitalisieren."

Das Gerücht, wonach die Zentralbanken weitere Maßnahmen im Kampf gegen die Schuldenkrise ergreifen wollten, verhalf laut Börsianern auch den Finanzwerten ins Plus. Der europäische Bankenindex legte um 3,5 Prozent zu, nachdem er zeitweise um 2,2 Prozent abgerutscht war. Im Dax zählten Die Papiere der Deutsche Bank und Commerzbank mit 5,6 beziehungsweise mehr als vier Prozent zu den größten Gewinnen. Vor allem die Aktien der Deutschen Bank hatte am Mittag noch tief im Minus gelegen. Auch der Euro , der in der Spitze auf 1,3419 Dollar gefallen war, machte Boden gut und notierte wieder über der 1,35-Dollar-Marke.

Auf der Suche nach einem sicheren Hafen nahmen weitere Anleger Kurs auf Bundesanleihen. Die Rendite der zehnjährigen Papiere fiel auf ein Rekordtief von 1,637 Prozent. Gleichzeitig markierte der auf diesem Titel basierende Bund-Future mit 139,19 Zählern ein neues Rekordhoch.

"Kurzfristig ist wohl nur eines sicher: Die Unsicherheit bleibt groß," urteilte Roger Peeters, Analyst bei Close Brothers Seydler. Am Donnerstag, als der Dax bereits fünf Prozent verloren hatte, waren den Anlegern vor allem die pessimistischen Äußerungen der US-Notenbank Fed zur US-Konjunktur übel aufgestoßen. Auch die geplante Verlagerung des Schwerpunkts bei den Anleihe-Käufen der US-Notenbank von Investoren war mit Enttäuschung aufgenommen worden. In der abgelaufenen Woche kommt der Dax auf ein Minus von knapp sieben Prozent. Der einzige Hoffnungsschimmer für die Börsen sei nun die nächste Berichtssaison, da die Erwartungen angesichts der jüngsten Börsenturbulenzen bereits stark gesunken seien, erklärte Peeters.

(RTR/felt)
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