Aktionäre feiern Nokia-Deal Dax-Anleger bleiben nervös

Frankfurt · Die Angst der Anleger vor einer Eskalation der Syrien-Krise bleibt trotz der Vertagung eines US-Militärschlags hoch. Für sinkende Kurse am Aktienmarkt sorgten zunächst Berichte über die Ortung ballistischer "Objekte" über dem Mittelmeer - es stellte sich später heraus, dass Israel unangekündigt eine Rakete getestet hatte. Kurz vor Handelsschluss sprach sich dann der Mehrheitsführer der Republikaner im Repräsentantenhaus, John Boehner, für den Syrien-Kurs von Präsident Barack Obama aus. "Ein Militärschlag gegen Syrien wird damit wahrscheinlicher", erklärte ein Händler die Verkäufe.

Der Dax beendete den Handel mit 8180,71 Punkten, 0,8 Prozent niedriger. Der EuroStoxx fiel ebenfalls um 0,8 Prozent. An der Wall Street starteten die Börsen nach dem verlängerten Labor-Day-Wochenende - am Montag waren die Handelssäle geschlossen geblieben - zwar knapp behauptet in die Handelswoche.

Doch verdarb auch den US-Investoren die Aussicht auf einen baldigen Militärschlag gegen Syrien die Kauflaune. Der Kongress, dessen Zustimmung für den Schlag Obama bekommen möchte, kommt am 9. September aus der Sommerpause.

Nokia-Aktien heben ab

Mit einem Paukenschlag der anderen Art warteten Nokia und Microsoft am Morgen auf: Die Ankündigung des Software-Riesen, das Handygeschäft des einstigen Weltmarktführers für Mobiltelefone für 5,4 Milliarden Euro zu übernehmen, löste bei den Nokia-Aktionäre Euphorie und einen Short-Squeeze aus.

Zwölf Prozent der Nokia-Aktien sind verliehen, viele Anleger dürften auf dem falschen Fuß erwischt und zu panischen Käufen gezwungen worden sein, sagten Experten.

Bei extrem hohem Umsatz schnellten die Titel in der Spitze um 48,4 Prozent auf 4,40 Euro in die Höhe. Zum europäischen Handelsschluss stand der Kurs mit 3,97 Euro noch 34 Prozent im Plus.

Analysten sahen für Nokia, das sich jetzt auf die Netzausrüstungssparte konzentrieren will, Vorteile. Nokia halse Microsoft sein Problemkind auf, stellten die Analysten von Bernstein fest. Viele Microsoft-Aktionäre sahen das offenbar ähnlich und verkauften ihre Anteile. In New York büßten die Aktien über sechs Prozent ein.
Börsianer machten branchenweit Übernahmephantasie aus.

Die Aktien der Netzwerk-Spezialisten Alcatel-Lucent und Ericcson zogen um neun beziehungsweise um fünf Prozent an. Schließlich hatte am Vorabend Vodafone mit dem Verkauf seines US-Mobilfunkgeschäft an den bisherigen Partner Verizon für 130 Milliarden Dollar die drittgrößte Übernahme aller Zeiten besiegelt.

Bei Vodafone und Verizon machten die Anleger am Dienstag aber Kasse. Vodafone verloren in London fünf Prozent, nachdem die Titel in den drei vorangegangenen Handelstagen wegen der Spekulationen auf das Geschäft knapp 13 Prozent zugelegt hatten. Die im Dow-Jones-Index gelisteten Verizon-Titel verloren in New York 2,3 Prozent.

Insgesamt sahen Experten in den Geschäften ein gutes Omen. "Wenn man solche Deals einfädeln kann, dann muss der Kapitalmarkt recht gesund sein", sagte ein Händler.

Thyssen-Krupp unter Druck

Im Dax hielten sich Gewinner und Verlierer die Waage. Zu den Schlusslichtern zählten erneut wegen Syrien die Aktien der Lufthansa, die 2,8 Prozent einbüßten.

ThyssenKrupp standen ebenfalls bei vielen auf den Verkaufszetteln. Spekulationen über einen gescheiterten Verkauf der verlustträchtigen Stahlwerke in Übersee drückten die Aktien um gut 1,7 Prozent ins Minus. Wegen eines Einbruchs der Pkw-Verkäufe im August in Deutschland trennten sich viele Anleger von VW -Aktien. Die Titel fielen um 2,7 Prozent auf 171,25 Euro.

Im MDax profitierten die Aktien von Rhön-Klinikum von der geplanten Aufstockung der Beteiligung durch den Medizintechnikkonzern B. Braun und stiegen um 1,2 Prozent. Auf Talfahrt gingen die Titel von Südzucker, die 11,6 Prozent einbüßten. Die Analysten von Exane BNP hatten ihre Anlageempfehlung gesenkt und dies mit dem absehbaren Auslaufen des europäischen Zuckerquotensystems im Jahr 2017 begründeten.

(REU)
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