Bundesbank Claudia Buch wird Bundesbank-Vizepräsidentin

Berlin · Erneut eine Frau, erneut eine anerkannte Bankenexpertin: Claudia Buch (47) rückt in den Bundesbank-Vorstand auf. Die "Wirtschaftweise" wird Nachfolgerin von Sabine Lautenschläger, die vor einigen Wochen ins Direktorium der Europäischen Zentralbank (EZB) wechselte.

Claudia Buch wird Bundesbank-Vizepräsidentin
Foto: dpa

Nach dem Wechsel von Sabine Lautenschläger in die Spitze der Europäischen Zentralbank (EZB), die dort EZB-Direktor Jörg Asmussen ersetzte, soll mit Claudia Buch erneut eine Frau in den sechsköpfigen Vorstand der deutschen Notenbank wechseln.

SPD-Favorit Nagel scheitert

Das Vorschlagsrecht für den Vizeposten bei der Bundesbank hat die Bundesregierung. Innerhalb der schwarz-roten Koalition war die Nominierung von Buch lange umstritten. Die SPD hatte den bisherigen Bundesbank-Vorstand Joachim Nagel (47) für den Top-Posten favorisiert.

Buch ist seit 2012 Mitglied des Sachverständigenrats der Bundesregierung und leitet das renommierte Institut für Wirtschaftsforschung in Halle (IWH). Die Ökonomin ist außerdem Mitglied des bei der EZB angesiedelten wissenschaftlichen Beirats des Europäischen Ausschuss für Systemrisiken, der Probleme im Finanzsystem erkennen soll, bevor sie zu Krisen führen. Die gebürtige Paderbornerin hat an den Universitäten von Bonn und Wisconsin Volkswirtschaft studiert.

Buch schottet Privatleben ab

Seit März 2012 gehört die Volkswirtschaftsprofessorin als einzige Frau dem Sachverständigenrat der Bundesregierung an. Die fünf "Wirtschaftsweisen" halten mit Kritik am Kurs der Regierung ebenso wenig hinter dem Berg wie die ansonsten medienscheue Wissenschaftlerin Buch. Zentrale Projekte der Koalition wie Mindestlohn und Renten griff sie anlässlich deren Klausur im Januar in einem Radio-Interview an. Vehement forderte Buch mehr Engagement der Politik in der Euro-Schuldenkrise. Seit Jahren ermahnt sie die Bundesregierung, die Regulierung der Banken zu verschärfen.

Die EZB werde auf Dauer nicht erfolgreich sein können, wenn der Bankensektor nicht grundlegend reformiert werde. "Wir dürfen nicht zu viel Zeit ins Land streichen lassen, sonst kommt uns die nächste Krise zuvor", hatte Buch der "Börsen-Zeitung" im Juni 2013 gesagt.
Damals trat sie ihr Amt als Präsidentin des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) an.

Privates schottet die Wissenschaftlerin ab, nicht einmal ihr genaues Geburtsdatum verrät sie. Buch wurde im März 1966 in Paderborn geboren und ist verheiratet. Bei ihrem feierlichen Amtsantritt in Halle trat sie sachlich und eher zurückhaltend auf, obwohl sie im Mittelpunkt stand.

Die Präsidentschaft am IWH war indes nur ein kurzes Intermezzo von nicht einmal einem Jahr. Ihr Vorgänger in Halle, der Wirtschaftswissenschaftler Ulrich Blum, hatte nach massiver Kritik an der Forschungsleistung des Instituts den Chefsessel räumen müssen.
Das IWH beschäftigt sich mit dem Wandel der Volkswirtschaften in Ostdeutschland, Mittel- und Osteuropa.

Buch studierte von 1985 bis 1991 in Bonn und im US-Bundesstaat Wisconsin Wirtschaftswissenschaften. Am Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel leitete sie den Forschungsbereich Finanzmärkte. Nach zahlreichen Stationen als Gastforscherin kam sie 2004 mit 37 Jahren als Professorin für Wirtschaftstheorie mit Schwerpunkt Geld und Währung nach Tübingen (Baden-Württemberg). Dort leitete sie zudem das Institut für Angewandte Wirtschaftswissenschaften (IAW). Die nächste Station auf ihrer Karriereleiter war dann Halle in Sachsen-Anhalt. Nun geht es nach Frankfurt am Main.

(dpa)
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